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Kazuo Ishiguro: was vom Tage übrig blieb, herausgegeben 1989:

 

The Remains of the Day, Was vom Tage übrig blieb, ist ein historischer Roman, die Handlung und Personen des Werks sind fiktiv, die Ereignisse geschichtlich nachgewiesen.

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Während einer 6-tägigen Reise, die Butler Stevens nach 30 Jahren Dienst 1956 unternimmt, ist es wahrscheinlich die 1. Selbstreflexion, die er zulässt. Die Reise fasst er selbst als Dienstreise auf, um die ehemalige Hauswirtschafterin Mrs. Kenton zurückzuholen, wie er insgeheim hofft.

Erstmalig gelingt es ihm, die Schönheit seines Landes zu erkennen und genießen, während er in Rückblenden die vergangenen Jahre betrachtet:

Seite 41: 1. Tag der Reise Salisbury 1956, „es war in der Tat ein schönes Gefühl, dort oben zu stehen, umsummt von den Klängen des Sommers und umweht von einer leichten Brise“

 

dem gegenüber:

 

Seite 17: „Es war mir vergönnt, Sir, im Laufe der Jahre innerhalb dieser Mauern das Beste von England zu sehen.“ 😉

 

Wie hat es uns gefallen:

Es ist ein feinsinniges und getragenes Buch, keine leichte Kost, von wunderbarer Sprache. Die Figuren sind überaus lebendig gezeichnet und die Reisebetrachtungen Englands stimmungsvoll .

 

Das Motiv WÜRDE zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk, insbesondere die Festlegung  der Butler-Würde, wie sie von Stevens, überliefert durch seinem Vater, nicht nur verstanden und verinnerlicht, sondern auch gelebt wird.

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Hauptakteure, ihre Charakter und Konstellationen:

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Mr. Stevens, seit über 30 Jahren oberster Butler von Darlington Hall, fühlt sich als Hüter des Hauses, mit Ernsthaftigkeit und eiserner Disziplin ist er präzise, ordentlich und pflichtbewusst. Für Spaß und Ironie fehlt ihm der Sinn.

Er ist ein Gefangener der anerzogenen bzw. (seines Vaters)  übertragenen Überzeugungen bis zur Selbstaufgabe.

In seinem  Berufsverständnis eines „Großen Butlers“, geht es ihm um Professionalität. In seiner rationalen Gedankenwelt kann er lange seine Gefühle für Miss Kenton nicht zugeben.

 

Miss Kenton: Sie verließ Darlington Hall vor 20 Jahren, um zu heiraten, ist emotional und sagt, was sie denkt - selbstbewusst und streitbar - und sie war in Mr. Stevens verliebt.

 

Lord Darlington ist zu Beginn des Romans bereits verstorben….- in unehrenhaftem Andenken in der Bevölkerung

Ein Great Britain Gentlemen des Establishments -   Very britisch: Höflich, ordentlich und strukturiert, lädt zu Konferenzen mit britischen und nationalsozialistischen Politikern ein, vielleicht naiv…Den fragwürdigen Charakter dieser Treffen ignoriert  Mr. Stevens vollständig. Er hält auch später  daran fest, dass Lord Darlington in gutem Glauben (ein ehrenhafter Gentlemen!) gehandelt hat …“er war wirklich kein schlechter Mensch…“

 

-Das Schweigen der Hinterbliebenen-

 

Mr. Farraday,  neuer Besitzer von Darlington Hall und damit Dienstherr Mr. Stevens, ist Amerikaner, offen, unverkrampft und unkompliziert. Er bevorzugt laut Mr. Stevens eine Art der leichten, humorvollen Konversation! 😉

Farraday beobachtet belustigt /kritisch die steife, beherrschte Art von Mr. Stevens, und versucht, ihn zu Reaktionen oder Meinungsäußerungen zu ermuntern. 

 

 

Uns hat gestört:

Neben seinem Beruf hat Stevens  kaum Interessen. Dazu ist er kein zuverlässiger Erzähler. Er verleugnet sich selbst, seine Gefühle. Alle Schilderungen der Ereignisse werden aus seiner Sicht erzählt, die verbrämt ist, durch seine absolute Loyalität gegenüber Lord Darlington.

 

Besonders berührt hat uns:

  • …Als nicht einmal beim Tod seines Vaters sich Stevens Emotionen erlaubt. Er unterdrückt das Eingestehen seines großen Verlustes.

Seite 135:  „Stevens, fehlt Ihnen etwas?“…(…)“Es tut mir leid, Sir. Die Spuren eines anstrengenden Tages“.

  • Die Eindrucksvolle Szene, die die Resignation, Ausweglosigkeit der Angestellten offenbart: Miss Kenton, der trotz anderer Denkweise nichts übrigbleibt, als zu akzeptieren, dass die beiden jüdischen Dienstmädchen entlassen werden. Eine Maßnahme wie die Kündigung ihrerseits, hätte für sie selbst ein Existenzproblem geschaffen.

 

  • ..die Erkenntnis Stevens des Fortschreitenden Alters. Seite 285: „Ich gab ihm das Beste, das ich zu geben hatte, und jetzt – nun, jetzt sehe ich, dass nicht mehr viel übrig ist, was ich noch geben kann.“…

 

  • …die Bitternis für Stevens, zu begreifen, dass die Sinndeutung der Werte, die er für unerlässlich hält, ihn daran hinderte, etwas für sich in Anspruch nehmen zu können, indem er Miss Kenton nicht nur aus dem Haus, sondern in die Arme eines anderen Mannes getrieben hat.

Die Verabschiedung von Miss Kenton /Ms.Benn Seite 281: „Schließlich kann man die Uhr nicht mehr zurückdrehen….(….).. in diesem Augenblick brach mir das Herz.“

 

wir sprachen über:

Klassendenken, Hierarchien, Privilegierte

Die gesellschaftlichen Verhältnisse Englands in den 30er Jahren, die Vorherrschaft von "Tradition und Ordnung".

Moral der High Society, reich, arrogant, einflussreich

Seite 49: Die WAHRE gute Gesellschaft,… und die WAHREN Herrschaftshäuser

Wie die Würde des Butler, ist auch die Definition eines englischen Gentlemen und dessen Würde festgeschrieben: nobler Instinkt und Ehre 

 

Fazit: 

Erschütternd am Ende: Nichts gelernt!! Seinem neuem Dienstherrn will sich Mr. Stevens durch „antrainierten“ Humor und  Schlagfertigkeit anbiedern .

 

Porträt eines GROSSEN Butlers:

Ein Mann, dessen letzter Halt die Form, der Stil ist.

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