top of page

Bernhard Schlink:

Die Enkelin

Im Sommer 1964 verlieben sich eine Studentin aus dem Osten und ein Student aus dem Westen ineinander. Er verhilft ihr zur Flucht. Erst nach ihrem Tod entdeckt der Siebzigjährige, was seine Frau ihm ein Leben lang verschwiegen hat: Sie hatte damals eine Tochter zurückgelassen. Er tut, was sie immer wollte, aber nicht schaffte, er sucht nach ihr. Die Suche wird zu einer Reise in die Vergangenheit und einer Begegnung mit den Wunden und Narben, die DDR, Wende und Anpassung des Ostens an den Westen hinterlassen haben. Als er die Tochter findet, lebt sie verheiratet in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land. Ihre vierzehnjährige Tochter freut sich, dass auf einmal ein Großvater in ihr Leben tritt., wie er sich über eine Enkelin freut. Aber seine Welt ist ihr so fremd wie ihm ihre. Kann er sie erreichen?

IMG-20220411-WA0008.jpg

Bernhard Schlink (* 6. Juli 1944 in Großdornberg, heute Bielefeld) ist ein deutscher Jurist, ehemaliger Hochschullehrer und Schriftsteller...

Genre:                 ROMAN

erschienen im:  DIOGENES VERLAG

herausgegeben: 2021

Seitenzahl:          367

​

Wie hat es uns gefallen:

Die Erzählung Bernhard Schlinks hat uns alle sehr bewegt. Die Geschichte einer großen  Liebe und Hingabe (Birgit und Kaspar), absolut, außergewöhnlich und bedingungslos. Diese Hingabe und Stärke erweitert sich im Handlungsverlauf auf die Enkelin Sigrun, von deren Existenz er vor dem Tod Birgits nichts ahnte, wusste.

In seiner Trauer und Einsamkeit erkennt er eine neue Lebens-Sinn-Aufgabe, mit dem er gleichzeitig das Vermächtnis Birgits zu erfüllen glaubt.

Die Leere nach Birgits Tod, das Bewusstsein und auch die Freude, dass da ein Kind ist, lässt ihn die Suche der unbekannten Tochter aufnehmen.

Seine Nachforschungen bringen ihn zu einem Völkischen Dorf, abgeschottet von der Außenwelt. Er baut eine Beziehung zur Enkelin auf, mit dem Willen des Verstehen-Wollens.

Der Schreibstil ist sensibel, aber auch packend und fordernd.

 

Welche Figuren stehen uns am nächsten:

Der Protagonist Kaspar erscheint oft vorsichtig tastend, ist einfühlsam, und erweckt oft den Eindruck er nimmt sich völlig zurück. Er möchte eine Beziehung zu Sigrun aufbauen, wofür er sehr viel Toleranz und Verständnis mitbringt, in dem Wunsch, mit ihr im Gespräch zu bleiben.

Am meisten berührt hat uns :

  • Birgits Empfindungen nach der Flucht

         „ich war nicht mehr dort und ich war noch nicht hier“

  • Birgits Alkoholsucht

„Ich wusste nicht, was Verschweigen langfristig anrichtet“

  • Ver-Schweigen und Vertrauen in der Partnerschaft

„Es hatte zwischen ihnen bei aller Nähe eine tiefe Distanz gegeben, er hatte sie mehr geliebt als sie ihn, sie hatte sich finden wollen und war ohne ihn auf die Suche gegangen, sie hatte Geheimnisse vor ihn gehabt --- (…) – Na und? Tief drinnen und tief drunten hatte er nicht alles gewusst aber doch, dass sie sich nie ganz geben konnte und dass er sie nie ganz hatte.“ (S132)

  • Die Sensibilität Kaspars, das Bemühen, der Kampf um Sigrun, die Enkelin, er möchte die Saat des Zweifels säen, weiß jedoch nicht, ob er sie letztlich erreichen wird.

  • Mit kleinen Prozedere wie das Auswählen und Abspielen der „ Gute-Nacht- Musik“ wird die Verbundenheit, das Wir-Gefühl gestärkt.

  • ​

Lieblingsstelle Zitat:

„Er hatte sie in sein Herz geschlossen. Nur unter dem Vorbehalt, dass sie ihrer Welt abschwören und in seine finden würde?“

Wir sprachen über:

  • Ost-West Thema

dass  40 Jahre Unrechtsstatt ihre Spuren in den Seelen und Köpfen der Menschen hinterlassen, sie prägen.

Der Missklang der Gefühle in Ost-lern, die sich im Westen nach Meinung der Wessis überglücklich schätzen müssten, ihrem System entronnen zu sein, Lebensmodelle des Westens werden „übergestülpt“

„Im Osten war etwas Eigenes entstanden? Im Osten hatte es Unterdrückung, Unrecht und Unglück gegeben, Unterdrückung und unrecht waren vorbei, die unterdrückten Ostdeutschen konnten wieder sein wie die nicht unterdrückten Westdeutschen und hatten keine Grund mehr, anders zu sein. Wenn sie es doch waren, war es ungehörig und überdies undankbar.“

​

Zeitgeist:

Politische Hilflosigkeit

Umgehen mit Andersdenkenden, die vielleicht noch erreicht werden können

Völkische Siedler, ähnlich Reichsbürgern,   Rechtsradikale abgekapselt in ihrer eigenen Welt

„Ich wusste, dass du die Lügenpresse liest und für den Schuld-Kult bist und zu den Willkommensklatschern gehörst   .. Du hast keine Ehre im Leib“  Björn 

 

Was ist unsere Meinung zur Stimmung im Werk:

Brisant, emotional, hochaktuell, intensiv

 

Buch Cover :

Das Cover zeigt sehr passend „A Village Maiden“ von Sir George Clausen

​

Fazit:

Tröstliche Botschaft; Liebe findet immer einen Weg ;-)

Empfehlen,  verschenken:

Ja!!! Unbedingt lesen

© 2023 by The Book Lover. Proudly created with Wix.com

bottom of page