Wolf Haas: Eigentum
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Wie hat es uns gefallen:
Dieses Mal ist der Kritikanteil höher als bei anderen Werken, die bisher besprochen wurden.
Das Mutter-Sohn- Verhältnis wird vom größten Teil der Gruppe als lieb- und respektlos wahrgenommen, der Humor des Autors kommt nicht an. Den Erzählstil empfinden sie als schonungslos und bissig, mit Sarkasmus das Leben der Mutter ins Lächerliche gezogen.
Der Roman hat Zwei Handlungsstränge
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Das Leben der Mutter und zwar ausschließlich
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Der Aufgabe von Wolf Haas, der eine Poetiklesung, die er halten soll, vorbereitet,
Er beginnt 2 Tage vor ihrem Tod, als der Autor noch kein Thema für seine Lesung erkoren hat, demzufolge ist auch kein Text vorhanden. Die Überlegung ist „kann man vom Leben schreiben“
Der Schauplatz ist vornehmlich das Alten- und Pflegeheim, in dem die Mutter ihn zur Welt brachte, und nun dem Tode entgegendämmert. Es wurde von einer Geburtsklinik in ein Pflegeheim umgewandelt. The Circle of Life S. 75: „weil ich in dem Gebäude, in dem meine Mutter starb, geboren wurde. Zuerst hat sie meinen Bruder hier zur Welt gebracht, vier Jahre später mich, jetzt starb sie hier. „Da wären wir wieder einmal. (….) Jetzt ging der Embryo nahezu 60 Jahre später zurück“. Vielleicht ein wenig zu pathetisch, aber auch sehr melancholisch
Der Schreibstil:
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Bei den Erzählpassagen Mutter - Sohn, wechselt er gerne in die Sprache der Mutter in Dialekt und einfacher gehalten.
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Was hat uns gestört:
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Es wurde die Mutter als „vorgeführt“ empfunden, der Humor eher als makaber. Lästig wirkten auf viele auch die ständigen Wortwiederholungen.
Am meisten berührt hat uns:
Am meisten berührt negativ war für fast alle das Begräbnis der Mutter (Was könnte sie anhaben) die „Spielerei mit Beileid..
Am positivsten berührt hat uns das „Telefonieren“ mit dem Jenseits gleich zu Beginn des Buches und zum Ende, ebenfalls eine schöne Schließung des Kreises.
Die Zusammenfassung der Fertigkeiten und Sprachgewandtheit seiner Mama auf Seite 116/117 präsentieren eine intelligente Frau, die alles konnte „nur nicht mit Leuten“ und zeigt liebevolle Zärtlichkeit und Hochachtung.
„Nachdem sie ihren Traum, ihr eigenes Grundstück zu erwerben, aufgegeben und von keinerlei Eigentum Besitz ergriffen hatte, hatte etwas von ihr Besitz ergriffen: Niedergeschlagenheit.“
Vergleich:
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Wir fühlen uns erinnert an Alex Schulmans „Verbrenn all meine Briefe“
Lieblingsstellen Zitate:
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Über das Seufzen als vorsprachliche Äußerung Seite 21: das vorwurfsvolle, mitfühlende, Lustvolle, sentimentale, schmerzerfüllte. 😉
Wir sprachen über:
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Die Verbitterung dieser Frau, über ihre lebenslange Armut, die Entbehrungen und Auswirkungen der Weltkriege, die Inflation. Die prägende Erfahrung für Mutter und Kind Seite 34: „Schon als Fünfjähriger wusste ich, was Inflation war“ (….) Das ganze Geld hin. Kaputt. (…) Hast nichts mehr dafür gekriegt. (…) Alles hin.“ Eine Frau, die leider keinen Optimismus für sich in Anspruch nehmen konnte.
Was ist unsere Meinung zur Stimmung im Werk:
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Der Sound des Buches ist uns zu düster, pietätlos, sein Humor gemessen am Thema für zu makaber, was bei der Beerdigung bspw. besonders kritisiert wird. Bei den meisten stellt sich ein unangenehm bedrückendes Gefühl ein. (Seite 147). Es kommt keine Spannung auf.
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Was ist unser Fazit, sind unsere Erkenntnisse?
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Vielleicht als Einstieg in die Haas-Sprache das falsche Buch!