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Lesekreis-Erfahrungen für Hanns-Josef Ortheis‘  Ombra

 

Wie hat es uns gefallen:

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Der Lesekreis ist sich einig, dass es sich um ein sehr ruhiges, nachdenklich-berührendes Buch handelt. Teilweise sind Überlegungen da, das Werk „Die Erfindung des Lebens“ kennen zu sollen/müssen, ob der außergewöhnlichen Vita von Hanns-Josef Ortheils und seines oftmaligen Bezugnehmens.

 

Was hat uns gefallen:

Allein visuell sehr anschaulich und gut aufgebaut fanden wir die am Anfang des Buches  zuerst stockenden kurzen, dann  die Entwicklung der immer länger werdenden Dialoge mit dem Fortschreiten seiner Genesung.

 

Er möchte seine Beobachtungen, die Beleuchtung seiner Situation, wie immer  im Schreiben kompensieren, für ihn  ein elementares Bedürfnis seit Kindheit, in die er sich aufgrund seiner Schwäche zurückversetzt fühlt.  Dieser Weg aus der Dunkelheit heraus ist zu Anfang sehr mühsam , die Tagebuch-mäßigen Einträge gelingen dann unter zu Hilfenahme des Handys (Diktierfunktion).

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Humor und Ironie:  

Es spricht für seine Selbstironie und geben einer gewissen Heiterkeit gerade bei diesem ernsten Thema Raum:

 

Die Anwesenheit der Geister, die er ruft 😉, bei der Beschäftigung mit der Krankheit als Therapie, in Form seiner Mutter, seines Vaters, und man höre und staune: Doktor Sigmund Freud entstehen  sehr ironische Dialoge ja, intensive  Diskussionen zwischen Doktor Freud und dem Vater, da dieser der Psychoanalyse schon immer sehr kritisch gegenüberstand.  Ebenso die Beobachtungen der Meditation und ihrer Lehre aus seiner eigenen Frustration heraus.

 

Besonders amüsant fand die Gruppe das gegenseitige verbale „Umringen“ der Psychologin Frau Doktor Werth und ihm. Jeder von beiden während der Sitzungen bemüht, nicht zu viel von sich preiszugeben, herauszulassen.

 

Was hat uns gestört

 

Viele im Lesekreis haben bei der Entwicklung seiner Rekonvaleszenz die Rolle, Einbindung der Familie (Ehefrau, Kinder) vermisst.

Eine jedoch sehr bewegende Deutung auf die Familienmitglieder  findet sich bei der Befreiung, dem Erwachen aus dem Koma.

 

Seite 186 : „Ich habe meine Trias gesehen, die Liebsten standen an meinem Bett. Sie hatten tagelang auf mein Erwachen gewartet.“

 

Was ist unsere Meinung zur Stimmung im Werk?

 

Wir empfinden es als sehr ernstes Werk, bedrückend, jedoch auch positiv.

  • Ernst –  das Grübeln um die Hintergründe,

  •  Ursachen der Herzinsuffizienz mit der daraus folgenden lebensbedrohenden Operation, so typisch die „Schuldfrage“ – Bin ich nicht achtsam genug mit meinem Körper umgegangen (z.B. innerhalb eines Jahres 3 Veröffentlichungen, die Obsession des Schreibens, siehe Unterhaltung mit Frau Dr. Werth )

 

  • Bedrückend – die  Hilflosigkeit des Autors gegenüber seines Zustandes nach dem Erwachen aus dem Koma mitzuerleben.

 

  • Positiv - mit dem „Auftauchen aus der Nacht“ der Wille, das Bewusstsein, das Wiederteilnehmen- wollen am Leben, das eigene Fazit:

 

Seite 158 „Das zweite Leben ist eine komplett neue Erfahrung. Du hast bisher vieles bewusst übersehen und nicht genauer wahrnehmen wollen. Deinen Körper, deine Kindheitstraumata, die Ursachen deines Klavierspielens und des ewigen Schreibens. Sie spielen im Hintergrund des zweiten Lebens eine bedeutende Rolle. Vergiss aber nicht, das zweite Leben auch wirklich zu leben.“

 

Lieblingszitate:

 

Seite 192 „Das Schöne an guten Freundschaften war einmal, dass man sich keine Gedanken machen musste, weder darüber was man sagt. noch darüber was der andere gerade über einen denken mochte. Man steigt in den Fluss jahrzehntelanger Gespräche und man beobachtet nicht, wie es am Ufer aussieht und wie tief das Wasser ist.“

 

Gedanken zur Gehmeditation:  „Was beobachte ich denn? Nichts, ich beobachte nicht, die Gruppe tut es auch nicht, man geht mit geschlossenen Augen und verankert sich hier und da. Wohin geht die Reise? Nirgendwohin! Niemand ‚geht‘, es hat sich ausgegangen!“

 

 

Fazit:

 

Diesmal ein Gedicht von Robert Gernhardt

 

Es geht aufwärts

 

Genesen bedeutet

Drei Stufen steigen,

zweimal straucheln,

eunmal fallen.

Es geht zwar bergauf,

doch es gibt Augenblicke,

da ersehnst du die Mühen der Ebene.

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Wir wünschen alles Gute!

 

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