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Lesekreis-Erfahrungen: Neujahr:
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Wie hat es uns gefallen?

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Unser üblicher Einstieg in die Diskussion, ist in diesem Buch schlecht anwendbar.

 „Gefallen“ ist  nicht die richtige Begrifflichkeit. Fesselnd mit Sicherheit, oft verstörend und aufwühlend. Es hat ein interpretationsfähiges Open End,  bietet durchgängig Diskussionsgrundlagen.

Sämtliche Muster von Kommunikationsstörungen treten zutage. Die menschlichen Abgründe  und deren Folgen, zeigen die Hilflosigkeit mit der der  Einzelne  zu kämpfen hat – posttraumatische Belastungsstörungen – für Henning und seine Schwester Luna.

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Wie finden wir die Beschreibungen?

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Der Inhalt und Aufbau des Romans ist gut strukturiert,  stellt das dunkle „ES“ des Protagonisten Henning in den Vordergrund. (Sigmund Freud des Unterbewusstseins „ICH und ES“).

Seine Panikattacken, die er durch Sport auspowert und  in den Griff zu kriegen sucht. Sein Ehrgeiz, der Rolle als gleichberechtigter Partner  in einem zeitgemäßen  Familien-Modell gerecht zu werden krampft. Er und Theresa, seine Frau kümmern sich zu gleichen Teilen um die Erziehung der Kinder, sowie den finanziellen Unterhalt. Er hat jedoch immer das Gefühl, es genügt nicht, sei nicht genug und fühlt sich überfordert, - ist es. Es geht ihm schlecht.

Das Zerrbild einer modernen Familie entsteht, das Gefüge hält nicht zusammen.

So hautnah beschrieben, dass die Szenerie an Munch’s „Der Schrei“ erinnert, so greifbar ist die Verzweiflung, die Aussichtlosigkeit, Depression.

 

Welche der Figuren stehen uns am nächsten?

 

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Es gibt hier keine Lieblingsfiguren, Menschen, die man gerne näher kennen möchte, denen man gerne begegnet wäre.

Es sind keine Identifikationsfiguren vorhanden, es ist rein Hennings seelenwundes Kindheitstrauma, seine Geschichte.

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Unsere Lieblingsstellen / Zitate:

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„Wenn er versucht, falsche Gedanken zu vermeiden rennt er wie ein gehetztes Reh durch den eigenen Kopf „

„Schließlich kommt es im Leben immer und überall darauf an, ob etwas funktioniert, und solange alles funktioniert, muss man eigentlich auch nichts machen“

 

Was hat uns am meisten berührt?

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Die furchtbare Situation der verlassenen Kinder, die Verzagtheit Hennings, alles „richtig“, verantwortungsbewusst mitdenkend zu machen, Luna gegenüber, nach Lob, Anerkennung der Eltern heischend.

Die Kinder, die sich durch Stunden und Tage quälen, Henning immer in seiner Beschützerrolle für Luna. Bei manchen Teilnehmerinnen ist die Grenze der erträglichen Vorstellung anhand der Leiden der Kinder erreicht.

Die Lieblosigkeit, das lange Schweigen der Mutter: „Ich hatte schon lange auf deinen Anruf gewartet“

Die Liebe der Geschwister, die gefühlte Verantwortlichkeit Hennings für Luna bis ins Erwachsenen-Dasein, die er nicht abgeben kann.

 

Was hat uns nicht gefallen?

 

Der Schluss:

Eventuell zu schnelles Ende einer dramatischen Entwicklung

– Rauswurf Lunas, um für sie dadurch ihre Selbständigkeit zu erzwingen – fraglich

-  Befreiung für Henning - fraglich

 

 

Würden wir das Buch empfehlen?

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Das Buch würden wir absolut empfehlen und auch verschenken, unter Umständen mit Vorwarnung, dennoch ein Lese-Erlebnis!

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