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Amy Waldman:

Der amerikanische Architekt in der Übersetzung

aus dem Englischen von Brigitte Walitzek

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Zum Plot:

Der gute Wille, die besten Absichten waren da…eine Gedenkstätte für die Opfer des Terroranschlags vom 9. September…

Die Romanfiktion spielt 2 Jahre nach 9/11, als eine 13- köpfige Jury in einer anonymem Ausschreibung für eine Gedenkstätte entscheiden soll. Die Entscheidung der Jury fällt auf den Entwurf eines Architekten namens Mohammad K…..  Schon ist der Selbstläufer einer Tragödie vorprogrammiert…

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Gefallen hat:

Die Personen sind ausnahmslos lebendig gezeichnet, immer mit Hintergrundinformationen über deren Familien, Werdegang. Sehr realistisch die Darstellung der fortschreitend negativen Stimmung, gleich einem Hexenkessel. Gebannt folgen wir dem Fiasko, das, bei aller Bestürzung nachvollziehbar, zum Attentat und Tod Asma‘s führt.

Als besonders eindrücklich werden die Entstehung von Fake-News aufgezeigt, und das unverantwortliche Verhalten der RegenbogenpresseDas Spiel mit Emotionen, Informationen aus dem Konsens gerissen, Effekthascherei um jeden Preis.

Seite 419 „ein Foto von Asma nahm die ganze Titelseite ein -  lachend, den Kopf zurückgeworfen mit blitzenden Zähnen,  als amüsiere sie sich über das Wort, das in riesigen Lettern über ihrem Gesicht stand: illegal“

Ebenso geschickt dargestellt die Einflussnahme der Presse:

Seite 213: „Zweifelsfrei hat Mohammad Khan jedes Recht, seine Gedenkstätte zu bauen, hieß es in dem wöchentlichen Kommentar des Chefredakteurs des New Yorker. Die Frage ist, ob er sie bauen SOLLTE.“ 

 

Besonders berührend fanden wir:

  • „Steinmännchen“

Seite 146 :„die Idee- impulsiv kreativ- hätte von Cal (Vater Williams) stammen können. Bevor sie aufbrachen, suchte Claire im Wörterbuch nach dem richtigen Begriff und fand Steinhaufen -als Grenz oder Orientierungszeichen, Denkmal etc., aber auch Steinmann, Steinmännchen aufeinander gestapelte Steine in Form kleiner Höhe oder Türmchen als Wegzeichen“. (…)dass er seinem Vater auf diese Weise half, den Weg nach Hause zu finden, ..).“

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  • „kindliche Totenbeschwörung“.

S.159: „William, der glaubte, auf diese Weise die Steine zum Leben erwecken, oder seinen Vater nachhause locken zu können.“

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  • Versuch der Trauerverarbeitung:

Seite 98: Sean„(...), wenn er abends zurück nach Brooklyn fuhr, war es, als kehrte er von einem Krieg nach Hause zurück… seine Frau sagte er rieche nach Tod und er konnte nicht verstehen, dass sie sich davon abgestoßen fühlte. der Staub, den er mit nach Hause brachte, war ihm heilig. Er schüttelte Schuhe und Hemd über Zeitungspapier aus, um ihn zu sammeln und aufzubewahren.“  

 

Gestört hat uns:

Am Ende des Romans gibt es einen exorbitanten Zeitsprung von 20 Jahren, Khan, nun nahe der 60, der inzwischen in Mumbai, dem früheren Bombay lebt, gibt 2 amerikanischen Reportern ein Interview, die einen Doku-Film über die damalige Ausschreibung und das Schicksal der darin verknüpften Personen gedreht haben. Für uns ein zu abrupter Break.

 

Wir sprachen über:

  • Problematik der illegalen Opfer:

Asma Seite 122: „Wie konnte man tot sein, wenn man gar nicht existierte? Von den 40 Menschen aus Bangladesch die in den Tagen nach den Anschlägen bei ihrem Konsulat als vermisst gemeldet wurden, waren nur 26 legal im Land. Asma Anwars Mann gehörte nicht zu ihnen. Diejenigen die keine Dokumenten hatten könnten konnten bedauerlicherweise auch nicht gezählt werden, beharrten die Konsulatsmitarbeiter. (….)der Witwe keine finanzielle Unterstützung zukommen lassen. (…) es gab keinen Inam Anwa (….“,

  • Die Gier nach  Macht, der Egoismus der Politiker:

Paul Seite 425: „Gouverneurinnen sollten besser eine Erklärung parat haben“. er fing sich einen finsteren Blick ein…….,    sie würde darlegen, dass sie nur versucht hatte, die Gedenkstätte, ganz Amerika, gegen die islamistische Bedrohung zu verteidigen. Selbst wenn der Staat das Verfahren verlor, würde sie gewinnen. Bisher waren ihre Umfragewerte jedes Mal, wenn sie gegen Khan in die Offensive gegangen war, gestiegen. Er war ihr Sauerstoff.“

Seite 427 „Die Gouverneurin führte die Attacke noch weiter: „ ich fühle mit Asma Anwar, aber sie stellt ein ernsthaftes Problem dar. wenn wir nicht aufpassen, wer durch unsere Türen kommt, sterben Tausende von Amerikanern. solange ICH diesen Staat leite, werde ich nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschieht.“

 

  • Populismus

„hatten Politiker die Stimmung der Öffentlichkeit aufgepeitscht, geschürt vor den zahllosen nicht erfassen Muslimen aus Bangladesch, die es in New York gab, angefangen bei Asmas totem Ehemann. „auch wenn niemand sonst es tut, ich stelle die Frage“, hatte Lou Sarge in seiner Sendung gezetert: „.was hat ihr Mann in den Türmen gewollt?“ S. 427

 

 

  • Die Veränderung der Personen und ihrer Standpunkte:

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Mo wird zum praktizierenden Muslim. Nachdem er sich von seinen Landsleuten im Stich gelassen fühlt.

Seite116/117: Gespräch mit Paul Rubin. „Ganz gleich, was für eine Art Muslim Khan bis jetzt gewesen war, es würde als ein aufgebrachter von hier weggehen.“

 

Seite 427: Asma resigniert

 „zu gehen war ihre eigene Entscheidung, irgendwie aber auch nicht. In den Tagen nachdem ihr illegaler Status bekannt geworden war, hatten Politiker die Stimmung der Öffentlichkeit aufgepeitscht, die Angst….

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 Seite 448: Sean überlegt, den Kampf gegen Khan aufzugeben, zu unterlassen.

 

Zum Buchtitel - Die Übersetzung des Titels ins Deutsche:

Die Doppeldeutigkeit der „Submission“

  • Die Unterwerfung

  • Die Einreichung

Die Einreichung - üblich im Baugewerbe bei Ausschreibungen, die Bewerbung um einen Auftrag.

Die Unterwerfung – wer unterwirft sich wem?

  • Mo letztendlich der öffentlichen Meinung? Er verlässt das Land, arbeitet nie mehr für die USA Veränderung

  • Claire der öffentlichen Meinung, beispielsweise das Kinder-bullying Seite245? Sie stößt an ihre Grenzen, als Mo zu kompliziert, introvertiert ist, um sich zu erklären,

 

Fazit:

Der Roman ist ungeheuer vielschichtig. Ein Buch, das sehr stark die Selbstreflektion fordert:  immer wieder fragt man sich, wie würdest du handeln, entscheiden? - Wir empfehlen es!! 

 

 

Die Realität ist immer noch schräger als die Fiktion Doris Dörrie

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