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Marie Benedict: Frau Einstein

 

Das Thema und vielleicht auch Leidenschaft der Autorin ist es,  die verborgenen Geschichten bedeutender Frauen zu erzählen. Es soll eine Reihe entstehen: Frau Einstein, 2. Buch Lady Churchill, in Arbeit: Mrs. Agatha Christie

 

Frau Einstein ist ein historischer Roman von 337 Seiten, keine Biografie

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Uns hat gefallen:

Das Buch ist gut recherchiert, lässt sich lebendig und flüssig lesen, wobei der Focus als Antipathie-Träger mit Fortschreiten der Geschichte immer mehr statt weniger Herr Einstein ist und bleibt. – Hier relativiert sich nichts!

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Was hat uns gestört

Das Buch hat uns gemeinsam zu dem Ergebnis kommen lassen, dass Albert Einstein in der Erzählung bei aller fachlichen Genialität eine emotionale Dysfunktion bescheinigt werden kann. Er erscheint charakterlich als  egozentrischer Narzisst. Diesen  Eindruck vermitteln auch die  Nachforschungen, die zum Thema Mileva Maric in einem WDR-Beitrag verarbeitet:  https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag3312.html

 

Berührt hat uns die Stimmung im Werk

Die Ohnmacht von Mileva stimmt fast aggressiv. Die Haltung der Mutter mit ihrem  Rat, die erst- und unehelich geborene Tochter  in ihrer Obhut zu lassen und Einstein nach Bern zu folgen. Ein Entschluss, den Mileva  bitter bereuen sollte. 

Zitate:

„Du bist ein Genie. Aber in Herzensangelegenheiten versagst du völlig“ S.248

 

Einzige Auflehnung gegen Albert  nach Schlag ins Gesicht, S.322  -„Ich beschloss lieber Albert schlecht dastehen zu lassen“ –

die Grenzen der Loyalität!

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Zeitgeist

Ebenso ist Einigkeit in der Lesegruppe, dass der Zeitgeist, der in der Jahrhundertwende vorherrschte, die Umstände prägte. Eine Männerdomäne, nur durchbrochen von sehr wenigen Frauen, die es wagten und auch durchsetzen konnten, eher weniger denn mehr gleichberechtigt identische Studiengänge zu belegen. – In Mileva Maric’s Fall unterstützte ihr Vater sie aus dem Gedanken heraus, dass  diese als behinderte Person, mit einem höherem Bildungsniveau  ihr eigenes Einkommen zu verdienen in der Lage wäre, und dadurch Glück und Zufriedenheit zu erlangen. Nach Meinung der Eltern würde ihr kein Ehemann / Versorger „beschieden“ sein. –

Die fragwürdigen damaligen Moralvorstellungen bei Scheidung

Die Frau in der Ehe emotional, ordnend, beflissen den Gatten unterstützend, aber niemals doch bitte dominierend! Immer wieder: und drinnen waltet die züchtigte Hausfrau – manchmal sogar ge-züchtigt.

Daher sah Mileva den Ausweg der Scheidung für sich sehr spät, (29. Juli 1914 S.344) da sie die Stigmatisierung in der Gesellschaft als geschiedene Frau fürchtete.

 

Wir sprachen über:

  • Geschlechter- Rollenverständnis heute

In der Diskussion versuchten wir uns mit dem Thema, inwieweit sich das traditionelle Rollenbild tatsächlich bis heute gewandelt hat. Haben wir unterschwellig noch diese stereotypen Geschlechterrollen? Was haben wir als die Generation der Eltern unserer Kinder getan, um dies aufzubrechen?  Den Mann als Familienoberhaupt, Ernährer  gibt es nicht mehr, die Männer müssen sich als gleichberechtigte Partner in der Familienkonfiguration finden und verstehen.

 

  • Pionier*innen der Wissenschaft, die ebenfalls in dieser Zeitspanne, Epoche lebten :

 Lise Meitner, https://de.wikipedia.org/wiki/Lise_Meitner  in Preußen durften zu der Zeit die Frauen noch nicht studieren, so musste sie durch den Hintereingang das Gebäude betreten und durfte die Vorlesungsräume und experimentierräume der Studenten nicht betreten. dies fiel erst 1909 als das Frauenstudium in Preußen offiziell eingeführt wurde. Sie wurde 1906 als 2. Frau an der Wiener Universität promoviert!

 

Marie Curie, https://de.wikipedia.org/wiki/Marie_Curie  die gleichberechtigt mit ihrem Mann forschen durfte und von ihm Unterstützung erhielt, als  1. Frau und 1. Professorin, die 1908 an der Sorbonne lehrte.

Die Universität Hamburg zog 1985 in ihrem Begleitheft zur Ausstellung Frauen in den Naturwissenschaften das folgende Fazit:

„Marie Curie ist wegen der von ihr erhaltenen Nobelpreise in Physik (1903, gemeinsam mit Pierre Curie und Becquerel) und Chemie (1911) die wohl bekannteste Physikerin. Weniger bekannt pflegen die Schwierigkeiten zu sein, auf die sie stieß: sie wurde nicht zum Studium an der Warschauer Universität zugelassen, verdiente das Geld für ihre ersten Forschungen als Mädchenschullehrerin, und noch 1911 (!) wurde ihr die Aufnahme in die französische Akademie der Wissenschaften verweigert. Ähnlich unbekannt scheint auch ihr Engagement beim Völkerbund zu sein: Von 1922 bis 1934 war sie Vizepräsidentin der internationalen Kommission für geistige Zusammenarbeit beim Völkerbund. Auch die Möglichkeiten einer medizinischen Nutzung ihrer Entdeckungen interessierten sie stark.“[91]

Zu benennen gewesen wäre sicher auch Clara Immerwahr  https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Immerwahr,   die mit dem späteren Nobelpreisträger Fritz Haber verheiratet, ebenfalls der Ehe ihre Karriere geopfert hat, und sich jung später das Leben nahm.

 

Fazit:

Die Frage, wo ist der Charme der guten alten Zeit? ;-)

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