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- Lesekreis-Erfahrungen Heute beissen die | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Heute beissen die Fische nicht von Ina Westmann Wie hat es uns gefallen: Eine idyllische Insel im finnischen Schärengarten, 3 Protagonisten und deren ernster Hintergrund: Die Geschichte schickt uns durch eine emotionale Reise durch die Gedankenwelt der Charaktere: Emma , psychologisch, sozial und physisch leidend unter den Auswirkungen ihrer Arbeit als Fotojournalistin oft in Krisen- Gebieten. Die Symptome der traumatischen Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit wirken sich zu Problemen auf das Familienleben aus. Emma kämpft darum ihre Vergangenheit mit ihrer Gegenwart in Einklang zu bringen. Ihre Halluzinationen verwischen die Grenzen zwischen Realität und Illusion. Dieser Aspekt der Geschichte, wirft Fragen über die Wahrnehmung und die Zuverlässigkeit der eigenen Erfahrungen auf. Joel , Pädagoge, steht auf der Seite der Wissenschaft, still, eher introvertiert. Joel hadert, kämpft mit Emmas Zustand, er möchte sie vor ihren Dämonen beschützen und gleichzeitig Stabilität für seine Tochter schaffen. Um in der maritimen Symbolik zu bleiben, er möchte der Anker der Familie sein. Fanni , die gemeinsam adoptierte Tochter aus Kenia ist 5 Jahre alt und auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Identität. Sie ist ein aufgewecktes Kind mit dunklen Haaren, das in der Gesellschaft der vermutlich hellhäutigen finnischen Küstenbewohner fremdartig wirkt und auffällt. Was hat uns gefallen: Geschickt setzt die Autorin die Abgeschiedenheit der Insel ein, die die Beziehungen und Konflikte innerhalb der Familie intensiviert. Joel, Emma und ihre adoptierte Tochter Fanni leben auf engem Raum, ohne große Ablenkungen. Es gibt keine Fluchtmöglichkeiten in die äußere Welt. Sie sind gezwungen, zwischen Realität und Visionen zu unterscheiden und diese in Einklang zu bringen. Das Buch gliedert sich in kurze, prägnante Kapitel, mit poetischer schöner Sprache, die wie Flash-Backs der einzelnen Protagonisten wirken. Bei der aufgezeigten Problematik ist der Schreibstill nie wertend oder moralisierend. Die kurzen Abschnitte sind wohltuend und begünstigend für den Lesefluß. Kritik – Eindruck: Das Meinungsspektrum der Lese-Gruppe geht diesmal von einem „sehr vielschichtig“ (angenehm) bis zu Themen überladen (unangenehm). Familien- Dynamik und Isolation psychische Gesundheit und Trauma Identität und Selbstfindung Adoption und Zugehörigkeit, Integration Rassismus Kriegs-Traumata Flucht und Migration Krisengebiete mit Hungersnot Umweltprobleme Uns hat am meisten berührt: Sehr berührend empfanden wir die Gespräche zwischen der kleinen Fanni mit dem Großvater. Die Familie im Jetzt und im Jenseits. Die besondere Wahrnehmungsfähigkeit von Kindern, die oft intuitiv Atmosphären und Stimmungen intensiver als Erwachsene erfassen, wird hier einfühlsam dargestellt. Die spirituelle Verbindung Fannis mit dem Großvater , den sie als guten Geist aus dem Jenseits und unsichtbaren Freund erlebt, ist sehr bewegend, geht unter die Haut und berührt das Herz. Unser Lieblingscharakter: Als Favorit wurde Joel gewählt, der sich bemüht, Emma zu helfen, sie zu unterstützen und Halt zu geben auf ihrer Suche nach sich selbst, ihrem inneren Frieden. Gleichzeitig versucht er, sie in Einklang mit Fanni zu bringen. Trotz seiner Ängste und Unsicherheiten, möchte er die Familie schützen, und seinen Werten wie Umweltschutz und vegetarische Lebensweise treu bleiben. Zeitgeist: Gerade bei dem Thema Familiendynamik wurde darüber diskutiert, ob der Zugang zu einer Fülle von Informationen, darunter auch Fehlinformationen, die heutige Familiensituation möglicherweise zusätzlich belasten könnte. Die im Roman angesprochenen Themen spiegeln dabei viele der persönlichen und kollektiven Herausforderungen wider, mit denen moderne Familien konfrontiert sind und als Belastung empfunden werden. Fazit: Noch einmal werden wir maritim 😉: Fische als metamorphisches Symbol für verborgene Wahrheiten und Erinnerungen, die nicht immer leicht zu fassen sind. In den Tiefen unserer Seele schwimmen Erinnerungen wie scheue Fische, - manchmal beißen sie, manchmal nicht.
- Minna Rytisalo: Lempi | Mysite
Minna Rytisalo: LEMPI das heißt Liebe Klappentext: Aus dem Finnischen von Elina Kritzokat Der junge Bauernsohn Viljami hat sich in Lempi, die Tochter des Ladenbesitzers aus der kleinen StadtRovaniemi, verliebt. Hals über Kopf heiraten sie, und Lempi, der das Landleben fern ist, zieht zu Viljami auf den Hof. Um sie zu entlasten und über die Trennung von ihrer Zwillingsschwester hinwegzutrösten, stellt ihr Mann die Magd Elli ein, die insgeheim glühend eifersüchtig ist und selbst gern an seiner Seite wäre. Nach einem einzigen glücklichen Sommer wird Viljami zum Kriegsdienst eingezogen. Als er zurückkehrt, ist die Stadt zerstört und Lempi verschwunden. Dass sie wie ihre Schwester Sisko mit einem Wehrmachtsoffizier nach Deutschland gegangen sein soll, kann er sich nicht vorstellen. Viljami, die Magd Elli und Sisko erinnern sich an Lempi - aus ihrer jeweils eigenen, sehr individuellen Perspektive. Vielschichtig, emtional, eindrucksvoll: die Geschichte einer tragischen Liebe vor dem Hintergrund des Lapplandkrieges. zur Autorin : Rytisalo stammt aus Lappland und arbeitet als Finnischlehrerin. Sie betreibt im Internet einen literarischen Blog. 2016 veröffentlichte sie ihren ersten Roman Lempi, der in Lappland angesiedelt ist. Er wurde als bester Roman 2016 mit dem Blogistania-Finlandia-Preis ausgezeichnet, außerdem erhielt Rytisalo 2017 den Botnia-Literaturpreis. Quelle: Wikipedia Klick hier: Lesekreis-Erfahrungen: Gefallen: Einhellig ist das Werk bei allen Teilnehmerinnen sehr gut angekommen. Die Lebendigkeit der Sprache, mit der sich die 3 Ich –Erzähler*Innen sich förmlich ins Ohr graben, nimmt alle gefangen. Auch dass jede /jeder mit einer ganz eigenen Stimme berichtet, wie er die Protagonistin für sich wahrgenommen und gefühlt hat. Die Diskussionsrunde wird bereits sehr lebendig bei der Frage der Identifikationsfigur, bzw. welche Perspektive der Erzähler*innen am meisten an den einzelnen Lesekreisteilnehmer emotional herankommt .- Viljami , der Ehemann, die Schmetterlinge der 1. Liebe im Bauch, kehrt traumatisiert vom Krieg zurück , führt eine innere Zwiesprache, in der er das Kennenlernen Lempis, sowie die wenigen Monate des Zusammenlebens Revue passieren lässt und seine bedingungslose Verehrung pflegt. Das Bewusstsein der Leere im Dasein des Heimkehrers. Seite 65: "Die Schotterstraße nehme ich nicht. Die ist für Menschen, die wissen, wohin sie wollen, und nicht schnell genug am Ziel sein können." Vergleich: Wolfgang Borchert, „Draußen vor der Tür„ Dann Elli , die Magd, im Vorhinein vom Schicksal benachteiligt, was ihre Behinderung, soziale Herkunft, finanzielle Situation und zumindest in ihrem Fühlen auch das Aussehen betrifft. Der Ton ist oft hasserfüllt und von Neid gebeutelt, ist doch Viljami ihre Liebe auf den ersten Blick, den sie mit allen Mitteln versucht, für sich zu gewinnen, dass er ihre Werte und Qualitäten erkennen möge. Ihre Erzählung als alte Frau gibt Sisko, die Zwillingsschwester wieder, sie war zum Zeitpunkt des Dramas mit einem deutschen Offizier liiert, der sie letzten Endes sitzen ließ. Sie berichtet von der innig-intensiven Beziehung der Zwillingsschwestern, richtungsweisend wie ein morphogenetisches Feld, spürt in sich nach, wie es der Zwillingsschwester gehen könnte, was gerade mit ihr passiert, dann geschehen ist. Endet in einer Art Ringstruktur, ich muss die Kinder meiner Schwester retten, bin nun für sie da. Die Hauptfigur Lempi ist da und doch nicht da. Wie wird Lempi vom einzelnen beurteilt: Wirklich faul, herablassend, selbstgefällig? Oder einfach eine junge, doch etwas verwöhnte Kaufmannstochter, die die Härte des Bauernlebens in der Einsamkeit unterschätzt hat. Ein Buch mit Diskussionspotenzial ;-) ! Bei der Stimmung im Werk werden Verbindungen zum „Seelenhaus“ geknüpft. Die nordische Mythologie, die das Wesen und Dasein von Elli bestimmt, die Flüche, mit denen sie Lempi mit bösen Verwünschungen belegt. Darüber hinaus stellen sich viele offene Fragen, die den Spannungsbogen des Buches noch steigern Das Zeitfenster einer Nacht für Geburt und Tod und der Löschung der Spuren, nicht zuletzt „Verschwindenlassen“ der Leiche die Erfolgsleiter von Sisko, von der Verlassenen Rückkehrerin , zur Ehefrau, der Mutter, Studium und Karriere Nicht gefallen bzw. kritisiert wurde, dass die Zusammenhänge des 2. Weltkrieges insbesondere darin die Rolle Finnlands nur angerissen, und erst mit dem Nachwort der Übersetzerin dankenswerter Weise mehr herausgearbeitet wurden Zum Lob des Nachworts der Übersetzerin und eines zum Cover des Buchs: Die Erklärung zu der schemenhaften Figur der lebensfrohen Lempi, fand ich großartig: Dass Elli sie durch ihre erhebliche Leseschwäche so unscharf gesehen hat. An dieser Stelle möchte ich mich sehr für die immer fruchtbaren und bereichernden Gespräche und Diskussionen unseres Lesekreises bedanken und freue mich auf viele weitere Begegnungen! Fazit: eine Empfehlung für Minna Rytisalo’s LEMPI!!!
- David Szalay: Turbulenzen | Mysite
David Szalay: Turbulenzen Klappentext: Auf dem unruhigen Flug nach Madrid kommt eine Frau, die ihren kranken Sohn in London besucht hat, mit ihrem Sitznachbarn ins Gespräch. Der Geschäftsmann aus Senegal weiß noch nicht, dass ihn in Dakar die Nachricht eines tragischen Unfalls erwartet, bei dem ein Frachtpilot Zeuge wurde. In diesem höchst spannenden Roman berührt jedes Leben das nächste, ob es der indische Golfer ist, der seinen senilen Vater bestiehlt, oder die Tochter eines ausgewanderten Deutschen, die einen syrischen Flüchtling heiraten will. zum Autor: David Szalay, 1974 in Montreal, Kanada, geboren, wuchs in London auf. Er studierte an der Universität Oxford. Quelle: Wikipedia Klick hier: Erfahrungen in unserem Lesekreis Dieses Mal haben wir uns für ein Buch mit Kurzgeschichten entschieden, das entsprechend der Reise-Art Flugzeug rasant Geschwindigkeit aufnimmt und uns um den ganzen Globus führt. Die gesamte Skala der Schnelllebigkeit vor Corona wird uns hier noch einmal bewusst gemacht. Es hat uns gefallen: Alle Teilnehmerinnen sind sich einig, dass es sehr spannend und flüssig zu lesen ist, und dabei eine emotionale Achterbahn auslöst. Als besonders faszinierend wird die geographische Vernetzung empfunden: die Hauptperson jeder Folgeschichte kreuzte Pfade mit dem Protagonisten der vorhergehenden Geschichte. Dabei werden die Mitglieder einer Familie aus mehreren Blickwinkeln erlebt: – bei der 1. Episode und den 3 Letzten: Die 1. Geschichte, der Flug London/ Madrid, in der die Mutter ihren an Krebs erkrankten erwachsenen Sohn besucht hat und verabschiedet sich mit sorgenvollen Gedanken über die weitere Entwicklung - Die 10. Geschichte Kochi /Doha, bei der die Auswanderin Ursula, die geschiedene Frau des Krebskranken der 1. Geschichte, die einen Gärtner beschäftigt, dessen Arbeitsverhältnis als moderne Sklaverei bezeichnet werden kann: alle personenbezogenen Unterlagen, Reisepass, Arbeitserlaubnis etc. hält sie unter Verschluss. Ihre Gedanken kreisen um seine sexuelle Orientierung. Die 11. Geschichte Doha/ Budapest in der Ursula ihre Tochter Miranda besucht, die einen Flüchtling heiraten möchte, der Moslem ist. Ursula befürchtet rein wirtschaftliche Aspekte seitens Moussa. 12. Geschichte Budapest/London, Miranda nun wiederum besucht ihren Vater (siehe 1), um ihn bei der Therapie zu unterstützen. Wir unterhielten uns über: Das Grundthema des Buches ist die wie so oft im wahren Leben fehlende Kommunikation, die Sprachlosigkeit. Der Spannungsbogen im Wechselbad der Gefühle wird beispielsweise durch die folgenden Situationsbildern aufrechterhalten und deutlich: Einsamkeit des Piloten, der als 5-jähriger seine jüngere Schwester verloren hat und Zeuge des tödlichen Unfalls war. Hilflosigkeit , der Großmama, fassungslos, als ihre Tochter, das Neugeborene im Arm, alle Verzweiflung in die Worte packend „Er ist Blind„ ihr entgegen schleudert. (Mechanismen der Verstummung) Intoleranz in den Gesellschaftsstrukturen, Klassenunterschiede, Fahrer von Cheikh, wird von ihm geduzt, während er ihn mit „Sir“ anspricht und in der 2. Geschichte, der Gärtner Ursulas und seine Arbeitsbedingungen Liebe : Miranda's Flug Budapest nach London: „Sie war nach London geflogen, um ihren Vater in das St. Mary‘s Hospital zu begleiten zur CT. Die Vorstellung, dass er diesen Gang allein anträte, fand sie schauderhaft.“ Misstrauen der Mutter, als Miri ihre Heirat mit Moussa, einem syrischen Flüchtling ankündigt, er wolle sich damit den Aufenthalt in Europa sichern. Verrat des indischen Müßiggängers an seinem dementen Vater, den er bestiehlt. Zärtlichkeit: Jackie entscheidet sich nach einer Affäre ganz bewusst für ihren Ehemann. “Ich meine damit, dass ich kein Leben führen möchte, das nicht wahrhaftig ist.“ Verglichen mit: Thornton Wilder: Die Brücke von San Luis Rey Die Sinnsuche Lieblingszitat: S. 128 : …“und neben dem Lichtschalter hing das gerahmte Zitat Kennedys. Denn unter dem Strich verbindet uns alle die Tatsache, dass wir diesen kleinen Planeten bewohnen. Alle dieselbe Luft atmen. Alle eine gute Zukunft für unsere Kinder wünschen. Alle sterblich sind.“ Fazit: Ein auf 134 Seiten komprimiertes Buch mit unzähligen Möglichkeiten zum „weiterweben“.
- Wolf Haas: Eigentum | Mysite
Klappentext: Wolf Haas: Eigentum Mein ganzes Leben lang hat mir meine Mutter weisgemacht, dass es ihr schlecht ging. Drei Tage vor dem Tod kam sie mit der Neuigkeit daher, dass es ihr gut ging. Es musste ein Irrtum vorliegen." Mit liebevoll grimmigem Witz erzählt Wolf Haas die heillose Geschichte seiner Mutter, die, fast fünfundneunzigjährig, im Sterben liegt. 1923 geboren, hat sie erlebt, was Eigentum bedeutet, wenn man es nicht hat. "Dann ist die Inflation gekommen und das Geld war hin." Für sie bedeutete das schon als Kind: Armut, Arbeit und Sparen, Sparen, Sparen. Doch nicht einmal für einen Quadratmeter war es je genug. zum Autor: Wolf Haas, Jahrgang 1960... Wikipedia zum Buch: Genre: Fiktion Verlag: Hanser Verlag erschienen: 2023 Seitenzahl: 156 zu unserer Lesekreis-Erfahrung:
- Lesekreis-Erfahrungen 22 Bahnen | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Caroline Wahl: 22 Bahnen: Wie hat es uns gefallen: Die Autorin zählt zu den Schriftstellerinnen der jungen Generation, in unserem Lesekreis sogar zur Jüngsten. Nach ihren eigenen Aussagen wollte sie eine zeitlose Geschichte schreiben, die jede Altersgruppe anspricht und weit weg von ihrem eigenen Leben ist. Dem können wir so nicht zustimmen, ist doch jede Generation durch unterschiedliche technologisch und kulturelle Einflüsse geprägt, und bringt daher eigene Interessen, Werte und Erfahrungen mit. Erzählt wird in einer jungen Sprache, die klar und präzise ist, mit trendiger Ausdrucksweise. In den drehbuchhaften Dialog, die Variante der direkten Rede Er:, Sie:, muss sich erst eingelesen werden. Tilda schwimmt regelmäßig ihre 22 Bahnen, ein Ritual, das ihr Halt gibt, hilft, mit ihrem Alltag umzugehen. Eine junge Frau sehnt sich nach einem selbstbestimmten Leben, während sie mit katastrophalen familiären Belastungen, ersten Liebeserfahrungen und dem Bewusstsein ihrer Verantwortlichkeit konfrontiert ist. Sie ist die zentrale Figur, eine starke junge Frau als Heldin. In einem Familienleben, das keines ist, versucht sie die jüngere Schwester zu schützen und zu coachen, „ich hätte 5 Monate Zeit, um Ida vorzubereiten. …Denn ich kann nur gehen, wenn Ida gewappnet ist. Sie müsste eine Kämpferin werden, und ich müsste sie rüsten. ….(…)“ Seite 73: versäumte Jugend: „Ich bin die ganze Zeit hiergeblieben, ganze 6 Jahre nach dem Abi, und während meine Freunde wegzogen, umzogen und reisten ..(…)..war ich 6 Jahre hier, habe gearbeitet, studiert, Ida großgezogen..(..). Wie eine Oma. ..dabei weine ich immer noch, aber ich lache auch laut, weil ich Ida habe und Ida mich hat.“ Was hat uns gefallen: Die Texte sind oft sehr poetisch und die Sehnsucht nach Freiheit fühlbar. Seite 65 „…die Wolken flogen nur so dahin. Das Gesicht eines Pandabären, dem allmählich ein Körper wuchs, und ein Adler, der seine Flügel immer weiter ausbreitete.“ Schwimmen Seite 53:“....und das Wasser, in das ich mich ungeduscht fallen lasse, schmiegt sich um meinen erschöpften Körper und wäscht das Chaos, das ich ausgeschwitzt habe, von meiner Haut.“ Seite 150: „Der Herbst ist ein Magier, der alles verzaubert. Er hüllt die Welt in Wind, Nebel und Regen, und es riecht nach Leben. Grün wird zu Feuer.“ Seite 105: Zuflucht Lesen 😉 Die Gedanken über das Lesen, die Bücher: „Ich wusste, das Lesen ein guter Vorschlag sein würde. Lesen hat mir damals viel gegeben, und gibt mir immer noch viel. …(..) dass mir niemand diese Geschichten, diese Welten wegnehmen kann, in die ich mich zu flüchten vermag, beruhigte mich und machte mich unverwundbar.“ Nicht gefallen hat uns, dass kein Perspektiv-Wechsel auf die Mutter stattfindet. Auch das erfolgreiche Ende (Tilda coacht Ida so, dass sie ihren Weg auch mit der Distanz, die Tildas Doktoranden-Stelle mit sich bringt, zu ertragen glaubt. )– , halten wir für ein wenig 😉 realitätsfern. Es sorgt jedoch mit für das Wohlfühl-Gefühl, das sich beim Lesen einstellt….und: Der Märchenprinz für Tilda darf natürlich auch nicht fehlen. Berührend fanden wir: Toll beschrieben: Die Ambivalenz, die sich im Verhältnis zur Mutter hervorhebt: Sie wird sowohl als Bezugsperson als auch als Monster dargestellt, insbesondere wenn sie in ihrer Sucht gefangen ist. Das Wechselspiel zwischen den widersprüchlichen Gefühlen und Rollen – von Mutter zu Ungeheuer und umgekehrt- wird deutlich gezeigt. Abtauchen in Fantasien: Ida malt und erfindet Märchen, die sie mit Tilda zusammen weiterentwickelt, als Flucht von der Realität. Seite 76 „Es war einmal eine mutige Ritterin. Ihr Name war Tilda.“ Als Lieblingsperson in der Gruppe wurde Ida gekürt, ein Kind, dessen absolute und einzige Bezugsperson in der desolaten Familie die große Schwester ist. Fazit: Wir würden es einordnen in die Kategorie Resilienz-Buch, es ist nicht verstörend, zerstörerisch, manchmal nicht ganz glaubhaft. Für die ganz Jungen und jung Gebliebenen ist das Buch absolut zu empfehlen und gelungen. Die Älteren dürfen gern neugierig sein, es kann mit einem Augenzwinkern gelesen werden. Unsere Gruppe ist sich einig, das Buch ist besonders für die jüngere Generation geeignet, die mit frischem Blick und viel Energie in die Geschichte eintauchen möchte.
- Lesekreis-Erfahrungen Das Café ohne Nam | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Das Café ohne Namen Robert Seethaler Wie hat es uns gefallen? Das Café ohne Namen stellt eine kleine Geborgenheit am Rande des Karmelitermarktes dar. Für seine Besucher fungiert es als sozialer Treffpunkt und bietet die Gelegenheit zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen. Der Roman hat uns auf unterschiedliche Weise berührt. Größenteils wurde sein Lesen als Entschleunigung erfahren, als positives Mut-Mach-Buch, konnte aber je nach persönlicher Verfassung, auch eine tiefgehende emotionale Stimmung, eine gewisse Melancholie hervorrufen. Es sind die „Alltagshelden“, Arbeiterexistenzen mit Bildungshürden, wie Seethaler sagt „randständige Menschen“, die ihn interessieren und die er hier sehr gekonnt porträtiert. Es ist seine verhaltene Sprache, die mit einer Zärtlichkeit und Sensibilität für den „einfachen“ Menschen das Herz erreicht. - Denn: sie haben ALLE ihren Stolz, und ALLEN gehört das Café. Seethaler erzählt von 10 Jahren im Leben seines Protagonisten Robert Simon, im Wien der 60er Jahre, 1966 – 76. Eine Lesekreisteilnehmerin weiß vom diesem Zeitgeist zu berichten, dass die Menschen nach den Bezirken sozusagen „katalogisiert“ wurden. Was hat uns gefallen? Die Geschichten handeln vom puren Dasein, von Sehnsucht, Verlust, Liebe und Glück, vom Leben einfacher Menschen mit ihren Hoffnungen, Sorgen und Kämpfen. Zentrale Themen sind Vergänglichkeit und Wandel – eine neue Welt entsteht, im Wie n im Wiederaufbau, Protagonist Robert eröffnet das frühere Lokal als Café 1966 neu, nach 10 Jahren endet sein Pachtvertrag, da es Investoren kaufen. Resilienz und Anpassungsfähigkeit – der Protagonist Robert sowie Mila, zeigen Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, sich an veränderte Umstände anzupassen. Robert „leistet“ sich die ersten 3 Jahre des Café-Bestehens keinen Ruhetag. Mila, die, den Umständen geschuldet, von der Näherin zur Bedienung wechselt. Figuren, die trotz Widrigkeiten nicht aufgeben. Wir erleben die ganze Palette menschlicher Gefühle, ohne dass der Bezug zur Realität bei der Schilderung verlorengeht. Ob es sich um die große Liebe des Ringers René zu Mila handelt, die Liebe bzw. Abhängig-Hörigkeit des Malers Mischa zur 15 Jahre älteren Milch- und Käsehändlerin Heide Bartholome Seite 151: „Es stimmte: (..) Sie waren das lebende Beispiel dafür, was Liebe anrichten konnte.(…) Die Leute sahen ihre schamlos ausgetragenen Schreiduellen, oder die Leidensfähigkeit des Ringers René, wie er seinen Lebensunterhalt verdient. Die naturalistischen Schilderungen der Kämpfe sind manchmal beinahe körperlich schmerzhaft. Zum Amüsement trägt die wiederholt eingeflochtene Unterhaltung zweier anonymer Caféhaus-Besucherinnen bei, die die Lebendigkeit des Romans fördern. Besonders berührend ist die Fürsorge und Empathie des Fleischermeisters Johannes Berg seinem dementen Vater gegenüber, und die Roberts zur Kriegerwitwe Martha Pohl. Sehr schön rund dazu passt das Ende des Romans zum Anfang: Robert und die Kriegerwitwe. Lieblingszitate: Viel Gefühl: Seite 30 : “ Ein Bus voller trauriger Frauen machte sich in der Abendsonne auf den Weg“. Sehnsucht und Nostalgie: Seite 55: „Da hat ein Kuss unter der Laterne noch genügt für ein ganzes Glück. Im Rückblick sieht alles besser aus. In Wirklichkeit waren die Männer genauso schlecht wie heute, und die Gaslaternen haben immer so unangenehm gezischt wie in der Nacht.“ Würde: Seite 61: „Aber er hat einen Stolz. Und damit hat er so manch einem anderen schon vieles voraus.“ Poesie: Seite 86: „Auf den Praterwiesen riecht es überall nach Erde, und unter den Kastanien ist das Licht ganz grün, vor allem, wenn es geregnet hat.“ Was hat uns gestört? Da alle Charaktere mit ihren allzu menschlichen Eigenschaften wunderbar beschrieben wurden, konnten wir lediglich eine negative, unbeliebte Nebenfigur küren: Der Mann mit dem Glasauge. Fazit: Ein inspirierendes Mut-Mach- und Resilienz Buch, um selbst festzustellen, was besonders gut gefallen oder am meisten angesprochen hat 😉 WIR würden es verschenken!
- Lesekreis-Erfahrungen Der amerikanische | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Amy Waldman: Der amerikanische Architekt in der Übersetzung aus dem Englischen von Brigitte Walitzek Zum Plot: Der gute Wille, die besten Absichten waren da…eine Gedenkstätte für die Opfer des Terroranschlags vom 9. September… Die Romanfiktion spielt 2 Jahre nach 9/11, als eine 13- köpfige Jury in einer anonymem Ausschreibung für eine Gedenkstätte entscheiden soll. Die Entscheidung der Jury fällt auf den Entwurf eines Architekten namens Mohammad K….. Schon ist der Selbstläufer einer Tragödie vorprogrammiert… Gefallen hat: Die Personen sind ausnahmslos lebendig gezeichnet, immer mit Hintergrundinformationen über deren Familien, Werdegang. Sehr realistisch die Darstellung der fortschreitend negativen Stimmung, gleich einem Hexenkessel. Gebannt folgen wir dem Fiasko, das, bei aller Bestürzung nachvollziehbar, zum Attentat und Tod Asma‘s führt. Als besonders eindrücklich werden die Entstehung von Fake-News aufgezeigt, und das unverantwortliche Verhalten der Regenbogenpresse : Das Spiel mit Emotionen, Informationen aus dem Konsens gerissen, Effekthascherei um jeden Preis. Seite 419 „ein Foto von Asma nahm die ganze Titelseite ein - lachend, den Kopf zurückgeworfen mit blitzenden Zähnen, als amüsiere sie sich über das Wort, das in riesigen Lettern über ihrem Gesicht stand: illegal“ Ebenso geschickt dargestellt die Einflussnahme der Presse: Seite 213: „Zweifelsfrei hat Mohammad Khan jedes Recht, seine Gedenkstätte zu bauen, hieß es in dem wöchentlichen Kommentar des Chefredakteurs des New Yorker. Die Frage ist, ob er sie bauen SOLLTE.“ Besonders berührend fanden wir : „Steinmännchen“ Seite 146 :„die Idee- impulsiv kreativ- hätte von Cal (Vater Williams) stammen können. Bevor sie aufbrachen, suchte Claire im Wörterbuch nach dem richtigen Begriff und fand Steinhaufen -als Grenz oder Orientierungszeichen, Denkmal etc., aber auch Steinmann, Steinmännchen aufeinander gestapelte Steine in Form kleiner Höhe oder Türmchen als Wegzeichen“. (…)dass er seinem Vater auf diese Weise half, den Weg nach Hause zu finden, ..).“ „kindliche Totenbeschwörung“. S.159: „William, der glaubte, auf diese Weise die Steine zum Leben erwecken, oder seinen Vater nachhause locken zu können.“ Versuch der Trauerverarbeitung: Seite 98: Sean„(...), wenn er abends zurück nach Brooklyn fuhr, war es, als kehrte er von einem Krieg nach Hause zurück… seine Frau sagte er rieche nach Tod und er konnte nicht verstehen, dass sie sich davon abgestoßen fühlte. der Staub, den er mit nach Hause brachte, war ihm heilig. Er schüttelte Schuhe und Hemd über Zeitungspapier aus, um ihn zu sammeln und aufzubewahren.“ Gestört hat uns: Am Ende des Romans gibt es einen exorbitanten Zeitsprung von 20 Jahren, Khan, nun nahe der 60, der inzwischen in Mumbai, dem früheren Bombay lebt, gibt 2 amerikanischen Reportern ein Interview, die einen Doku-Film über die damalige Ausschreibung und das Schicksal der darin verknüpften Personen gedreht haben. Für uns ein zu abrupter Break. Wir sprachen über: Problematik der illegalen Opfer: Asma Seite 122: „Wie konnte man tot sein, wenn man gar nicht existierte? Von den 40 Menschen aus Bangladesch die in den Tagen nach den Anschlägen bei ihrem Konsulat als vermisst gemeldet wurden, waren nur 26 legal im Land. Asma Anwars Mann gehörte nicht zu ihnen. Diejenigen die keine Dokumenten hatten könnten konnten bedauerlicherweise auch nicht gezählt werden, beharrten die Konsulatsmitarbeiter. (….)der Witwe keine finanzielle Unterstützung zukommen lassen. (…) es gab keinen Inam Anwa (….“, Die Gier nach Macht, der Egoismus der Politiker: Paul Seite 425: „Gouverneurinnen sollten besser eine Erklärung parat haben“. er fing sich einen finsteren Blick ein……., sie würde darlegen, dass sie nur versucht hatte, die Gedenkstätte, ganz Amerika, gegen die islamistische Bedrohung zu verteidigen. Selbst wenn der Staat das Verfahren verlor, würde sie gewinnen. Bisher waren ihre Umfragewerte jedes Mal, wenn sie gegen Khan in die Offensive gegangen war, gestiegen. Er war ihr Sauerstoff.“ Seite 427 „Die Gouverneurin führte die Attacke noch weiter: „ ich fühle mit Asma Anwar, aber sie stellt ein ernsthaftes Problem dar. wenn wir nicht aufpassen, wer durch unsere Türen kommt, sterben Tausende von Amerikanern. solange ICH diesen Staat leite, werde ich nicht zulassen, dass so etwas noch einmal geschieht.“ Populismus „hatten Politiker die Stimmung der Öffentlichkeit aufgepeitscht, geschürt vor den zahllosen nicht erfassen Muslimen aus Bangladesch, die es in New York gab, angefangen bei Asmas totem Ehemann. „auch wenn niemand sonst es tut, ich stelle die Frage“, hatte Lou Sarge in seiner Sendung gezetert: „.was hat ihr Mann in den Türmen gewollt?“ S. 427 Die Veränderung der Personen und ihrer Standpunkte: Mo wird zum praktizierenden Muslim. Nachdem er sich von seinen Landsleuten im Stich gelassen fühlt. Seite116/117: Gespräch mit Paul Rubin. „Ganz gleich, was für eine Art Muslim Khan bis jetzt gewesen war, es würde als ein aufgebrachter von hier weggehen.“ Seite 427: Asma resigniert „zu gehen war ihre eigene Entscheidung, irgendwie aber auch nicht. In den Tagen nachdem ihr illegaler Status bekannt geworden war, hatten Politiker die Stimmung der Öffentlichkeit aufgepeitscht, die Angst…. Seite 448: Sean überlegt, den Kampf gegen Khan aufzugeben, zu unterlassen. Zum Buchtitel - Die Übersetzung des Titels ins Deutsche: Die Doppeldeutigkeit der „Submission“ Die Unterwerfung Die Einreichung Die Einreichung - üblich im Baugewerbe bei Ausschreibungen, die Bewerbung um einen Auftrag. Die Unterwerfung – wer unterwirft sich wem? Mo letztendlich der öffentlichen Meinung? Er verlässt das Land, arbeitet nie mehr für die USA Veränderung Claire der öffentlichen Meinung, beispielsweise das Kinder-bullying Seite245? Sie stößt an ihre Grenzen, als Mo zu kompliziert, introvertiert ist, um sich zu erklären, Fazit: Der Roman ist ungeheuer vielschichtig. Ein Buch, das sehr stark die Selbstreflektion fordert: immer wieder fragt man sich, wie würdest du handeln, entscheiden? - Wir empfehlen es!! Die Realität ist immer noch schräger als die Fiktion Doris Dörrie
- Lesekreis-Erfahrungen Der Markisenmann | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Jan Weiler: Der Markisenmann Die Ich-Erzählerin Kim, berichtet als inzwischen 32-jährige Schauspielerin von ihren Problemen in der Familie, als verwöhnte und unzufriedene 15 Jahre alte Jugendliche und einer Tat, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Die Themen des Romans umfassen Freundschaft, Erste Liebe, das Erwachsenwerden, Rebellion und Verantwortung, Konstellationen in „Patchwork-Familien“, Verrat, die Problematik der beiden deutschen Staaten vor der Wiedervereinigung und Familiengeheimnisse… Es ist auch die Suche nach Identität, Kim’s Vater war bis zum Zeitpunkt des 1. Kennenlernens mit 15 „unscharf“, nämlich auf einer Fotografie und sonst nicht für sie vorhanden. Dies ändert sich mit ihrem Anschlag auf den Bruder. Sie darf nicht mit in den Familienurlaub, sondern muss die Ferienzeit bei ihrem leiblichen Vater, dem „Unscharfen“ in Duisburg verbringen. Sie erkennt sich zwar visuell in ihm, der Mensch selbst ist ihr natürlich völlig fremd, ebenso seine Gründe, nie vorher Kontakt mit ihr aufgenommen zu haben.... Wie hat es uns gefallen: Die sich entwickelnde Vater-Tochter-Beziehung ist so anrührend, bewegend und gleichzeitig komisch geschrieben, dass es schwer fällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Großartig gezeichnet ist das Lokalkolorit des Ruhrpotts, die Charakteristik des Menschenschlags. So nah am Puls, „menschelt“ es zuhauf. Was hat uns gefallen: Besonders gefallen hat uns der Schreibstil des Autors, das Herausarbeiten von Komik im Ernst der Geschichte. So die herrlichen Wortschöpfungen: – „wohlstandsverwahrlost“ Seite 122: „offenbar besaß Ronald Papen eine seit Jahrzehnten ausgebaute Wurst-Kompetenz“ Seite 198: „Stellt euch mal vor, der Lütz hat Eiswürfel gekauft, rief er. Das wird eine völlig neue Dimension von Trinkkultur. Unerhört.“ Die Figur der Außenseiterrolle, ob bei Kim, Ronald oder Alic ist sehr gut dargestellt. Seite 257: „Dass mein Vater als Erwachsener ein Außenseiter war, darauf war ich schon selbst gekommen“ Seite 102: „Ich verstand, dass er kein eigenbrötlerischer Mensch war, eher schüchtern und abwartend.“ Auch Alic sucht nach Zugehörigkeit, Identität: Seite 81 „Ich kann es nicht als Russe schaffen und auch nicht als Tunesier. Aber als Alik Cherif kann ich jemand sein“ „Er hatte keine Freunde, weil er sich niemanden zugehörig fühlte“. Hoch interessant auch Wandel der Figur Heikos während des Buchs, wir verraten nicht, wodurch 😉 Unsere besondere Aufmerksamkeit galt Kims Mutter und deren Gefühlen in der Familie. Was fanden wir noch bewegend: Die Entstehung der Vater-Tochter-Bindung ist sehr berührend. Seite 202: „Er wollte mir bloß nichts aufnötigen, zumal er keine Ahnung von pädagogischen Ansätzen bei schwer erziehbaren sechzehnjährigen Mädchen hatte. ( ..)er erzog mich trotzdem, quasi aus Versehen, indem er mir vorlebte, wie man sich als zivilisierter Mensch verhält.“ Die Laufbahn Alics, der trotz überdurchschnittlicher Anlagen, hoher Intelligenz, am Tresen von Klaus „endet.“ - Es fehlt die Förderung des Elternhauses, der Gesellschaft schlechthin. Vergleich zu „Streulicht“. Wir sprachen über: Sehr gut fanden wir ebenfalls das Treffen der Balance, bei den Schilderungen die den Stasi-Knast, die Foltermethoden betreffen. Sie werden nicht „ausgeschlachtet“ und dennoch kann jede(r) sich vorstellen, was es bedeutet hat. Fazit: U N E R H Ö R T 😉 Wir empfehlen nicht nur einhellig den Roman, wir wählen ihn auch liebend gern als Geschenkvorschlag. Am Ende ein kleiner Ausflug in die Musikwelt der Puhdys, dessen Text im Buch eine wichtige Rolle spielt und sehr zum berührenden Wohlfühlcharakter beigetragen hat: Puhdys - Wenn ein Mensch lebt '79 - YouTube
- Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit | Mysite
Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit Klappentext: Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührernder Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte. Edit zum Autor: Benedict Wells wurde 1984 in München geboren, zog nach dem Abitur nach Berlin und entschied sich gegen ein Studium, um zu schreiben. (Quelle Diogenes Verlag) Wikipedia . bitte hier klicken! zum Buch: Genre: Roman, Gegenwartsliteratur erschienen im: Diogenes Verlag herausgegeben: 2016 Seitenzahl: 354 unsere Lesekreis-Erfahrungen
- Marco Balzano: Ich bleibe hier | Mysite
Marco Balzano: Ich bleibe hier Klappentext: Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol - doch die Zeiten sind hart. Die Leute werden vor die Wahl gestellt: Entweder nach Deutschland auszuwandern, oder als Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand - mit Leib und Seele. zum Autor: Marco Balzano, geboren 1978 in Mailand.... hier ein Interview zum Buch der 3sat Mediathek mit dem Autor vom 14.06.2020 Quelle Wikipedia . bitte hier klicken! zum Buch: Genre: Roman - Geschichte Südtirols Verlag: Diogenes erschienen: Original-Ausgabe 2018 Seitenzahl: 280 (Taschenbuch) aus dem Italienischen von Maja Pflug zu unseren Lesekreis-Erfahrungen
- Martin Suter: Melody | Mysite
Martin Suter: Melody Klappentext: In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit - vor über 40 Jahren - ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Für die Ordnung des Nachlasses stellt der alte Herr einen Studenten ein, der diesen Job dringend braucht. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob Dr. Stotz wirklich ist, wer er vorgibt zu sein. zum Autor: Martin Suter, geboren 1948... Wikipedia zum Buch: Genre: Roman, liter. Fiktion Verlag: Diogenes erschienen: 2023 Seitenzahl: 320 unsere Lesekreis-Erfahrungen: Wir sind uns einig, dass es bessere Werke Suters gibt. Er gilt als einer der besten Erzähler der Gegenwart, die Geschichten sind ebenso intelligent wie unterhaltend, bergen immer eine Überraschung, ein Geheimnis. Der Roman ist ein Page-Turner der seine Leser*innen in die schillernde Welt der Reichen und Schönen eintauchen lässt. Der Stoff ist klar: Das zentrale Thema ist die Liebesgeschichte von Dr. Stotz zu Melody. - Die Kamingeschichten des Dr. Stotz. Darüber hinaus geht es um Illusion versus Wahrheit. Mit dem Wunschdenken eine Illusion schaffen, die von der harten Realität ablenkt. Es ist der Wunsch, dass die Dinge anders sind, als sie tatsächlich sind. Zitate Dr. Stotz: "Die Erinnerungen sind eine seltsame Sache je älter du wirst, desto weniger weißt du, ob sie echt sind oder einfach entstanden wie Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle." " Ich habe mein ganzes Leben versucht der Welt von mir ein bestimmtes Bild zu vermitteln, ihre Aufgabe besteht darin, dieses auch für die Nachwelt zu bewahren". " ..ich liebe die Fiktion wesentlich mehr als die Realität... .Ich möchte keine Geschichtsfälschung, sondern -Gewichtung" 😉 Wunschdenken und Realität sind zwei Konzepte, die oft in einem spannungsgeladenen Verhältnis zueinanderstehen. So sei diesmal eine kleine nicht zwingend ernst zu nehmende Karikatur gestattet: Wie im Märchen,... lebte ein sehr betagter Mann, einst erfolgreicher Wirtschaftsmagnat, in Gesellschaft und Politik angesehen und hoch dotiert, in einem Schloss, respektive einer Villa. Über deren Eingang war in Stein gemeißelt, passend zum Thema „Tempus fugit, amor manet“, der Leitgedanke. Dieser setzte sich in den Räumen mit entsprechenden „Altären“ seiner großen Liebe fort. Im Schloß sorgten die Bediensteten – eine begnadete Köchin, die mehr Sterne als ein Michelin-Restaurant verdiente, und ein Butler, so perfekt, dass er selbst Freddie Frinton (Butler James, Dinner for one) in den Schatten stellte, dafür, dass alles nach Plan lief. Und während der alte reiche Mann, nicht verkraften konnte, dass seine wesentlich jüngere Liebe ihn gegen einen jugendlicheren, vlt. besseren Mann eingetauscht hatte, in seiner Trauer schwelgte, hielt er mit aller Macht seine Version des einsamen Liebenden aufrecht. Schließlich war Stil das letzte Gesetz. Der äußere Schein war für ihn so wichtig wie der letzte Schliff an einem teuren Anzug. Als Bösewicht kam ein eifersüchtiger Bruder aus der Familie der Braut in die Szene, mit einem Herzen voller Missgunst, die getarnt war mit der Sorge über die zusätzliche Problematik der religiösen und kulturellen Unterschiede des Paares. - Und dann war da noch die Nichte des alten Mannes, die sich in Tom, den "Memoiristen" ad hoc verliebte. Das junge Paar, charmant und frisch , sorgte sich ernsthaft darum, ob sie mit dem ererbten Reichtum umgehen konnten. Schließlich war es nicht leicht, die Verantwortung für ein Vermögen zu tragen, das sie nicht einmal selbst verdient hatten! ....und wenn sie nicht... Die Beobachtungen im Lesekreis sind, dass die Charaktere mit ihrer Identität oder ihrem Selbstbild kämpfen, sich dabei aber nicht entwickeln. Die grundsätzliche Idee ist gut, aber ein wenig Selbstironie statt Theatralik hätte bisweilen nicht geschadet. Die Figuren sind zu sehr stereotyp, angefangen bei dem Narzissten Dr. Stotz, bis zum ewigen Studenten Tom Elmer, Rest siehe Märchen. Es geht uns zu viel um Mahlzeiten und den natürlich passenden!! Alkohol. Fazit: Wer sich einlassen, verzaubern lassen möchte, vom Ambiente der Superlative, auch was die Reisen des leidenden Dr. S angeht, kann bei diesem Buch Butler Roberto sagen hören: It is served. 😉
- Lesekreis-Erfahrungen Snowflake | Mysite
Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Snowflake - Louise Nealon Wie hat es uns gefallen: Bei unserer aktuellen Autorin handelt es sich um eine der Jüngsten, die wir bisher besprochen haben, das spiegelt sich deutlich in der Sprache ihres Romans wider. Wir sind uns einig, dass unser Leseverständnis generationsbedingt einen Unterschied reflektiert. Der Ton wird von uns als deftig, aber unaufgeregt und authentisch aufgenommen. Er soll provokant, und bewusst von unserer Perspektive abweichend sein, wobei Tabubrüche genutzt werden, um Identität und Rebellion auszudrücken. In einem Interview mit der Irish Times, erklärt sie, dass sich schon der Titel „“Snow Flake an ihre Generation richtet, die oft abfällig als Schneeflocke bezeichnet wird. Die „Welt“ Weicheier-Alarm: Die verhätschelten „Schneeflocken“ und ihre Feinde - spricht von einem Schmähbegriff in Großbritannien und der USA, inzwischen ist er wohl ebenso in Deutschland angekommen. Die Autorin hat viele Aspekte ihrer eigenen Erfahrung in die Figur der Protagonistin Debbie und ihrem Erwachsenwerden integriert. Autobiografisch inspiriert thematisiert sie die Konflikte zwischen ihrer Herkunft, ihrem Zuhause, einer irischen Milch-Farm und den Erlebnissen während ihres Studiums, erschwert durch ihre Depression. Dieser Kontrast, Land- und Stadtleben, wird zusätzlich durch eine Familie erschwert, die man alles andere als intakt nennen kann. Was hat uns gefallen: Es fehlt nicht an Situationskomik, die nicht jeden Geschmack trifft, aber sie ist da. Humor (Cemetry Sunday) S. 65: "Zur alljährlichen Freiluftmesse strömt das ganze Dorf auf den Friedhof. Es ist ein Event, das gleichermaßen Spektakel und ehrlicher Aufwand ist – eine Kreuzung aus Schweigewallfahrt und dem langweiligsten Open-Air-Konzert der Welt." Briefwechsel S. 154 "Debs! Meditation ist so ein richtiger Gamechanger für mich. Das musst du unbedingt auf dem Hof probieren. Ich schreibe zurück: Ich meditiere seit Jahren auf dem Hof. Bei uns heißt das Kühe melken." Poesie: Seite 64: "Ozean. Sprich es laut aus. Den Klang kannst du schmecken. Das Wort Ozean leitet sich vom griechischen Titanen Okeanos ab, einem großen Gewässer, das die ganze Welt umfließt. Egal, wo auf der Welt Wasser ist, am Ende findet es immer den Weg zurück nach Hause in seinen Körper, wo der stete Wellenatem es in den Schlaf wiegt. Im Ozean träumt das Wasser." Träume und Realität: "Sobald Regen das Meer berührt, wird er nicht mehr Regen genannt. Sobald ein Träumer einen Traum betritt, gibt es keinen Träumer mehr." Seite 111: „Wendeltreppenschnecke „Muscheln und Schneckenhäuser sind Gedankenfossilien – versteinerte Träume…(…) Innen drin ist eine Wendeltreppe, die nur darauf wartet, dass der Schlaf herabpurzelt." Kritisiert wurde: Wir kommen auf die Sprache zurück 😉 Die Unterhaltungen mit Freundin Xanthe, oft roh und düster - sexuelle Details, die keiner wissen wollte. Es wird teilweise sehr sprunghaft und unzusammenhängend erzählt. Wir fanden besonders berührend: Besonders belastend und dramatisch war für uns die Schilderung der Situation, als Debbie die manisch-depressive Mutter nach dem Tod des Lebensgefährten in die Psychiatrie einliefern lassen muss. Lieblingsfigur des Romans: Am liebenswertesten fanden wir den exzentrischen Onkel Billy, der mit seiner griechischen Mythologie lebt, und einer Heilgabe 😉. Er versucht trotz Alkoholismus alles nach besten Kräften zusammenzuhalten. Herzlich und herzerwärmend die Klavierlehrerin Audrey: Seite 281 „Ich klammere mich an sie, will mich vergewissern, dass sie echt ist, habe Angst, dass sie verschwindet, wenn ich loslasse.“ Fazit / Botschaft: Dieses Buch ist kein Wohlfühl-Buch. Louise Nealon ist der Umgang mit psychischen Erkrankungen sehr wichtig, insbesondere über das Schweigen darüber in ihrem Land. Die Liebe zu Familie und Freunden spielt eine zentrale Rolle sich selbst zu respektieren und die eigene Identität zu wahren. Ein liebevoller Umgang miteinander hilft. Auch in Zeiten zahlreicher Krisen ist entscheidend, dass wir Verbindungen knüpfen und Beziehungen pflegen.