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Heute beissen die Fische nicht von Ina Westmann

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Wie hat es uns gefallen:

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Eine idyllische Insel im finnischen Schärengarten, 3 Protagonisten und deren ernster Hintergrund: Die Geschichte schickt uns durch eine emotionale Reise durch die Gedankenwelt der Charaktere:

Emma, psychologisch, sozial und physisch leidend unter den Auswirkungen ihrer Arbeit als Fotojournalistin oft in Krisen- Gebieten. Die Symptome der traumatischen Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit wirken sich zu Problemen auf das Familienleben aus.  Emma kämpft darum ihre Vergangenheit mit ihrer Gegenwart in Einklang zu bringen. Ihre Halluzinationen verwischen die Grenzen zwischen Realität und Illusion. Dieser Aspekt der Geschichte, wirft Fragen über die Wahrnehmung und die Zuverlässigkeit der eigenen Erfahrungen auf.

Joel, Pädagoge, steht auf der Seite der Wissenschaft, still, eher introvertiert. Joel hadert, kämpft mit Emmas Zustand, er möchte sie vor ihren Dämonen beschützen und gleichzeitig Stabilität für seine Tochter schaffen. Um in der maritimen Symbolik zu bleiben, er möchte der Anker der Familie sein.  

Fanni, die gemeinsam adoptierte Tochter aus Kenia ist 5 Jahre alt und auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Identität. Sie ist ein aufgewecktes Kind mit dunklen Haaren, das in der Gesellschaft der vermutlich hellhäutigen finnischen Küstenbewohner fremdartig wirkt und auffällt.

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Was hat uns gefallen:

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Geschickt setzt die Autorin die Abgeschiedenheit der Insel ein, die die  Beziehungen und Konflikte innerhalb der Familie intensiviert. Joel, Emma und ihre adoptierte Tochter Fanni leben auf engem Raum, ohne große Ablenkungen. Es gibt keine Fluchtmöglichkeiten in die äußere Welt.  Sie sind gezwungen, zwischen Realität und Visionen zu unterscheiden und diese in Einklang zu bringen.

 

Das Buch gliedert sich in kurze, prägnante Kapitel, mit poetischer schöner Sprache,  die wie Flash-Backs der einzelnen Protagonisten wirken. Bei der aufgezeigten Problematik ist der Schreibstill nie wertend oder moralisierend. Die kurzen Abschnitte sind wohltuend und begünstigend für den Lesefluß.

 

Kritik – Eindruck:

 

Das Meinungsspektrum der Lese-Gruppe geht diesmal von einem „sehr vielschichtig“ (angenehm) bis zu Themen überladen (unangenehm).

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  • Familien- Dynamik und Isolation

  • psychische Gesundheit und Trauma

  • Identität und Selbstfindung

  • Adoption und Zugehörigkeit, Integration

  • Rassismus

  • Kriegs-Traumata

  • Flucht und Migration

  • Krisengebiete mit Hungersnot

  • Umweltprobleme

 

Uns hat am meisten berührt:

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Sehr berührend empfanden wir die Gespräche zwischen der kleinen Fanni mit dem Großvater. Die Familie im Jetzt und im Jenseits. Die besondere Wahrnehmungsfähigkeit von Kindern, die oft intuitiv Atmosphären und Stimmungen intensiver als Erwachsene erfassen, wird hier einfühlsam dargestellt.

Die spirituelle Verbindung  Fannis mit dem Großvater , den sie als guten Geist aus dem Jenseits und unsichtbaren Freund erlebt, ist sehr bewegend, geht unter die Haut und berührt das Herz.

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Unser Lieblingscharakter:

 

Als Favorit wurde Joel gewählt, der sich bemüht, Emma zu helfen, sie zu unterstützen und Halt zu geben auf ihrer Suche nach sich selbst, ihrem inneren Frieden. Gleichzeitig versucht er, sie in Einklang mit Fanni zu bringen.  Trotz seiner Ängste und Unsicherheiten, möchte er die Familie schützen, und seinen Werten wie Umweltschutz und vegetarische Lebensweise treu bleiben.

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Zeitgeist: 

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Gerade bei dem Thema Familiendynamik wurde darüber diskutiert, ob der Zugang zu einer Fülle von Informationen, darunter auch Fehlinformationen, die heutige Familiensituation möglicherweise zusätzlich belasten könnte.  Die im Roman angesprochenen Themen spiegeln dabei viele der  persönlichen und kollektiven Herausforderungen wider, mit denen moderne Familien konfrontiert sind und als Belastung empfunden werden.

 

Fazit:

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Noch einmal werden wir maritim 😉: Fische als metamorphisches Symbol für verborgene Wahrheiten und Erinnerungen, die nicht immer leicht zu fassen sind.

 

In den Tiefen unserer Seele schwimmen Erinnerungen wie scheue Fische, - manchmal beißen sie, manchmal nicht.​

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