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Jasmin Schreiber: Marianengraben

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Der Klappentext gibt einen kurzen Abriss:

Verlust, Schmerz, Trauer, Schuldgefühle, aber auch Freundschaft.

Es sind wenige Akteure:

Paula, die Protagonistin, die ihren kleinen Bruder Tim verloren hat und Helmut, der seiner verstorbenen Frau Helga versprochen hat, ihre letzte Ruhe nicht auf dem Friedhof, sondern an ihrem Wunschort in Südtirol zu finden.  

Dazu gibt es Judy, den Hund Helmuts, einen Schäferhunde-Mischling, und Lutz, das Huhn Paulas.

Der Roman beginnt 2 Jahre nach Tims Tod, Paula befindet sich in Therapie, da sie keinen Lebensinhalt durch ihre Schuldgefühle empfindet. Das Problem des nicht-loslassen-könnens beschreibt sie in ständigen Dialogen und Flashbacks mit Tim. Sie ist ca. 25 Jahre alt, Helmut ist geschiedener Witwer, in seinen 80ern, seine Frau Helga war seine große Liebe.

 

Wie hat es uns gefallen:

Der Roman hat für uns die richtige Mischung aus Sensibilität für das Thema, und Situationskomik, Humor, der bei aller Traurigkeit ein Lächeln entlockt.

Ein Roadtrip, der zur Therapie wird,  Alt - Jung, durch Trauer vereint.

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  • Die Vorstellung, Seite 30:

  „Wie heißen sie eigentlich?“ fragte ich. „Helmut“. Und Sie?“ „Paula.       Angenehm“. „Na ja, wir wollen es mal nicht übertreiben“. -„Netter Typ.“

  • Das gegenseitige Verständnis, Seite 96:

„Wenn Trauer eine Sprache wäre, hatte ich jetzt zum ersten Mal jemanden getroffen, der sie genauso flüssig sprach wie ich, nur mit einem anderen Dialekt.“

  • Vegetarierin kontra Fleischesser, Seite 70/71:

       Als Paula Helmut erklärt, dass Tintenfische mit der Haut sehen können:

Streichen sie den Tintenfisch, ich nehme die Kartoffelpuffer mit Apfelmus“, sagte er, und setzte in meine Richtung nach: „Oder können Äpfel auch mit der Schale sehen?“

 

Was hat uns gefallen:

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Die Gliederung des Romans hat uns gut gefallen, jedes Kapitel beginnt mit Tiefenmeter-Ansagen, die das langsame Auftauchen aus der Düsternis, die Fortschritte der Trauerverarbeitung bekunden.

Als roter Faden und verbindendes Element zwischen dem ungleichen Paar ist zur Trauer die Duplizität des Todes von Helga und Tim: Der stille Tod des Ertrinkens.

 

Sehr gut ist das Buchcover gelungen, die Tentakel, die Paula immer wieder in die Tiefe des Marianengraben ziehen.

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Es wurde kritisiert: 

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Etwas aufgesetzt wirkte die „Aschensicherstellung“ von Helmuts Frau Helga,(Seite 34) leichte Slapstick-Tendenzen sind nicht zu leugnen und wirken übertrieben, so die „Tradition“  die Urnen zu entwenden  (Seite 219).

Der Ton war uns manchmal zu schnodderig: Seite 87: „ ..dass ich nach diesem Trip einen Reiseführer mit dem Titel die schönsten Pinkelstellen Deutschlands und Österreichs würde herausgeben können.“

 

Fazit:

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Emotional und einfühlsam wird über Schuldgefühle und Selbstvorwürfe aus dem Eindruck der Verantwortlichkeit für den Tod eines geliebten Menschen erzählt.

Die Autorin schreibt nicht stilistisch, aber mit sehr viel Gefühl!

Ein Kraft-Buch, es lebe das Leben!

 

Und hier noch mein Lieblingszitat:

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Eine schöne Metapher, Seite 10: „Ein Buch in der Hand kann ein echter Rettungsanker sein – wenn die See des Lebens zu rau ist, klammert man sich an Geschichten und lässt sich von ihnen in Sicherheit bringen.“

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