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Dieses Mal haben wir uns für ein Buch mit Kurzgeschichten entschieden, das entsprechend der Reise-Art Flugzeug rasant Geschwindigkeit aufnimmt und uns um den ganzen Globus führt.

Die gesamte Skala der Schnelllebigkeit vor Corona wird uns hier noch einmal bewusst gemacht.

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Es hat uns gefallen:

Alle Teilnehmerinnen sind sich einig, dass es sehr spannend und flüssig zu lesen ist, und dabei eine emotionale Achterbahn auslöst. 

Als besonders faszinierend wird die geographische Vernetzung empfunden: die Hauptperson jeder Folgeschichte kreuzte Pfade mit dem Protagonisten der vorhergehenden Geschichte.

Dabei werden die Mitglieder einer  Familie aus mehreren Blickwinkeln erlebt:

 – bei der  1. Episode und den  3 Letzten:

  • Die 1. Geschichte, der Flug London/ Madrid, in der die Mutter ihren an Krebs erkrankten erwachsenen Sohn besucht hat und verabschiedet sich mit sorgenvollen Gedanken über die weitere Entwicklung -

  • Die 10. Geschichte Kochi /Doha, bei der die Auswanderin Ursula, die geschiedene Frau des Krebskranken der 1. Geschichte, die einen Gärtner beschäftigt, dessen Arbeitsverhältnis als moderne Sklaverei bezeichnet werden kann: alle personenbezogenen Unterlagen, Reisepass, Arbeitserlaubnis etc. hält sie unter Verschluss. Ihre Gedanken kreisen um seine sexuelle Orientierung.

  • Die 11. Geschichte Doha/ Budapest in der Ursula ihre Tochter Miranda besucht, die einen Flüchtling heiraten möchte, der Moslem ist. Ursula befürchtet rein wirtschaftliche Aspekte seitens Moussa.

  • 12. Geschichte Budapest/London, Miranda nun wiederum besucht ihren Vater (siehe 1), um ihn bei der Therapie zu unterstützen.

 

Wir unterhielten uns über:

Das Grundthema des Buches ist die wie so oft im wahren Leben fehlende Kommunikation, die Sprachlosigkeit.

 

Der Spannungsbogen im Wechselbad der Gefühle wird beispielsweise durch die folgenden Situationsbildern aufrechterhalten und deutlich:

  • Einsamkeit des Piloten, der als 5-jähriger seine jüngere Schwester verloren hat und Zeuge des tödlichen Unfalls war.

  • Hilflosigkeit , der Großmama, fassungslos, als ihre Tochter, das Neugeborene im Arm, alle Verzweiflung in die Worte packend „Er ist Blind„ ihr entgegen schleudert. (Mechanismen der Verstummung)

  • Intoleranz in den Gesellschaftsstrukturen, Klassenunterschiede, Fahrer von Cheikh, wird von ihm geduzt, während er ihn mit „Sir“ anspricht und in der 2. Geschichte, der Gärtner Ursulas und seine Arbeitsbedingungen

  • Liebe: Miranda's Flug Budapest nach London: „Sie war nach London geflogen, um ihren Vater in das St. Mary‘s Hospital zu begleiten zur CT.  Die Vorstellung, dass er diesen Gang allein anträte, fand sie schauderhaft.“

  • Misstrauen der Mutter, als Miri ihre Heirat mit Moussa, einem syrischen Flüchtling ankündigt, er wolle sich damit den Aufenthalt in Europa sichern.

  • Verrat des indischen Müßiggängers an seinem dementen Vater, den er bestiehlt.

  • Zärtlichkeit:     Jackie entscheidet sich nach einer Affäre ganz bewusst für ihren      Ehemann. “Ich   meine damit, dass ich kein Leben führen möchte, das nicht wahrhaftig ist.“

 

Verglichen mit:

Thornton Wilder: Die Brücke von San Luis Rey

Die Sinnsuche

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Lieblingszitat:

S. 128 : …“und neben dem Lichtschalter hing das gerahmte Zitat Kennedys. Denn unter dem Strich verbindet uns alle die Tatsache, dass wir diesen kleinen Planeten bewohnen. Alle dieselbe Luft atmen. Alle eine gute Zukunft für unsere Kinder wünschen. Alle sterblich sind.“

 

Fazit:

Ein auf 134 Seiten komprimiertes Buch mit unzähligen Möglichkeiten zum „weiterweben“.

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