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Erfahrung im Lesekreis:

Schauplatz des Romans  ist Island, ganz mit  Kargheit und Einsamkeit durchdrungenen  Landschaft .

Island bedeutet Eisland, das selbst im Hochsommer nicht mehr als 15 Grad Celsius Höchsttemperatur gewährt.

 

Die Landesfläche beträgt rund 103.000 Quadratkilometer, das sind  im Verhältnis zu 360.0000 Einwohnern (aktuell 2020 Wikipedia) etwa 3,5 Einwohner auf einen Quadratkilometer.  

Davon leben mehr als 2 Drittel in und um die Metropolregion Reykjavik.

 

Der historische Roman, der sich mit der letzten Hinrichtung 1830 in Island beschäftigt, zieht uns in den Bann dieser Zeit, der damaligen Lebensverhältnisse. Der bitterarmen Torfbauern, die Wertig- Wichtigkeit des Fischfangs,  und  Schafzucht,  als deren einzigen Lebenserhalt.

Die vorherrschende Dunkelheit in den langen Wintermonaten gab den Menschen Raum für Sagen und Mythen.  

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Husvik - mit freundlicher Genehmigung von Frau Christin Bräunling

Die Stimmung im Werk bezeichnen die Teilnehmerinnen als beklemmend, bedrückend , oft depressiv. Als Adjektive werden für das Buch spannend, packend , aber auch einfühlsam am vorherrschendsten genannt.

Tatsächlich absolut beklemmend, das Leben einer Frau, die historisch belegt  als letzte Frau  in Islands hingerichtet wurde.

Und die im Grunde nach nichts anderem gelechzt hat als Anerkennung, ja Liebe, jedoch das Pech hatte, unter einem Unstern von gesellschaftlichen Ressentiments wie unehelich, arm und von niedrigem Stand geboren zu werden. Mit 6 Jahren von der eigenen Mutter verlassen, durfte sie bei ihrer Pflegmutter Inga, die ihren wachen und wißbegierigen Verstand entdeckte  Lesen und Schreiben lernen, was jedoch ihrem Dasein als einfache Magd nicht förderlich war.

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Als  Sympathieträger des Romans werden an 1. Stelle Margret genannt, die durch ihre Wandlung von Vorverurteilung und Ablehnung zur Hilfe bzw. zuletzt sogar Freundin hervorsticht. Trotz aller Vorbehalte und Abneigung wäscht sie die verwahrloste Angeklagte gleich zu Anfang, und zum Ende sorgt sie zu einem vergleichweisen angemessenen und würdevollen  "Abgang".

 

Des weiteren gibt es  den jungen Vikar Thorvordur  kurz "Toti" genannt, den Agnes gegen den ihr zugewiesenen Geistlichen "eintauscht", weil sie sich daran erinnert, dass er ihr einmal bei der Überquerung einer Furt geholfen hat und sie dafür heute noch Dankbarkeit empfindet.  Er geht mit ihr durch die Untiefen menschlicher Erlebnisse, kann sie nicht zur von der Kirche geforderten Reue bringen, sich ihr aber als Freund und Unterstützter bis zum letzten Atemzug glaubhaft versichern.

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Den Gegenpol dazu stellt Natan (einem Traum der Mutter als Satan zu nennen) dar, welchem man aufgrund seiner extremen Stimmungsschwankungen bipolare Störungen unterstellen kann. Er lockt Agnes mit falschen Versprechungen auf seinen Hof, und ist ihr darüberhinaus untreu.  Er überschüttet sie an seinen "schlechten Tagen" mit ätzender Verachtung.

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Als Täter für den Mord an Natan werden 3 Menschen verurteilt bzw. sind daran beteiligt: Pertar, der Natan als wohlhabend wähnt, seine Verlobte Sigga, gleichzeitig die Geliebte Natans,  - und Agnes. Wobei Agnes den Tod des schwerverletzten Natans  zu verantworten hat. Der Mord an Natan wurde vom Lesekreis daher als eher "aktive Sterbehilfe" bezeichnet.

Der Glauben an die Mythen der alten Sagas ziehen sich immer wieder durch den Roman, Krähen als schlechtes Omen zu sehen, auch träumte Natan von einem blutigen Gemetzel mit 3 Echsen (Sigga, Petar, Agnes) und sah darin eine wichtige symbolische Botschaft.

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Der englische Titel "Buriel Rites" lässt sich bestenfalls am Tod der Pflegemutter Inga mit ihrem Baby festmachen, die aufgrund der Kälte nicht beerdigt werden konnten, und über Monate!! neben den Säcken mit den Fischköpfen gelagert wurden.

Der Titel "Seelenhaus" passt eindeutig besser, eine Nennung im Buch gibt es ebenfalls: Unterhaltung zwischen Natan und Agnes

Wie nennt man den Raum zwischen den Sternen? - ...es ist ein Ort für die armen Seelen...

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Unser Lesekreis fühlt sich bei der Thematik und Tragik des Buchs erinnert an Anne Boleyn, die 1. Frau Heinrich des VIII., die auf dem Schaffott starb.

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FAZIT: Trotz des bekannten Endes gelingt  es der Autorin die Spannung im Buch bis zuletzt aufrechtzuerhalten.

             Das Buch wird auf jeden Fall empfohlen, jedoch nicht als Geschenk ;-), ein stark polarisierendes Buch.

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