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Martin Suter:

Melody

In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit - vor über 40 Jahren - ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Für die Ordnung des Nachlasses stellt der alte Herr einen Studenten ein, der diesen Job dringend braucht. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob Dr. Stotz wirklich ist, wer er vorgibt zu sein.

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Martin Suter, geboren 1948...

Genre:                            Roman, liter. Fiktion

Verlag:                            Diogenes

erschienen:                   2023

Seitenzahl:                    320

Wir sind uns einig, dass es bessere Werke Suters gibt. Er gilt als einer der besten Erzähler der Gegenwart, die Geschichten sind ebenso intelligent wie unterhaltend, bergen immer eine Überraschung, ein Geheimnis.  Der Roman ist ein Page-Turner der seine Leser*innen  in die schillernde Welt der Reichen und Schönen eintauchen lässt.

 

Der Stoff ist klar:

Das zentrale Thema ist die Liebesgeschichte von Dr. Stotz zu Melody.

- Die Kamingeschichten des Dr. Stotz. 

​

Darüber hinaus geht es um Illusion versus Wahrheit.

​

Mit dem Wunschdenken eine Illusion schaffen, die von der harten Realität ablenkt. Es ist der Wunsch, dass die Dinge anders sind, als sie tatsächlich sind.

 

Zitate

Dr. Stotz: "Die Erinnerungen sind eine seltsame Sache je älter du wirst, desto weniger weißt du, ob sie echt sind oder einfach entstanden wie Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle."

" Ich habe mein ganzes Leben versucht der Welt von mir ein bestimmtes Bild zu vermitteln, ihre Aufgabe besteht darin, dieses auch für die Nachwelt zu bewahren".

 " ..ich liebe die Fiktion wesentlich mehr als die Realität...

.Ich möchte keine Geschichtsfälschung, sondern -Gewichtung" 😉

 

Wunschdenken und Realität sind zwei Konzepte, die oft in einem spannungsgeladenen Verhältnis zueinanderstehen.

 

So sei diesmal eine kleine nicht zwingend ernst zu nehmende Karikatur gestattet:  

Wie im Märchen,... lebte ein sehr betagter Mann, einst erfolgreicher Wirtschaftsmagnat, in Gesellschaft und Politik angesehen und hoch dotiert, in einem Schloss, respektive  einer Villa.   Über deren Eingang war in Stein gemeißelt, passend zum Thema „Tempus fugit, amor manet“, der Leitgedanke. Dieser setzte sich in den Räumen mit entsprechenden „Altären“  seiner großen Liebe fort.

Im Schloß  sorgten die Bediensteten – eine begnadete Köchin, die mehr Sterne als ein Michelin-Restaurant verdiente, und ein Butler, so perfekt, dass er selbst Freddie Frinton (Butler James, Dinner for one) in den Schatten stellte, dafür,  dass alles nach Plan lief. 

Und während der alte reiche Mann,  nicht verkraften konnte, dass seine wesentlich jüngere Liebe ihn gegen einen jugendlicheren, vlt. besseren Mann eingetauscht hatte, in seiner Trauer schwelgte, hielt er mit aller Macht seine Version des einsamen Liebenden aufrecht. Schließlich war Stil das letzte Gesetz. Der äußere Schein war für ihn so wichtig wie der letzte Schliff an einem teuren Anzug.
 

Als Bösewicht kam ein eifersüchtiger Bruder aus der Familie der Braut in die Szene, mit einem Herzen voller Missgunst,  die getarnt war mit der Sorge über die zusätzliche Problematik der religiösen und kulturellen Unterschiede des Paares. -


Und dann war da noch die Nichte des alten Mannes, die sich in Tom, den "Memoiristen" ad hoc verliebte.  Das junge Paar, charmant und  frisch , sorgte sich ernsthaft darum, ob sie mit dem ererbten Reichtum umgehen konnten. Schließlich war es nicht leicht, die Verantwortung für ein Vermögen zu tragen, das sie nicht einmal selbst verdient hatten! ....und wenn sie nicht...

 

 

Die Beobachtungen im Lesekreis sind, dass die Charaktere mit ihrer Identität oder ihrem Selbstbild kämpfen, sich dabei aber nicht entwickeln. Die grundsätzliche Idee ist gut, aber ein wenig Selbstironie statt Theatralik hätte bisweilen nicht geschadet.

Die Figuren sind zu sehr stereotyp, angefangen bei dem Narzissten Dr. Stotz, bis zum ewigen Studenten Tom Elmer, Rest siehe Märchen.

Es geht uns zu viel um Mahlzeiten und den natürlich passenden!! Alkohol.

 

Fazit:

Wer sich einlassen, verzaubern lassen möchte, vom Ambiente der Superlative, auch was die Reisen des leidenden Dr. S angeht,  kann bei diesem Buch Butler Roberto sagen hören: It is served. 😉

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