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Isabel Bogdan: Der Pfau

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Die hervorragende Übersetzung des Romans „Ein untadeliger Mann“ durch Isabel Bogdan ließ uns nach eigenen Werken der Schriftstellerin schauen und wir entdeckten eine köstliche Groteske mit typisch englischem Humor.

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Wie hat es uns gefallen:

Der Roman wirkt auf uns wie ein Boulevardstück vom Feinsten: Missverständnisse mit Verstrickungen, Heimlichtuerei, schlechtem Gewissen und Vertuschungen.

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Was hat uns gefallen:

Ganz besonders hat es uns die Situationskomik mit viel psychologischer Feinfühligkeit angetan.

Wir fanden interessant, dass Frau Bogdan ohne jede wörtliche Rede auskommt und sogar dem Terrier eine eigene Stimme verleiht, mit der er seinen Gefühlen Ausdruck gibt. Es ist vielleicht kurios, aber rutscht nie ins Kitschige ab.

Ort und Handlungsverlauf

Isabel Bogdan hat ihre Geschichte nicht nur mit dem erwähnten Humor ausgestattet, sondern hat auch den Ort des Retreats natürlich in die Highlands gelegt.

Hier sollen zum Wohle der Abteilung, respektive der Bankgeschäfte, die 5 stadtgewohnten Mitarbeiter ihr gegenseitiges Verhältnis ins Gleichgewicht bringen. Unterstützt werden sie von der Köchin Helen, die mit eigenen Vorräten anreist, und der Psychologin und Moderatorin Rachel. Dazu kommen dem Landleben entsprechend Tiere, nämlich eine Gans, mehrere Pfauen und der Hund Merwin der Chef-Bankerin als Akteure dazu. Alles verrutscht zunächst einmal ins Ungleichgewicht, vermutlich aufgrund von Zuviel Natur für die Banker. Wintereinbruch und Stromausfall im renovier bedürftigen Gemäuer, eine daraus resultierende Grippe tun ihr Übriges.

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Lieblingsfigur:

Zu unserer Lieblingsfigur kürten wir einstimmig Helen, die Köchin, patent, cool und mit einem unerschöpflichen Einfallsreichtum. Beispielsweise die Idee, den Pfau zu „entsorgen“, aber dabei noch einer Verwendung zuzuführen, indem man ihn  Fasan- oder Gänsecurry anbietet.

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Lieblingsstellen, Zitate:

Seite 7: „einer der Pfauen war verrückt geworden. Vielleicht sah er auch nur schlecht, jedenfalls hielt er mit einem Mal alles, was blau war und glänzte, für Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt „

Seite 147: „ Und was war denn hier oben mit den Biestern los? Erst die Sache mit der Gans und ihren Ausscheidungen bei ihrer Ankunft, dann permanent weitere Attacken der aggressiven Gans, wann immer man vor die Tür trat und dauernd diese Pfauen– erst fiel ihr einer auf den Kopf, dann riss Mervin einen, jetzt klebte einer an ihrem Fenster - das war doch alles nicht normal, da konnte man doch wirklich paranoid werden - Mistviecher !“

Seite 244: „Dann saßen Lord und Lady McIntosh am Küchentisch, rührten in ihren Teetassen und fragten sich, wie die Leute eigentlich manchmal auf die Idee kamen, in so einem abgeschiedenen Tal wäre nichts los“

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Am meisten berührt hat uns:

Wir fanden einfach herrlich, wie sich mit der zwischenmenschlichen Dynamik, auch der „dress-code, die Anzugsordnung ändert. Beispielsweise den Nicky-Freizeit-Anzug, den die Chefin nach überstandener Krisis unbekümmert trug, wo doch vorher auf ein seriöses, gut aufeinander abgestimmtes Outfit im Business-Look geachtet wurde.  

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Fazit:

Ziel erreicht, die Bankergruppe ist am Ende zusammengewachsen und respektiert die Vorzüge und Schwächen des Anderen.

Eine Lese-Empfehlung für alle, die manchmal ein wenig Abstand vom Weltgeschehen benötigen.

Herzerfrischend Nicht-Sinn-bringend, einfach nur zum Amüsieren und Abtauchen in einer zurzeit mehr als ernüchternden Welt.

…und…um es mit Helen, der Köchin zu sagen: Genießen mit einer Tasse Darjeeling und ein paar Scones 😉.

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