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- Ewald Arenz: Der große Sommer | Mysite
Ewald Arenz: Der grosse Sommer Klappentext: Als erwachsener Mann läuft Frieder über einen Friedhof. Während er nach einem bestimmten Grab sucht, erinnert er den Sommer, der ihn für immer geprägt hat. Die Aussicht, sich bei seinem unnahbaren Großvater auf die Nachprüfungen vorbereiten zu müssen, findet Frieder niederschmetternd. Doch dann kommt alles anders als erwartet. Er verbringt die Wochen nicht eingesperrt in einer Lehrstube. Vielmehr erlebt Frieder mit Beate die erste große Liebe, mit all den aufregenden und verunsichernden Momenten, die dazugehören. Er erfährt von der komplizierten und dennoch beglückenden Liebe seiner Großeltern. Er genießt unbeschwerte Tage im Schwimmbad, die tiefe Verbundenheit mit seiner Schwester Alma und seinem besten Freund Johann. Zugleich gerät er in Situationen, in denen er lernt, was es heißt, wahrhaftig ein Freund zu sein - und das nicht zuletzt durch den Großvater. Frieder ahnt, dass es ein Sommer ist, wie es vermutlich keinen zweiten mehr für ihn geben wird. zum Autor: Ewald Arenz, 1965 in Nürnberg geboren... Quelle Wikipedia . bitte hier klicken! zum Buch: Genre: Coming of Age - Roman Verlag: DuMont Buchverlag erschienen: 2021 Seitenzahl: 316 zu unseren Lesekreis-Erfahrungen:
- Mary Ann Shaffer & Annie Barrows: Deine | Mysite
Mary Ann Shaffer and Annie Barrows: Deine Juliet Klappentext: London in den späten vierziger Jahren: Die temperamentvolle junge Schriftstellerin Juliet erhält eines Tages einen erstaunlichen Brief. Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey. Er hat antiquarisch ein Buch erworben, das zuvor ihr gehörte. Zwischen der Literatin und dem Bauern entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Juliet von der Existenz eines literarischen Clubs erfährt, den die Inselbewohner gründeten, um sich über die schwere Kriegszeit hinwegzuhelfen. Je mehr Juliet über Dawsey und die anderen erfährt, desto neugieriger wird sie. Sie beschließt, auf die Insel zu reisen. Dort stößt sie auf die Geschichte von Elizabeth und deren großer Liebe zu einem deutschen Offizier. Und sie lernt Dawsey kennen... zu den Autorinnen: Mary Ann Shaffer und Annie Barrows... Quelle Wikipedia . bitte hier klicken! zum Buch: Genre: Brief-Roman Übersetzung aus dem Englischen: Margarete Längsfeld und Martina Tichy erschienen im: btb (Taschenbuch) herausgegeben: 2008 Seitenzahl: 304 zu unserer Lesekreiserfahrung
- Lesekreis-Erfahrungen Die spürst du nic | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Daniel Glattauer: Die spürst du nicht Da der Klappentext recht knapp gehalten ist, vermutlich um neugierig zu machen, hier ein wenig ausführlichere Informationen zum Inhalt: Der Autor hat seine Charaktere in einer bühnenhaften Konstellation aufgestellt, und da sind sie, die „Bobos“ 😉bestehend aus: der Familie eines bekannten niederösterreichischen Winzers Engelbert Binder, mit Ehefrau Melanie, die Kultur-Management studierte, von einer Schauspielkarriere träumte und Sohn Benjamin, als „pflegeleicht“ wahrgenommen, 9 Jahre alt den Strobl-Marineks , Oskar Marinek, Ende 40, besserwisserisch, gescheiterter Professor in Wien, nun Lektor für wenig herausfordernde Forschungsprojekte, sowie seine Frau Elisa Strobl-Marinek, 10 Jahre jünger, Umweltaktivistin, studierte Ökologie und Nachhaltigkeit. Sie sitzt im Nationalrat und will für ein Ministeramt kandidieren. Sie haben die Kinder Sophie Luise 14, und Lotte 9 Jahre, beide Familien gönnen sich einen Premium-Urlaub in der Toskana, bei dem die Teenie-Tochter Sophie- Luise, genannt So-Lu, gegen evtl. aufkommendes Netflix-Überdosis-Syndrom ihre somalische Schulfreundin Aayana, ein Flüchtlingskind, mitnehmen darf. Aayanas Familie Ahmed ist zunächst gegen die Reise ihrer Tochter, lässt sich aber dann doch überreden. Gleich am ersten Abend ertrinkt Aayana im Pool der Villa. Und im Netz geht es ab... Wie hat es uns gefallen: Genau die Intension, die Glattauer mit diesem Roman nach eigenen Aussagen in einem Interview verfolgt, ist eingetroffen: Wir hatten eine lebhafte Debatte über die arrogante Moral der Wohlstandsgesellschaft und ihren Überlegenheitskomplex. In einer Zeit des Medienüberflusses und eines allgegenwärtigen Berichterstattungskults wird unsere Wahrnehmung zunehmend von der Inszenierung des Geschehens statt von der Realität selbst geprägt. Was hat uns gefallen: Der Roman wird in chronologischer Abfolge komplett in der Gegenwart erzählt, was eine gewisse Sogwirkung für die Lesenden mit sich bringt. In die fortlaufende Handlung werden die entsprechenden Pressetexte und Social-Media-Kommentare auf die Geschehnisse eingebunden. Es wurde diskutiert , dass im Roman lange Strecken nur die Perspektiven der "Upper-Class" gezeigt werden. Die Geschichte der Ahmeds, ihr Leidensweg, wird erst Seite 273 erzählt. Teilweise wurde die Geschichte als zu konstruiert empfunden, wobei wir zugestehen, dass Satire entsprechend überzeichnen, übermalen darf. Das muslimische Frauenbild Seite 27/28: „Wir sind hier nicht mehr im Mittelalter, lieber Herr Dozent“ rügt ihn Melanie. Wir nicht, erwidert Oskar. Aber hier ist sie bei uns sagt Elisa. Bei uns gelten eben unsere Werte, für die wir Frauen jahrzehntelang hart gekämpft haben..,. Es ist unsere Pflicht, sie weiterzuverbreiten. Bei uns zu sein heißt noch lange nicht, zu uns gehören oder gar uns zu gehören ", kontert Oskar. Zitate Mediale Empörung Medien-Threat Seite 146: „Das im Artikel beschriebene Unglück berührt uns nicht, es ist zu weit weg von uns. Es ist nur eine pikante Story, in der wir die Guten sind.“ „Im Netz regen wir uns liebevoll über Dinge auf, die uns in Wirklichkeit völlig egal sind.“ „Empörung ist die neue Unterhaltung“ Arroganz paart sich mit Empathielosigkeit: Seite 15 „Sie spricht auch schon sehr gut Deutsch, lobt Melanie, zumindest DANKE kann sie gut… Seite 119 Besuch bei Familie Ahmed: „Befreiender wäre es, sie würden um eine kleine finanzielle Unterstützung bitten, wegen der überfälligen Begräbniskosten, etc…“ Ein Genuss für Sprachliebhaber: Seine Wortspiele spüren den verborgenen Sinn hinter jedem Wort auf.: Seite 64: „Mama bist du krank? – Was für eine absurde Frage! Mama kann nicht kranksein, das hat es noch nie gegeben, das hätte ihr Job nie zugelassen und Lotte erst recht nicht. Manchmal kränkelt sie vielleicht, das heißt sie tut so, als ob sie krank werden könnte, und wie es wäre, wenn. Manchmal ist sie gekränkt, das geht meistens auf Papa zurück und verschwindet so schnell, wie es gekommen ist. Manchmal ist sie auch krankhaft, z.b. krankhaft wütend, da haftet ihr etwas Krankes an..(…) Nein, krank ist Mama nie gewesen. “ Seite 164/65: Es geht also bestimmt nicht um die Befindlichkeiten Engelberts und Oskars, sonst hätten sich die zwei Männer nie getroffen. Beide sind aber nicht nur glühende Verfechter der befindlichkeitsfernen Unverbindlichkeit, sondern auch begnadete Verweigerer der persönlichen Verstrickung in unangenehme bis prekäre Lebenslagen. ..und da wäre noch die Sache mit der Wahrheit…: Seite 71 Anwalt Steinbichler: "Die Wahrheit ist ein Chamäleon, sie wechselt die Farbe mit dem Blickwinkel des Betrachters (….) diesem Umstand verdanke ich meinen Beruf." Seite 141: "Die Wahrheit ist ein Pfau, sie hat ein facettenreiches buntes Gefieder. Wir werden uns schon die passenden Federn herauspicken, verlassen sie sich auf mich". Anwalt Steinpichler bei der Besprechung mit seinen Mandanten. Besonders beeindruckend: Berührt hat das Plädoyer des Klagevertreters von Familie Ahmed Seite 67 : „Es sind Fremde. Fremdlinge, Flüchtlinge. Die leben in ihrer Welt. Gehören nicht zu uns. Haben nichts mit uns zu tun. Haben ihre Vorgeschichte, die sie schicksalhaft hierhergebracht hat.(…..) sie haben auch ihre Geschichte, so wie wir alle, Ja, wir alle haben unsere Lebensgeschichte, die beginnt mit der Geburt und endet erst mit dem Tod. Es liegt an uns, wie viel wir davon zwischendurch preisgeben.“ Zum Buchtitel: Seite 15: „Das ist ja wirklich eine Süße, und so brav, die spürst du nicht .“ Meinte Engelbert. Seite 123: Als Aayanas Familie weggezogen, nicht auffindbar ist: „Bei denen war es nie laut, obwohl Neger an sich laut sind. Die hat man nicht gespürt.“ Fazit: Selbstironie und spöttischer Humor, zynisch und traurig. Der Autor mit dem Wiener Schmäh“ wirft einen tiefgründigen Blick auf zwischenmenschlichen Beziehungen sowie gesellschaftliche Zustände. Man kann sie spüren....
- Lesekreis-Erfahrungen Der Markisenmann | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Jan Weiler: Der Markisenmann Die Ich-Erzählerin Kim, berichtet als inzwischen 32-jährige Schauspielerin von ihren Problemen in der Familie, als verwöhnte und unzufriedene 15 Jahre alte Jugendliche und einer Tat, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Die Themen des Romans umfassen Freundschaft, Erste Liebe, das Erwachsenwerden, Rebellion und Verantwortung, Konstellationen in „Patchwork-Familien“, Verrat, die Problematik der beiden deutschen Staaten vor der Wiedervereinigung und Familiengeheimnisse… Es ist auch die Suche nach Identität, Kim’s Vater war bis zum Zeitpunkt des 1. Kennenlernens mit 15 „unscharf“, nämlich auf einer Fotografie und sonst nicht für sie vorhanden. Dies ändert sich mit ihrem Anschlag auf den Bruder. Sie darf nicht mit in den Familienurlaub, sondern muss die Ferienzeit bei ihrem leiblichen Vater, dem „Unscharfen“ in Duisburg verbringen. Sie erkennt sich zwar visuell in ihm, der Mensch selbst ist ihr natürlich völlig fremd, ebenso seine Gründe, nie vorher Kontakt mit ihr aufgenommen zu haben.... Wie hat es uns gefallen: Die sich entwickelnde Vater-Tochter-Beziehung ist so anrührend, bewegend und gleichzeitig komisch geschrieben, dass es schwer fällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Großartig gezeichnet ist das Lokalkolorit des Ruhrpotts, die Charakteristik des Menschenschlags. So nah am Puls, „menschelt“ es zuhauf. Was hat uns gefallen: Besonders gefallen hat uns der Schreibstil des Autors, das Herausarbeiten von Komik im Ernst der Geschichte. So die herrlichen Wortschöpfungen: – „wohlstandsverwahrlost“ Seite 122: „offenbar besaß Ronald Papen eine seit Jahrzehnten ausgebaute Wurst-Kompetenz“ Seite 198: „Stellt euch mal vor, der Lütz hat Eiswürfel gekauft, rief er. Das wird eine völlig neue Dimension von Trinkkultur. Unerhört.“ Die Figur der Außenseiterrolle, ob bei Kim, Ronald oder Alic ist sehr gut dargestellt. Seite 257: „Dass mein Vater als Erwachsener ein Außenseiter war, darauf war ich schon selbst gekommen“ Seite 102: „Ich verstand, dass er kein eigenbrötlerischer Mensch war, eher schüchtern und abwartend.“ Auch Alic sucht nach Zugehörigkeit, Identität: Seite 81 „Ich kann es nicht als Russe schaffen und auch nicht als Tunesier. Aber als Alik Cherif kann ich jemand sein“ „Er hatte keine Freunde, weil er sich niemanden zugehörig fühlte“. Hoch interessant auch Wandel der Figur Heikos während des Buchs, wir verraten nicht, wodurch 😉 Unsere besondere Aufmerksamkeit galt Kims Mutter und deren Gefühlen in der Familie. Was fanden wir noch bewegend: Die Entstehung der Vater-Tochter-Bindung ist sehr berührend. Seite 202: „Er wollte mir bloß nichts aufnötigen, zumal er keine Ahnung von pädagogischen Ansätzen bei schwer erziehbaren sechzehnjährigen Mädchen hatte. ( ..)er erzog mich trotzdem, quasi aus Versehen, indem er mir vorlebte, wie man sich als zivilisierter Mensch verhält.“ Die Laufbahn Alics, der trotz überdurchschnittlicher Anlagen, hoher Intelligenz, am Tresen von Klaus „endet.“ - Es fehlt die Förderung des Elternhauses, der Gesellschaft schlechthin. Vergleich zu „Streulicht“. Wir sprachen über: Sehr gut fanden wir ebenfalls das Treffen der Balance, bei den Schilderungen die den Stasi-Knast, die Foltermethoden betreffen. Sie werden nicht „ausgeschlachtet“ und dennoch kann jede(r) sich vorstellen, was es bedeutet hat. Fazit: U N E R H Ö R T 😉 Wir empfehlen nicht nur einhellig den Roman, wir wählen ihn auch liebend gern als Geschenkvorschlag. Am Ende ein kleiner Ausflug in die Musikwelt der Puhdys, dessen Text im Buch eine wichtige Rolle spielt und sehr zum berührenden Wohlfühlcharakter beigetragen hat: Puhdys - Wenn ein Mensch lebt '79 - YouTube
- Lesekreis-Erfahrungen Snowflake | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Snowflake - Louise Nealon Wie hat es uns gefallen: Bei unserer aktuellen Autorin handelt es sich um eine der Jüngsten, die wir bisher besprochen haben, das spiegelt sich deutlich in der Sprache ihres Romans wider. Wir sind uns einig, dass unser Leseverständnis generationsbedingt einen Unterschied reflektiert. Der Ton wird von uns als deftig, aber unaufgeregt und authentisch aufgenommen. Er soll provokant, und bewusst von unserer Perspektive abweichend sein, wobei Tabubrüche genutzt werden, um Identität und Rebellion auszudrücken. In einem Interview mit der Irish Times, erklärt sie, dass sich schon der Titel „“Snow Flake an ihre Generation richtet, die oft abfällig als Schneeflocke bezeichnet wird. Die „Welt“ Weicheier-Alarm: Die verhätschelten „Schneeflocken“ und ihre Feinde - spricht von einem Schmähbegriff in Großbritannien und der USA, inzwischen ist er wohl ebenso in Deutschland angekommen. Die Autorin hat viele Aspekte ihrer eigenen Erfahrung in die Figur der Protagonistin Debbie und ihrem Erwachsenwerden integriert. Autobiografisch inspiriert thematisiert sie die Konflikte zwischen ihrer Herkunft, ihrem Zuhause, einer irischen Milch-Farm und den Erlebnissen während ihres Studiums, erschwert durch ihre Depression. Dieser Kontrast, Land- und Stadtleben, wird zusätzlich durch eine Familie erschwert, die man alles andere als intakt nennen kann. Was hat uns gefallen: Es fehlt nicht an Situationskomik, die nicht jeden Geschmack trifft, aber sie ist da. Humor (Cemetry Sunday) S. 65: "Zur alljährlichen Freiluftmesse strömt das ganze Dorf auf den Friedhof. Es ist ein Event, das gleichermaßen Spektakel und ehrlicher Aufwand ist – eine Kreuzung aus Schweigewallfahrt und dem langweiligsten Open-Air-Konzert der Welt." Briefwechsel S. 154 "Debs! Meditation ist so ein richtiger Gamechanger für mich. Das musst du unbedingt auf dem Hof probieren. Ich schreibe zurück: Ich meditiere seit Jahren auf dem Hof. Bei uns heißt das Kühe melken." Poesie: Seite 64: "Ozean. Sprich es laut aus. Den Klang kannst du schmecken. Das Wort Ozean leitet sich vom griechischen Titanen Okeanos ab, einem großen Gewässer, das die ganze Welt umfließt. Egal, wo auf der Welt Wasser ist, am Ende findet es immer den Weg zurück nach Hause in seinen Körper, wo der stete Wellenatem es in den Schlaf wiegt. Im Ozean träumt das Wasser." Träume und Realität: "Sobald Regen das Meer berührt, wird er nicht mehr Regen genannt. Sobald ein Träumer einen Traum betritt, gibt es keinen Träumer mehr." Seite 111: „Wendeltreppenschnecke „Muscheln und Schneckenhäuser sind Gedankenfossilien – versteinerte Träume…(…) Innen drin ist eine Wendeltreppe, die nur darauf wartet, dass der Schlaf herabpurzelt." Kritisiert wurde: Wir kommen auf die Sprache zurück 😉 Die Unterhaltungen mit Freundin Xanthe, oft roh und düster - sexuelle Details, die keiner wissen wollte. Es wird teilweise sehr sprunghaft und unzusammenhängend erzählt. Wir fanden besonders berührend: Besonders belastend und dramatisch war für uns die Schilderung der Situation, als Debbie die manisch-depressive Mutter nach dem Tod des Lebensgefährten in die Psychiatrie einliefern lassen muss. Lieblingsfigur des Romans: Am liebenswertesten fanden wir den exzentrischen Onkel Billy, der mit seiner griechischen Mythologie lebt, und einer Heilgabe 😉. Er versucht trotz Alkoholismus alles nach besten Kräften zusammenzuhalten. Herzlich und herzerwärmend die Klavierlehrerin Audrey: Seite 281 „Ich klammere mich an sie, will mich vergewissern, dass sie echt ist, habe Angst, dass sie verschwindet, wenn ich loslasse.“ Fazit / Botschaft: Dieses Buch ist kein Wohlfühl-Buch. Louise Nealon ist der Umgang mit psychischen Erkrankungen sehr wichtig, insbesondere über das Schweigen darüber in ihrem Land. Die Liebe zu Familie und Freunden spielt eine zentrale Rolle sich selbst zu respektieren und die eigene Identität zu wahren. Ein liebevoller Umgang miteinander hilft. Auch in Zeiten zahlreicher Krisen ist entscheidend, dass wir Verbindungen knüpfen und Beziehungen pflegen.
- info aktuell November 20 | Mysite
Liebe Lesekreis-Mitglieder*innen, Interessierte! Im Moment können wir leider wie bekannt, unseren turnusmäßigen Termin (24. November) nicht aufrechterhalten, da das gefürchtete Corona-Virus zu neuen Maßnahmen ab morgen gezwungen hat, und das soziale Miteinander wieder lähmt. Wir wollen hoffen, dass die kommenden Wochen die gewünschte Wirkung bringen, so dass wir zu gegebener Zeit, vielleicht mit einer Woche Verschiebung (falls überhaupt möglich), unsere Besprechung(en) fortsetzen können. Ich werde mich in jedem Fall melden. Um uns nicht ganz zu verlieren, werde ich an dieser Stelle der Website von Zeit zu Zeit etwas veröffentlichen, was vielleicht ein wenig Ablenkung, Entspannung bringt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir, falls Sie Lust haben, etwas in der Richtung senden, Fotos, Textbeiträge, ganz wie Ihnen zumute ist, um das Ganze zu bereichern. In diesem Sinne, bleiben Sie gesund, Tage und Wochen der Achtsamkeit liegen vor uns, Ihre Vera Kleinhans Noch bist du da Wirf deine Angst in die Luft Bald Ist deine Zeit um Bald Wächst der Himmel Unter dem Gras Fallen deine Träume Ins Nirgends Noch duftet die Nelke Sing die Drossel Noch darfst du lieben Worte verschenken Noch bist du da Sei was du bist Gib was du hast Rose Ausländer
- Susanne Abel: Stay away from Gretchen | Mysite
Susanne Abel: Stay away from Gretchen Klappentext: Eine große Liebe in dunklen Zeiten. Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk zur Autorin: Susanne Abel, 1971 im badischen Dorf (Kork) an der französischen Grenze geboren.... Quelle Wikipedia . bitte hier klicken! zum Buch: Genre: Erzählende Romanliteratur erschienen im: DTV Verlag herausgegeben: 2021 Seitenzahl: 528 unsere Lesekreis-Erfahrungen: Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten – Zitat August Bebel im Roman Zur Story : Die Geschichte der 84-jährigen Greta, die an Alzheimer leidet, und ihrem Sohn Thomas genannt Tom, der nun erfährt, warum seine Mutter während seiner Kindheit nicht so für ihn da war, wie er sich das erhofft, gewünscht hätte, sie oft in Psychiatrischen Kliniken behandelt wurde. Susanne Abel erzählt hier eine Seite der Nachkriegsgeschichte, die weniger in der Öffentlichkeit verbreitet wurde, und dennoch nicht weniger erschütternd ist. Es sind 2 Erzählstränge vorhanden: die Geschichte Greta (Gretchens) 1931 geboren, ihre Kindheit bis in die 50er Jahre, Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und die Flucht. In der Zeit zwischen 1948 und 1955 kamen zirka 4800 sog. „Brown Babys“ auf die Welt, Kinder deutscher Mütter und Afro-Amerikaner. Sie wurden diskriminiert und schikaniert, von der deutschen Bevölkerung, sowie dem amerikanischen Militär. Nicht selten wurden sie zwecks Adoption in die USA gebracht. Und die des 45-jährigen Journalisten Thomas (Tom), Sohn von Greta, die in 2015 spielt, er lebt als Nachrichtensprecher und Korrespondent in Köln. Wie hat es uns gefallen: Der Roman lässt sich rasch und flüssig lesen. Wenn auch sprachlich nicht einwandfrei, gelingt es Susanne Abel ihre Leser*innen emotional absolut in Bann zu ziehen, dergestalt mitzunehmen, dass es schwerfällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Wir sind uns einig: Ein echter „Page Turner“ eben ;-) Was hat uns gefallen: Das Brückenschlagen der Chronik, die Dramen der Menschen, die im 2. Weltkrieg flohen, mit denen die aus Afghanistan und Syrien 2015 auf der Flucht waren. „ich will kein Flüchtling mehr sein“ Seite 156 - Vergleich Dinah Nayeri, „Der undankbare Flüchtling“ Welche Figuren, Charaktere standen uns am nächsten: Am besten gefallen hat uns die Beschreibung des Charakters Gretas. Ihr Mut, die Keckheit, ihr Wille und Galgenhumor als Heranwachsende und blutjunge Frau sind sehr gut herausgearbeitet. Auch die intuitive Schlagfertigkeit Gretchens, die sie sich in Anbetracht ihrer Demenz erhalten hat, ist schön ausgeführt. Am meisten berührt: In diesem emotionsgeladenen Roman ist es schwierig, die Ereignisse zu evaluieren. Besonders bewegend fanden wir die Szene, als der geliebte Vater völlig verändert endlich nachhause kommt. Vergleich Wolfgang Borcherts, „Draußen vor der Tür“ Auch der Sorgerechtsentzug von Marie, der kleinen Tochter Gretchens mit 4 Jahren. „Opa schlug ihr die aktuelle Ausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung hin…Überschrift: Start in ein neues Leben- Acht Mischlingskinder auf dem Weg in eine glückliche Zukunft“ Nicht gefallen: Der Charakter Thomas‘ kommt in der Gruppe nicht gut an, zu sehr Macho, Lebemann mit Alkoholexzessen, Freizeitallüren. Ebenso die Flapsigkeit der Sprache, „Jesus-Verschnitt, Gas- Wasser- Scheiß-Heini“ findet keine Begeisterung. Die Ernsthaftigkeit bzw. Langlebigkeit des Verhältnisses von Jenny und ihm wird von der Gruppe angezweifelt. Viele Szenen scheinen unseren Teilnehmerinnen zu kurz angerissen, eventuell auch von der „Kultur des Schweigens“ der Nachkriegszeit herrührend. Fazit: Ein Roman, der viel Anlass zu Gesprächen und Diskussionen bietet und niemanden kalt lässt. – Wir würden es verschenken 😉
- Tonio Schachinger: Echtzeitalter | Mysite
Tonio Schachinger: Echtzeitalter Klappentext: Ein elitäres Wiener Internat, untergebracht in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, der Klassenlehrer ein antiquierter und despotischer Mann. Was lässt sich hier fürs Leben lernen? Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft ist das Gamen, konkret das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Nach dem Tod seines Vaters wird für ihn aus dem Hobby eine Notwendigkeit. Ohne dass jemand aus seinem Umfeld davon wüsste, ist Till mit 15 eine Online-Berühmtheit. der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Nur: Wie real ist so ein Glück? Im Abschlussjahr 2020 kommt für Till, in der Schule und im Leben, alles noch einmal ganz anders als gedacht zum Autor: Tonio Schachinger, geboren 1992 in Neu-Delhi.. Wikipedia zum Buch: Genre: Roman, liter. Fiktion, Coming of Age Verlag: Rowohlt-Verlage erschienen: 2023 Seitenzahl: 368 zu unseren Lesekreis-Erfahrungen:
- Anne Weber: Annette, ein Heldinnen-Epos | Mysite
Anne Weber: Annette, ein Heldinnenepos Klappentext: zur Autorin: Was für ein Leben! Geboren 1923 in der Bretagne, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher - wofür sie von Yad Vashem später den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" erhalten wird -, nach dem Krieg Neurophysiologin in Marseille, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung… und noch heute an Schulen ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams. Anne Weber erzählt das unwahrscheinliche Leben der Anne Beaumanoir in einem biografischen Heldinnenepos. Die geschilderten Szenen werfen viele Fragen auf: Was treibt jemanden in den Widerstand? Was opfert er dafür? Wie weit darf er gehen? Was kann er erreichen? Anne Weber, 1964 in Offenbach am Main geboren, ist eine deutsche Autorin und literarische Übersetzerin... Quelle Wikipedia klick hier: Lesekreis-Erfahrungen: Der Lesekreis ist sich darüber einig, dass das Werk ein experimentelles Lese-Erlebnis ist. Eine Ode mit Ironie und Witz an eine Frau, deren Entwicklung zur Widerstandskämpferin und Vita wir nachspüren. Im Schreibstil des Epos wird Brechts Verfremdungseffekt angewandt: Immer mit dem Focus auf: es hätte so sein KÖNNEN, manchmal widersprüchlich zur Realität, immer in einem neuen, anderen Licht Viele der Teilnehmerinnen sind durch die sehr dicht erzählten Zusammenhänge irritiert, es bringt aus dem Konzept, erschwert den Überblick über die Geschehnisse. Gefallen: Die Mannigfaltig der Ironie: „…Carminus, Hainbuche…was vielleicht nicht von Carmen kommt, aber dochnebenbei noch Charme und Zauber heißt. Sie sehn sich unter diesem Baum zum letzten Mal.- Wer sich für Wurzeln interessiert, kann unschwer in Erfahrung bringen, dass unter den vielfältigen Wurzelwerken, die es in der Natur so gibt, die Hainbuchenwurzel eine ist, die im Querschnitt einem Herzen gleicht und deshalb auch Herzwurzel heißt.“ „…so stehts in seinem Buch Les demnés de la terre (Frantz Fanon), Vorwort von Sartre: -denn in der ersten Zeit der Revolte muss getötet werden-..-wer einen Europäer umbringt, schlägt zwei Fliegen mit einem Streich; schafft einen Unterdrücker aus der Welt und eine Unterdrückten.- Wobei Sartre vergisst, dass er selbst Europäer ist.“ ..beim Prozess: „“Da sie sich umdreht, ihn zu begrüßen, erhob er sich und küsste ihr die Hand. (Für eine Verfilmung ihres Lebens raten wir sehr zu dieser Szene ;-) ). Als störend empfunden wurde: Der blinde Gehorsam der Protagonistin im Widerstand; Die Folgen ihres Handelns und Denkens für die Familie, der Stellenwert besonders der Kinder, die bei der Loyalität zur Sache, ihrem Gerechtigkeitssinn, nie an 1. Stelle kamen, was letztendlich auch zur Entfremdung geführt hat. Zeitgeist: Es geht um die Macht von Männern, MACHT UND Veränderung Genderfrage, Frauen- und Männerbild zum aktuellen Zeitpunkt Im Widerstand ist sie zunächst als sehr junger Mensch für „Hilfsdienste“ zuständig, kleine Aufgaben als“ Fahrrad-Kurier“ erfüllend. Sie ist nie in einer „führenden“ Position, bereitet lediglich Missionen vor. Berührend: „Die Tür hat sich hinter den dreien längst geschossen, da steht er noch und möchte weinen weinen weinen, und wir, wir stehen in der fernen Zeit und stehen und finden keinen Satz und keinen Vers und keine Zeile, die etwas andres möchte als zu stehen und mit ihm zu weinen.“ Vergleiche: Hunger nach Bildung wie in „Streulicht“ Camus. der 1. Mensch Herkunft, Scham und Schulbildung Reflektion der Autorin Metapher mit Sisyphus: „Der Stein wird immer größer, den Annette auf den Berg zu stemmen hat, und immer höher wird der Gipfel. Unter der Last beginnt ihr Rücken sich nach und nach etwas zu krümmen.“ Fazit: Nach der Buchbesprechung fällt verschiedentlich der Entschluss, es unter dem Eindruck Dieser noch einmal „beherzt“ zu lesen, das Werk bleibt jedoch tendenziell nicht unumstritten. Um hier ein Zitat von Francis Bacon anzuwenden ;-) : An manchen Büchern muß man naschen, andre wollen verschlungen sein, wieder andere gründlich gekaut und verdaut.
- Lesekreis-Erfahrungen wegen Wersai | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Dagmar Schifferli: Wegen Wersai Wie hat es uns gefallen: Der Roman spielt in der Schweiz der 60er Jahre . Autoritäre gesellschaftliche Normen, gutbürgerliches Milieu und streng gehütete Familiengeheimnisse prägen das Umfeld. Zentrale Themen sind Trauma, Scham und Schuld. Der Erzählduktus bleibt konstant, es gibt keinen Erzählerwechsel; die Handlung folgt einem durchgehenden, chronologischen Verlauf. Es ist ein leises Buch, das das Innenleben von Katharina, der 12jährigen ehrlich und eindrücklich beschreibt. Belastet durch die schwere Krankheit ihrer Mutter, lebt sie in angespannten familiären Verhältnissen bei einer Pflegefrau, der ältere Bruder ist im Internat. Ein einsames Kind, das in einer Welt der Erwachsenen, klug, kritisch denkend, sensibel und rebellisch, seine Beobachtungen zu verstehen sucht. Die Pflegemutter (Tantelotte) kämpft mit ihren eigenen Traumata-Dämonen, versucht sich mit repressiven Erziehungsmethoden. Die Ohnmacht, die Sprachlosigkeit der Kriegsgeneration, die wir schon des Öfteren in anderen Werken besprochen haben, wirkt sich hier auf die familiäre Situation Katharinas aus. Die Erwachsenen, obwohl potenzielle Zeugen, sind keine verlässlichen Zeugen, Katharina fehlen offene bzw. verständliche Erklärungen zu gesellschaftlichen und familiären Ereignissen. Ein Feld von Unehrlichkeit und dem Verschweigen von Wahrheiten. Was hat uns gefallen: Ob es um Krieg, Nachkriegszeit, Vergangenheitsbewältigung oder Fremdenhass geht, der Ton der Erzählung ist konsequent aus der Perspektive des Kindes. Die Angst vor Überfremdung, ist als transnationales Thema geschickt eingeflochten. Alle Charaktere sind plastisch und glaubwürdig porträtiert. Die Pflegemutter Tantelotte , die emotional distanziert und kompromisslos wirkt. Sie steht für eine Generation, die von den Entbehrungen und Traumata der Kriegsjahre geprägt ist, was sich in ihrer Strenge und Härte gegenüber dem Kind widerspiegelt: Zwang zur Anpassung, strikte Regeln, unerfüllte Antworten. Ergebnis: Katharina „strickt“ sich ihre eigene Welt inklusive passender Erklärungen. Mutter Dora :, von ihrer Krankheit (MS) gezeichnet, ist bemüht, so wenig „Umstände“ wie möglich zu machen – Seite 61 „wenn bei uns etwas Schlimmes passiert, ist immer jemand schuld. deshalb strengt sich Mama so sehr an, dass sie nicht schuld ist“. In ihrer Liebe, Fürsorge und Verbundenheit ist sich Katharina der Fragilität des familiären Zusammenhangs bewusst. Seite 37 „Mama lächelt nicht immer, in letzter Zeit sogar immer seltener.“ Seite 75 „Ich glaube Mama vermisst Tommy manchmal. Ich sehe das an ihrem Gesicht.. „ Vater Walter , "der Bibel-feste": in Szene Seite 71- 74 die Bibel und die Ausländer 😉 ..die Flucht aus Ägypten: „Ja, sagte Papa, wir sind katholische Christen. Es gehört sich einfach, dass man sich in der biblischen Geschichte auskennt. …(…)… Sechshunderttausend Männer - genau die Anzahl Ausländer, die momentan in der Schweiz sind, …(…)…wir würden sie nicht verfolgen, sondern ziehen lassen, ist ja klar, fügte Papa mit einem komischen Lachen hinzu. Wir würden sie ziehen lassen und wären froh darüber- sehr froh sogar“. Seite 55: „Die Männer arbeiten, die Frauen sind zuhause. Ein Naturgesetz.“ Tante Lucille , die Schwester von K. Mutter und ihre Patin, die öfter aus ihrem Leben ausbricht, weil sie die Borniertheit der Familie nicht erträgt. Katharina gegenüber ist sie verständnisvoll und versucht ihr das komplexe Thema Versailles und seine Auswirkungen zu erklären. Gestört hat uns bzw. diskutiert wurde: Teilweise wird das Buch als aneinandergereihte Begebenheiten wahrgenommen, sozusagen „Spotlight Methode“. Gestört hat das plötzliche und offene Ende des Buchs. Lieblingsfigur: Als unsere Sympathiefigur wird Katharinas Lehrerin Frau Simonis ausgezeichnet, die in festgefahrenen Zeiten Ihre Autonomie bewahrt. Als moralische Instanz und kritische Lehrerin, engagiert und verantwortungsbewusst, tritt sie Ignoranz und Fremdenfeindlichkeit mutig entgegen. Szene Seite 83/84: In einem verschlossenen Brief des Vaters, den K. überbringen muss, steht die Aufforderung, dass Katharina von ihrem Bank-Kamerad und Freund Lorenzo zu trennen ist. Sie sagt: „Richte bitte deinem Vater aus, dass in diesem Raum, ich meine, hier im Schulzimmer, noch immer ich bestimme. Auch am Montag wirst du wieder neben Lorenzo sitzen.“ Am meisten berührt: Schmerzhaft zu lesen ist die Verzweiflung des Kindes, das der Mutter im Krankenhaus keinen Abschied mehr schenken konnte – und der nagende Schmerz, ihr nicht mehr Liebe und Schönes erwiesen zu haben.“ Seite 157 Besonders berührt die Schutzlosigkeit des Kindes in einer Welt ohne Antworten auf seine brennenden Fragen. Zeitgeist: Themen die exemplarisch für den Zeitgeist der 60er stehen, werden angedeutet und ins Bewusstsein gerückt: Die Expo 1965 in München, die Eröffnung des St. Bernhard Tunnels 1964 , Der Gletschersturz bei Mattmark im Wallis 1965 bei dem 88 vorwiegend aus Italien stammende Bauarbeiter unter 500 000 m³ Eis begraben ihren Tod fanden. die Frankfurter NS-Prozesse von 1963 -1965 (Strafprozesse gegen Mitglieder des Auschwitz-Personals) Die Teilnehmerinnen zeigten sich betroffen, über die Schweizer Vergangenheit, der Antisemitismus, der im Buch offen und kritisch behandelt wird. Szene zur Tatsache der Konzentrationslager im Kanton Zürich Seite 151: „Was rief Mama, so nah von uns damals! Wieso haben wir das nie erfahren? Man wollte es nicht wissen, sagte nun mein Onkel Ernst ..(..).. wie vieles andere auch.“ Fazit: Wir würden es nicht verschenken, aber durchaus empfehlen Eure Kinder sind nicht eure Kinder Sie sind die Söhne und die Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, Denn sie haben ihre eigenen Gedanken Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen. Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen Denn das Leben läuft nicht rückwärts noch verweilt es im Gestern. Khalil Gibran
- Anja Goerz: Jakobs Schweigen | Mysite
Anja Goerz: Jakobs Schweigen Der angesehene Bremer Rechtsanwalt Michael Ahlendorf liegt erschossen in seiner Kanzlei. Vier Schüsse sind auf ihn abgegeben worden, der letzte war tödlich. Dringend tatverdächtig ist sein siebzehnjähriger Sohn Jakob. Er wurde kurz nach der Tatzeit beim Verlassen der Kanzlei gesehen. Aber hat er ein Motiv? Für Jakobs Großmutter bricht eine Welt zusammen. Nicht nur hat sie ihren Sohn verloren - ihr Enkel soll auch noch ein Mörder sein? Doch Jakob ist zu keinem Gespräch bereit. Nicht mit Dora, nicht mit David, seinem Dad, nicht mit der Polizei. Überzeugt von Jakobs Unschuld, stellt Dora an der Seite ihres alten Freundes Wolfgang, Rechtsanwalt im Ruhestand, eigene Nachforschungen an. Und fördert eine Tragödie zutage, die sie zutiefst erschüttert. Klappentext: zur Autorin: Anja Goerz geboren 22. April 1968 in Niebüll ist eine deutsche Hörfunkmoderatorin und Autorin . Quelle Wikipedia klick hier! Erfahrungen im Lesekreis: Was hat uns gefallen? Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen, ist der Umgangssprache der jüngeren Generation angepasst. Für manche wurde ein wenig Lokalkolorit von Bremen gut herausgearbeitet, die Präsenz des Stadtbildes und die sogenannten „Bremer Pfeffersäcke“ zu denen sich die Protagonisten Dora, sowie ihr verstorbener Ehemann mit den Kindern unbedingt zugehörig fühlen und es auch sind. Was hat uns gestört? Es ist ein Roman der, trotz des interessanten Themas - Kinder in gleichgeschlechtlicher Ehe- zu sehr an der Oberfläche bleibt, und nicht in die Tiefe geht. Das Thema Leihmutter ist zu kurz behandelt, gleichsam abgehandelt. Wir sprachen über: „Sympathietragende Figuren“ – gibt es in diesem Roman nicht ;-) Dora in ihrer Unselbständigkeit und Unsicherheit glaubt an das von ihr nach außen dargestellte Cover der trotz „ungewöhnlicher“ Konstellation funktionierenden angesehenen Familie mit dem dazugehörigen Familienleben. Kirsten versinkt in immerwährendem Selbstmitleid, das nur die anderen zu verantworten haben. Jakob begeht den absoluten Vertrauensbruch, indem er das Passwort für den PC seines Dad knackt. Michaels Vater erwartet von seinem Sohn geschlechtsrollenkonformes Verhalten. Dora will die Probleme nicht sehen, ihre Kinder erfahren unter ihrem patriarchischem Mann nie eine Stärkung des Selbstbewusstseins, ebenso wenig Dora selbst. Zeitgeist: Wie es euch gefällt? Homosexualität – Zwang zur Etikettierung in der Gesellschaft Viele Psychologen vertraten noch bis in die 80er Jahre hinein die Ansicht, dass es sich bei der Homosexualität um eine Störung handle, die therapiert werden könne. Der § 175 BGB Strafbarkeit der Sexualität von Gleichgeschlechtlichen wurde am 11. Juni 1994 aus dem BGB gestrichen. Das Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft, kurz Lebenspartnerschaftsgesetz (LPartG), ermöglichte von August 2001 bis einschließlich September 2017 zwei Menschen gleichen Geschlechts in der Bundesrepublik die Begründung einer Verpartnerung. Erst seit 2017 ab diesem Zeitpunkt gibt es die gleichgestellte Ehe für alle. Wie empfinden wir die Stimmung im Werk, hält es die Spannung? Einhellig ist die Meinung, dass schon früh klar ist, von wem der letzten Endes „finale“ Todesschuss ausgeführt wurde. Fazit, würden wir es empfehlen, verschenken? Ein unterhaltendes Buch, für einen verregneten oder bitterkalt verschneiten Couch-Nachmittag, mit anregendem Gesprächsaustausch!
- Nicola Kabel: Kleine Freiheit | Mysite
Nicola Kabel: Kleine Freiheit Klappentext: Gerade vierzig geworden, kümmert sich die Richterin Saskia in Elternzeit um ihre beiden Söhne, während ihr Mann Christian zwischen dem Heimatort in der norddeutschen Provinz und einer Kanzlei in Hamburg pendelt. Da bringt ein geplanter Windpark vor ihrer Haustür Saskias geordnetes Leben ins Wanken. Als sie sich in einer Bürgerinitiative engagiert, schenkt ihr Joachim Wedekamp besondere Aufmerksamkeit. Sie gerät in seinen konservativen Zirkel und erlebt beunruhigt, dass sich hinter dessen Widerstand gegen den Windpark eine viel grundsätzlichere Kritik an der heutigen Gesellschaft, der Zuwanderung, dem Wertewandel verbirgt. Wedekamp steht mit seiner väterlich-höflichen Art im Kontrast zu ihrem eigenen Vater, dem Alt-68er Hans, den sie liebt und der ihr oft doch peinlich ist. Bei ihm sind Saskia und ihre kleine chaotische Schwester Sophie in bunten WGs aufgewachsen, nachdem die Mutter die Familie verlassen hatt. Als Jurist durchaus erfolgreich, hat er sich dennoch seine wütende Kritik an der grassierenden Ungleichheit, am globalen Kapitalismus und der Konsumgesellschaft bewahrt, ist so unkonventionell wie eh und je und schont auch keine Verwandten. In ihrem feinfühligen Debütroman erzählt Nicola Kabel eine berührende Vater-Tochter-Geschichte, die zugleich den Finger in Wunden legt, die die Zerreißroben der Gegenwart uns zufügen. zur Autorin: Nicola Kabel, geboren 1978, studierte Geschichte und öffentliches Recht in Hamburg und war mehrere Jahre Redakteurin. Der Deutschen Presse-Agentur. Seit 2912 arbeitet sie in der politischen Kommunikation. Sie lebt mit ihrer Familie in Lübeck. Quelle: Einband C.H.Beck-Verlag unsere Lesekreis-Erfahrung: Wie hat es uns gefallen Das Buch ist flott zu lesen, oft mit leichter Belustigung bei der evtl. sich einstellenden eigenen Reflexion (was möchten doch die erwachsenen Kinder bei der Erziehung ihrer Kinder wiederum nicht alles besser und anders machen ;-)) Was hat uns gefallen Die Aktualität der Themen angesichts des allerorten spürbaren Klimawandels und des wie- damit- Umgehens, sorgen für Spannung und Erwartung. Was hat uns gestört Die Lesekreisteilnehmerinnen fanden die Themen teilweise nur angerissen und nicht in die Tiefe gehend. Die Figuren wirkten auf sie oft, vielleicht auch gewollt, klischeehaft überzeichnet. Nicht hineinpassend, ohne Zusammenhang, erscheint die Szene der Fast-Affäre mit dem Nachbarn Markus, (Klischee liebenswerter Lebenskünstler). Welche Figuren stehen uns am nächsten Die Entwicklung der Protagonistin Saskia, deren Kinder- und Jugendzeit, erfahren wir im Rückblick im Roman. Ein Aufwachsen mit Eltern, die versuchen ihren Traum zu leben, das Lebensgefühl der Flower-Power-Zeit, mit der Ablehnung von bürgerlichen Wertvorstellungen und Zwängen, antiautoritär und antihierarchisch. Saskia und ihre Schwester Sophie, leben in einer Kommune bei Gorleben, die die Mutter irgendwann verlässt. Die Geschwister werden von Hans oft weitergereicht an andere Kommunen-Mitglieder, von denen sich die warmherzigen Bezugspersonen (Georg und Ruth) später für das sogenannte bürgerliche Leben, das verachtete Family-Glück entscheiden. Es bleiben als Familienverband nur die Großeltern, Saskia die Wut und Enttäuschung auf den Vater, der die Kinder abschiebt. Sie möchte in der Erziehung, dem Aufwachsen ihrer Kinder nicht diese Fehler machen, Kontrolle und Ordnung sind ihr sehr wichtig. Der Vater Hans ist trotz seiner Vorstellungen, Überzeugungen und Grundsätzen in der 68-er Bewegung ein erfolgreicher Jurist, zwischenzeitlich gut etabliert. Seine Widerstände gegen Spießigkeit und kleinbürgerlicher Zwänge demonstriert er nur im Fehlen der Krawatte, zweier offenstehender Hemdsknöpfe und dem mittlerweile graugewordenen Pferdeschwanz. #109 „Plötzlich verdiente Hans Geld, etwas mehr als 40 Jahre alt. Erstmals bügelte der Hemden. Er reihte sich ein in die Herde: morgens im Anzug raus aus der U-Bahn…“ Am meisten berührt hat uns Besonders berührend fanden wir die Not von Sas, die nach dem Weggang der Mutter die Fürsorgerolle dieser übernimmt: Das Pausenbrot für die kleine quirlige Schwester, ebenso wie Abwasch, Wäschewaschen etc.. Ebenso ihre Fluchten und Auswege um ihren Altersgenossen vorzuspielen, dass sie dazugehört. Sie will nicht die Außenseiterin sein, kauft sich heimlich zum Beweis selbst Weihnachtsgeschenke, deren Finanzierung sie ebenfalls organisieren muss, da zuhause kein Weihnachtsfest gefeiert wird. #85 „Dabei hatte Saskia gar nicht gelernt, wie Weihnachten geht. Mal feierten die Frauen in dem großen, gelben Haus Wintersonnenwende.“ Einen bitteren Geschmack fühlt man ebenfalls als Hans Ex- 68er, erkennt, dass er ohne seine Familie, die Kinder, die er nicht wollte, an Weihnachten einsam dasteht, nicht weiß wohin, was tun. Was ist unsere Meinung zur Stimmung im Werk? Die Stimmung im Werk ist bedrückend, das Gefühl der Unzufriedenheit der Protagonisten mit sich selbst, förmlich greifbar. Erschreckend, wie wenig die einzelnen Familienmitglieder voneinander wissen, bis zum Ende. Titel, Cover Der Titel" kleine Freiheit" – Jeder nimmt sich nur seine „kleinen Freiheiten?“ Das Cover zeigt Greifvögel „ im Sog der Windräder“ Wir sprachen über: Jugendrebellion von 68 – Protest gegen starre Strukturen – anti-autoritäre Erziehung, Freie Liebe, Wilde Ehe, Auflehnung an die bestehende Wirtschaftsordnung Heutige Jugendbewegung/en) Fridays for Future Den Wandel unserer gesellschaftlichen Werte Fazit: Wir würden es empfehlen, verschenken