top of page

Susanne Abel: Stay away from Gretchen

 

Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten –

Zitat August Bebel im Roman

​

Zur Story:

Die Geschichte der 84-jährigen Greta, die an Alzheimer leidet, und ihrem Sohn Thomas genannt Tom, der nun erfährt, warum seine Mutter während seiner Kindheit nicht so für ihn da war, wie er sich das erhofft, gewünscht hätte, sie oft in Psychiatrischen Kliniken behandelt wurde.

Susanne Abel erzählt hier eine Seite der Nachkriegsgeschichte, die weniger in der Öffentlichkeit verbreitet wurde, und dennoch nicht weniger erschütternd ist.

Es sind 2 Erzählstränge vorhanden:

  • die Geschichte Greta (Gretchens) 1931 geboren, ihre Kindheit bis in die 50er Jahre, Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und die Flucht.

In der Zeit zwischen 1948 und 1955 kamen zirka 4800 sog. „Brown Babys“ auf die Welt, Kinder deutscher Mütter und Afro-Amerikaner. Sie wurden diskriminiert und schikaniert, von der deutschen Bevölkerung, sowie dem amerikanischen Militär. Nicht selten wurden sie zwecks Adoption in die USA gebracht.

  • Und die des 45-jährigen Journalisten Thomas (Tom), Sohn von Greta, die in 2015 spielt, er lebt als Nachrichtensprecher und Korrespondent in Köln.

 

Wie hat es uns gefallen:

Der Roman lässt sich rasch und flüssig lesen. Wenn auch sprachlich nicht einwandfrei, gelingt es Susanne Abel ihre Leser*innen emotional absolut in Bann zu ziehen, dergestalt mitzunehmen, dass es schwerfällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. 

Wir sind uns einig: Ein echter „Page Turner“ eben ;-)

​

Was hat uns gefallen:

Das Brückenschlagen der Chronik, die Dramen der Menschen, die im 2. Weltkrieg flohen, mit denen die aus Afghanistan und Syrien 2015 auf der Flucht waren.

 „ich will kein Flüchtling mehr sein“ Seite 156  -  Vergleich Dinah Nayeri, „Der undankbare Flüchtling“

 

Welche Figuren, Charaktere standen uns am nächsten:

Am besten gefallen hat uns die Beschreibung des Charakters Gretas. Ihr Mut, die Keckheit, ihr Wille und Galgenhumor als Heranwachsende und blutjunge Frau sind sehr gut herausgearbeitet. Auch die intuitive Schlagfertigkeit Gretchens, die sie sich in Anbetracht ihrer Demenz erhalten hat, ist schön ausgeführt.

 

Am meisten berührt:

In diesem emotionsgeladenen Roman ist es schwierig, die Ereignisse zu evaluieren. Besonders bewegend fanden wir die Szene, als der geliebte Vater völlig verändert endlich nachhause kommt.

Vergleich Wolfgang Borcherts, „Draußen vor der Tür“

  •  

Auch der  Sorgerechtsentzug von Marie, der kleinen Tochter Gretchens mit 4 Jahren.

Opa schlug ihr die aktuelle Ausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung hin…Überschrift: Start in ein neues Leben- Acht Mischlingskinder auf dem Weg in eine glückliche Zukunft“

 

Nicht gefallen:

Der Charakter Thomas‘ kommt in der Gruppe nicht gut an, zu sehr Macho, Lebemann mit Alkoholexzessen, Freizeitallüren. Ebenso die Flapsigkeit der Sprache, „Jesus-Verschnitt, Gas- Wasser- Scheiß-Heini“ findet keine Begeisterung.

Die Ernsthaftigkeit bzw.  Langlebigkeit des Verhältnisses von Jenny und ihm wird von der Gruppe angezweifelt.

Viele Szenen scheinen unseren Teilnehmerinnen zu kurz angerissen, eventuell auch von der „Kultur des Schweigens“ der Nachkriegszeit herrührend.

 

Fazit:

Ein Roman, der viel Anlass zu Gesprächen und  Diskussionen bietet und niemanden kalt lässt. –

Wir würden es verschenken 😉

​

bottom of page