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  • Francesca Melandri: Eva schläft | Mysite

    Francesca Melandri: Eva schläft Klappentext: Der Roman einer Provinz ohne Vaterland und eines Mädchens ohne Vater. Eva ist Anfang vierzig, als sie einen Anruf von dem Mann erhält, der eine Zeitlang die Rolle ihres Vaters einnahm, bevor er verschwand. Vito Anania. Er liegt im Sterben und will Eva noch einmal sehen. Sie reist mit dem Zug von Südtirol quer durch Italien in den äußersten Süden. In ihrer Erinnerung entfaltet sich unterwegs ihre ganze Kindheit: Sie wuchs in einer Region auf, die Jahrzehnte lang der Spielball bedrohlicher Allianzen war und dann den Aufbruch wagte. Geprägt wurde Eva von der Liebe ihrer Mutter, die ihr Vorbild war und Schutz. Autorin Francesca Melandri, geboren in Rom, schrieb zahlreiche Drehbücher für Fernseh- und Kinofilme. "Eva schläft" ist ihr erster Roman und spielt vor dem Hintergrund der wechselnden Geschichte Südtirols, wo die Autorin 15 Jahre lebte. Verlag Wagenbach Wikipedia zum Buch: Genre: Gesellschafts- und Familienroman Verlag: Klaus Wagenbach TB 805 13. Auflage 2014 Übersetzung: aus dem Italienischen von Bruno Genzler erschienen: erstmals 2010 Seitenzahl: 434 zu unseren Lesekreiserfahrungen:

  • Lesekreis-Erfahrungen Ich bleibe. | Mysite

    Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Marco Balzano: Ich bleibe hier Dem Autor ist es gelungen, ein eindringliches Bewusstsein für die Tragik einer Touri-Attraktion zu schaffen, die seit Jahren manchmal unbedarft genutzt wird: Beim Überqueren des Reschen-Passes zu den Feriengebieten Südtirols, kann der Urlauber sich in Foto-Pose setzen, als Hintergrund der aus dem Wasser herausragende Kirchturm des Dörfchens Graun, das 1950 geflutet wurde, zugunsten eines Stausees. Seite 93 „Ich werde dir berichten, was sich in Graun abgespielt hat, an de m Ort, den es nicht mehr gibt“. 3 Erzählstränge: Familie Politik Umweltprobleme Die Ich-Erzählerin Trina, beschreibt ihr Leben und Schicksal als Südtirolerin von den 20er Jahren bis in die 50er, teilweise in Briefform an ihre verschollene Tochter, mit deren Verlust sie nie abschließen konnte. Trina macht im Frühjahr 1923 die Reifeprüfung und erhält nach ihrer Ausbildung das Lehrerinnendiplom. Sie ist mit ganzem Herzen Bergbäuerin, aber auch Pädagogin, wissbegierig und nachdenklich. „ich glaubte sie können mich retten, die Wörter“ . Sie und ihr Mann Erich stehen im Mittelpunkt der Familiengeschichte. Er ist „der einzige Mann, der ihr je gefallen hat“, geradlinig, kraftvoll, ebenso heimatverbunden wie sie. Die Umstände zwingen die Familie doppelt leidgeprüft in den Widerstand; erst gegen die diktatorische Regierung Mussolini, dann gegen die Stausee- Pläne, die ihr Dorf vernichtet. Trina und Erich bekommen 2 Kinder, Michael, der bodenständig ist und den Bauernhof übernehmen möchte. Er entwickelt sich zum kriegsbegeisterten Hitler-Anhänger. Marica, die verlorene Tochter, 4 Jahre jünger, verschwindet ohne Abschied mit Tante (Schwester des Vaters) und Onkel. Wie hat es uns gefallen: Sehr bewegend und flüssig zu lesen, die Geschichte einer ganzen Region, deren Menschen sich heute noch, wie viele aus Gesprächen zu berichten, als autonome Südtiroler und nicht als „eingebürgerte Italiener“ verstehen“. Was hat uns gefallen: Es ist ein „leises“ Buch, das gerade deswegen unter die Haut geht. Die Sätze passen zu den Gegebenheiten, den Lebensbereich, dem sozialen Umfeld der Bergbauern. Sie sind kurz und prägnant. Seite 271 „Als sie den Sprengstoff in den Häusern deponierten, waren wir schon in die Baracken gepfercht.“ Es bedarf keiner zusätzlichen Adjektive, um das Grauen, die Verzweiflung und Hilflosigkeit, die damit verbunden sind deutlich zu machen. Besonders berührt hat uns: die Trauer und Resignation Trinas und Erichs, über den Verlust der Tochter. Erich zeichnet in einem Heft Marica aus der Erinnerung. Seite 149: „Vier Jahre lang hatte ich dir jeden Abend in einem alten Heft geschrieben. Ich las alles noch einmal durch, dann legte ich es in den Kamin. Die rotleuchtende Glut maserte die Asche. Knisternd schlüpfte das Feuer langsam zwischen die Seiten und wurde wieder lebendig. Nie habe ich mich freier gefühlt.“ Als Trina und Erich nach dem Sturz Mussolinis 1943 fliehen müssen mit Deserteuren und Partisanen für mehr als 1 Jahr in das eisige Hochgebirge mit unglaublichen Entbehrungen. Die Zwangs-Evakuierung Seite 263: „Die Männer trugen die Matratzen auf dem Rücken, die Frauen hielten die Kinder auf dem Arm und bemühten sich, geradeaus auf den Horizont zu schauen, der an diesem Tag hell und klar war.(….)…gingen alle in einer Reihe, mit dem langsamen Schritt der Verurteilten, unter den ausdruckslosen Augen der aufmarschierten Carabinieri.“ Als die Felder bereits überflutet waren, beschließt Erich die Kälber, Kühe und Schafe zum Schlachter bringen, und bezahlt dazu für den Hund, Seite 272: „Nimm ihn auch noch, sagte Erich und deutete auf Fleck. Der Metzger sah ihn stumm an.“ »Die einzige Möglichkeit weiterzuleben ist vielleicht, sich zu verändern und nicht zu erstarren. An manchen Tagen bereue ich es, doch es geht mir schon mein ganzes Leben so: Plötzlich muss ich mich von Dingen befreien, sie verbrennen, sie zerreißen, sie von mir wegschieben. Ich glaube, das ist mein Mittel, um nicht wahnsinnig zu werden.“ Wir diskutierten: Was waren die Beweggründe für Schwager Lorenz und Schwägerin, Erichs Schwester Anita, die Marica mit sich nahmen? 1936 kamen sie ins Dorf, bis1939 aus unklaren Gründen.- In der Gruppe wird vermutet, dass aufgrund des Fehlens eigener Kinder diese so ein Adoptivkind zu erhielten. So konnten sie die Ablehnung von Trina und Erich umgehen. Der Abschiedsbrief, den Trina Wochen später erhält, trägt keinen Poststempel, wie fand er den Weg zu Trina und Erich? Warum gab es kein weiteres Lebenszeichen von Marica? - Wir nehmen an, dass sie die Kriegszeiten auf die eine oder andere Art nicht überlebt hat. Schwägerin und Schwager tauchen ebenfalls im Roman nicht mehr auf, vielleicht derselben Ursache geschuldet. Warum hat der Mann mit Hut (Staudamm) oder die dicke Frau (im eisigen Hochgebirge) keinen Namen? Wir sprachen über: Das Instrument der Machtpolitik über Sprache: Den Identitätsverlust: kein Deutsch mehr in den Klassenzimmern, der Amtssprache. Auf dem Friedhof mussten selbst die Gräber umbenannt, auf Italienisch benamt, gekennzeichnet werden. Seite 131 „Die Sprachen waren zu Rassenmerkmalen geworden. Die Diktatoren hatten sie in Waffen und Kriegserklärungen verwandelt.“ Umwelt und Kommerz: Vergewaltigte Natur, Vergleich mit Sotschi, schwarzes Meer, hier entstanden Wintersportanlagen für Olympiade 2014. Fazit: Ein sehr bewegender, zu Herzen gehender Roman. Unbedingt lesen!! Der Mut der Verzweiflung: Der Autor schließt den Roman mit: „Vorwärts gehen, wie Mutter zu sagen pflegt, das ist die einzige Richtung, die erlaubt ist. Sonst hätte Gott uns die Augen seitlich gemacht, wie den Fischen. „

  • John Boyne: Die Geschichte der Einsamkei | Mysite

    John Boyne: Die Geschichte der Einsamkeit Klappentext: Odran Yates kommt 1972 an das renommierte Dubliner "Clonliffe Seminary", um Priester zu werden. Voller Hingabe widmet er sich seinen Studien. Er kann es kaum erwarten, endlich Gutes zu tun.Vierzig Jahre später ist sein Vertrauen in die katholische Kirche zutiefst erschüttert. Waren Priester jahrzehntelang unanfechtbare Respektspersonen, die von der irischen Bevölkerung verehrt wurden, schlägt ihnen jetzt nur noch Verachtung entgegen. Odran muss dabei zusehen, wie alte Freunde zu Recht vor Gericht stehen, wie einstige Würdenträger verurteilt werden und ins Gefängnis kommen. Odran ist erschüttert, und zieht sich zurück - aus Angst vor den missbilligenden Blicken seiner Umwelt. Erst als bei einem unverhofften Wiedersehen alte Wunden aufgerissen werden, sieht er sich gezwungen, sich den Ereignissen zu stellen und seine Komplizenschaft zu erkennen. Edit zum Autor: John Boyne, geboren 30.April 1971 in Dublin, Irland ist ein irischer Schriftsteller. Er veröffentlichte bisher... Quelle: Wikipedia . bitte hier klicken! unsere Lesekreis-Erfahrungen Der Roman beginnt mit dem Rückblick Pater Odran Yates im Jahr 2001, ernüchtert ob seines Wissens um die Entwicklung der Katholischen Kirche in Irland. Wie hat es uns gefallen Eine bewegende Geschichte, die uns so gefesselt hat, dass wir reihum fast nicht in der Lage waren, das Buch aus der Hand zu legen. Was hat uns gefallen Das Buch ist klug erzählt, ohne jedes Moralpathos und emotional sehr intensiv. Es prangert nicht an. Welche Figuren, Charaktere stehen uns am nächsten In diesem Werk gibt es keine Identifikationsfigur. Protagonist ist der Ich- Erzähler Odran, sein Lebensweg zum Priester, dessen Berufung seine Mutter erkannt haben will. Er ist ein Meister des Verdrängens, ignorant und wenig empathisch kultiviert er seine Naivität. Am meisten berührt hat uns wie schon im im Buchtitel : Die Einsamkeit – des Erzählers Odran, der Opfer, im stillen Leid Wo beginnt die Schuld? Es stellt sich die Frage: Wie wird man so emotionslos, voll blind(em) Gehorsams, richtet sich eine Nische der Unschuld ein – Das tragische Resümee des Zerfalls des Glaubens, respektive des Ansehens, der Stellung seiner Seelsorger früher und heute, explizit in diesem Fall 1972 – 2001 Zitat Odran: „Auf dem Weg nach Hause, wo mich mein leeres Bett erwartete, ahnte ich mit einem Mal, dass es die Welt, die mir vertraut war und an die ich ein Leben lang geglaubt hatte, bald nicht mehr geben würde. Die alte Welt lag im Sterben, und die neue war noch nicht geboren.“ Wir sprachen über: Die Rolle der Religion(en) früher und heute Abhängigkeit zur Kirche durch Kriegstraumen festhalten am Glauben Sinn des Lebens Vakuum füllen Das umstrittene Frauenbild in der kathol. Kirche Magdalenen-Heime in Irland https://de.wikipedia.org/wiki/Magdalenenheim Die Parallelwelt Kurie: Eigene Gerichte Hochschulen Vatikan Arbeitsamt Vatikan Bank Rundfunkstationen Druckerei Schweizer Garde Vergleich, Anregung Buch-Tipp zum Weiterlesen: David Yallop: "Im Namen Gottes? Der mysteriöse Tod des 33-Tage-Pabstes Johanes Paul I" Fazit Ein hochbrisantes Thema, anspruchsvoll, Einhellig: unbedingt lesen!!!

  • Martin Suter: Melody | Mysite

    Martin Suter: Melody Klappentext: In einer Villa am Zürichberg wohnt Alt-Nationalrat Dr. Stotz, umgeben von Porträts einer jungen Frau. Melody war einst seine Verlobte, doch kurz vor der Hochzeit - vor über 40 Jahren - ist sie verschwunden. Bis heute kommt Stotz nicht darüber hinweg. Für die Ordnung des Nachlasses stellt der alte Herr einen Studenten ein, der diesen Job dringend braucht. Nach und nach stellt sich Tom die Frage, ob Dr. Stotz wirklich ist, wer er vorgibt zu sein. zum Autor: Martin Suter, geboren 1948... Wikipedia zum Buch: Genre: Roman, liter. Fiktion Verlag: Diogenes erschienen: 2023 Seitenzahl: 320 unsere Lesekreis-Erfahrungen: Wir sind uns einig, dass es bessere Werke Suters gibt. Er gilt als einer der besten Erzähler der Gegenwart, die Geschichten sind ebenso intelligent wie unterhaltend, bergen immer eine Überraschung, ein Geheimnis. Der Roman ist ein Page-Turner der seine Leser*innen in die schillernde Welt der Reichen und Schönen eintauchen lässt. Der Stoff ist klar: Das zentrale Thema ist die Liebesgeschichte von Dr. Stotz zu Melody. - Die Kamingeschichten des Dr. Stotz. Darüber hinaus geht es um Illusion versus Wahrheit. Mit dem Wunschdenken eine Illusion schaffen, die von der harten Realität ablenkt. Es ist der Wunsch, dass die Dinge anders sind, als sie tatsächlich sind. Zitate Dr. Stotz: "Die Erinnerungen sind eine seltsame Sache je älter du wirst, desto weniger weißt du, ob sie echt sind oder einfach entstanden wie Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle." " Ich habe mein ganzes Leben versucht der Welt von mir ein bestimmtes Bild zu vermitteln, ihre Aufgabe besteht darin, dieses auch für die Nachwelt zu bewahren". " ..ich liebe die Fiktion wesentlich mehr als die Realität... .Ich möchte keine Geschichtsfälschung, sondern -Gewichtung" 😉 Wunschdenken und Realität sind zwei Konzepte, die oft in einem spannungsgeladenen Verhältnis zueinanderstehen. So sei diesmal eine kleine nicht zwingend ernst zu nehmende Karikatur gestattet: Wie im Märchen,... lebte ein sehr betagter Mann, einst erfolgreicher Wirtschaftsmagnat, in Gesellschaft und Politik angesehen und hoch dotiert, in einem Schloss, respektive einer Villa. Über deren Eingang war in Stein gemeißelt, passend zum Thema „Tempus fugit, amor manet“, der Leitgedanke. Dieser setzte sich in den Räumen mit entsprechenden „Altären“ seiner großen Liebe fort. Im Schloß sorgten die Bediensteten – eine begnadete Köchin, die mehr Sterne als ein Michelin-Restaurant verdiente, und ein Butler, so perfekt, dass er selbst Freddie Frinton (Butler James, Dinner for one) in den Schatten stellte, dafür, dass alles nach Plan lief. Und während der alte reiche Mann, nicht verkraften konnte, dass seine wesentlich jüngere Liebe ihn gegen einen jugendlicheren, vlt. besseren Mann eingetauscht hatte, in seiner Trauer schwelgte, hielt er mit aller Macht seine Version des einsamen Liebenden aufrecht. Schließlich war Stil das letzte Gesetz. Der äußere Schein war für ihn so wichtig wie der letzte Schliff an einem teuren Anzug. Als Bösewicht kam ein eifersüchtiger Bruder aus der Familie der Braut in die Szene, mit einem Herzen voller Missgunst, die getarnt war mit der Sorge über die zusätzliche Problematik der religiösen und kulturellen Unterschiede des Paares. - Und dann war da noch die Nichte des alten Mannes, die sich in Tom, den "Memoiristen" ad hoc verliebte. Das junge Paar, charmant und frisch , sorgte sich ernsthaft darum, ob sie mit dem ererbten Reichtum umgehen konnten. Schließlich war es nicht leicht, die Verantwortung für ein Vermögen zu tragen, das sie nicht einmal selbst verdient hatten! ....und wenn sie nicht... Die Beobachtungen im Lesekreis sind, dass die Charaktere mit ihrer Identität oder ihrem Selbstbild kämpfen, sich dabei aber nicht entwickeln. Die grundsätzliche Idee ist gut, aber ein wenig Selbstironie statt Theatralik hätte bisweilen nicht geschadet. Die Figuren sind zu sehr stereotyp, angefangen bei dem Narzissten Dr. Stotz, bis zum ewigen Studenten Tom Elmer, Rest siehe Märchen. Es geht uns zu viel um Mahlzeiten und den natürlich passenden!! Alkohol. Fazit: Wer sich einlassen, verzaubern lassen möchte, vom Ambiente der Superlative, auch was die Reisen des leidenden Dr. S angeht, kann bei diesem Buch Butler Roberto sagen hören: It is served. 😉

  • Mariana Leky: Was man von hier aus sehen | Mysite

    Mariana Leky: Was man von hier aus sehen kann Klappentext: Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman. 'Was man von hier aus sehen kann' ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan … zur Autorin: Mariana Leky, geboren 1973 in Köln ist eine deutsche Autorin... siehe Wikipedia-Link ... Quelle Wikipedia . bitte hier klicken! zum Buch: Genre: Belletristik, Fiktion erschienen im: Dumont Verlag herausgegeben: 2017 Seitenzahl: 320 unsere Lesekreis-Erfahrungen: Die Zauberwelt Luises, der Protagonistin in der Coming of Age Erzählung, oder: Die Welt, in der wir gerne leben möchten? Once upon a Time in einem kleinen westerwäldischen Dorf in den 80er Jahren, wo die Menschen skurril, sehr Erd- und Mystik- verbunden sind, verschroben in der ihnen eigenen kleinen Welt. Wir stellen fest: Eine Bearbeitung der Geschichte mit pragmatischen, praktischen oder gar zweckmäßigen Überlegungen ist nicht möglich, und wird nur zu Enttäuschungen führen, hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit der Ereignisse und Begebenheiten. 😉 Alles ist aus Sicht des neunjährigen Mädchens Luise und ihrer Wahrnehmung geschrieben. So werden beispielsweise keine zum Einsturz gefährdeten Böden repariert, sondern lediglich als außerordentliche Gefahrenstelle kenntlich gemacht. Der Roman umfasst 20 Jahre Entwicklung des 9-jährigen Kindes, bis zu dessen Abitur. Erwachsenwerden und Ausbildung zur Buchhändlerin bei Buchhändler Rödder, wir leiden mit beim erstmaligen Erleben Luises von Freundschaft, Liebe und Verlust. Was sich als logisch aufdrängt, wird oftmals ausgeblendet, manche Akteure sind mit ihrem Berufsstand und gleichsam mit ihrer Charaktereigenschaft oder ihren Gemütszustand beschrieben, aber nicht „benamt“. Bemerkenswert: etwa der tatsächliche Name des verliebten Optikers in (Oma) Selma kommt erst auf den letzten Seiten ans Licht, indem er während eines Telefonats sich namentlich vorstellt. Die Figurenzeichnungen der Personen und ihrer Charaktere sind sehr lebendig: Da ist der Schulkamerad MARTIN, der „Hochheber“ (Idol der Kran von Schachty), kommt bei Zugunfall ums Leben - sein Vater Palm ist Alkoholiker SELMA, Luises Oma, unbewusste Doppelgängerin von Rudi Carell 😉, sieht durch Okapi-Traum den Tod voraus …“Selma trug eine große violette Rüschen-Badehaube, die aussah wie eine Hortensie und die sie sich von Elsbeth geliehen hatte, damit Rudi Carrells Frisur nichts geschah“. OPTIKER– Dietrich Hahnberg, Liebesbriefschreiber, Mitarbeiter des Monats der der einzige Mitarbeiter ist. -ist schon seit Jahren in Selma verliebt, unzählige Briefe angefangen, nie zu Ende gebracht, oder gar abgeschickt. Selma und der Optiker sind beide maßgeblich in die Erziehung, Entwicklung und Bildung von Luise und Martin involviert. Die Ehe der ELTERN Luises ist weder harmonisch, noch funktioniert sie, beide wirken eher als Nebendarsteller, immer zweifelnd, ob man sich nicht besser trennen sollte. Mutter Astrid (Besitzerin des Blumenladens Blütenrein) hat es ewig eilig, und ein Verhältnis mit dem Eisdielenbesitzer Alberto mit Vorliebe für klingende Namen seiner Produkte z.B. „Flammende Versuchung, Heißes Verlangen“. Vater Arzt und Aussteiger, lebt in dem Gefühl etwas verpasst zu haben, möchte die Welt sehen und geht dann auf Reisen. „Ein bisschen mehr Welt hereinlassen“. HUND ALASKA als Metapher für Schmerz (des Vaters eingekapselter, der so externalisiert werden soll laut. Dr. Maschke), Mischling irischer Wolfshund mit Pudel (wer kann sich darunter etwas vorstellen?) Die abergläubige ELSBETH, Kräuterhexe wohnt am Dorfende stellt u.a. Schneckensalbe her, die graue Haare wieder blond machen soll. FREDERIC, der Mönch aus dem Wald, konvertiert zum Buddhismus, lebt in einem Kloster in Japan. „Luise liebt einen Buddhisten, der nicht zölibatär in Japan lebt und uns in drei Wochen besucht“ S. 162 Die immer schlecht gelaunte, traurige MARLIES, deren Tante hat sich mit 92 Jahren erhängt hat, und Marlies fand, „da lohnte das Aufhängen auch nicht mehr“ S 56 Besonders gefallen hat uns: Der Ton der Erzählung ist bewusst dem Alter Luises und Zeitgeist der 80er Jahre angepasst. Beispielsweise die Pralinen Mon Cheri zum Geburtstag Selmas, „da die Füllung so entspannend sei“ 3. Teil des Buches Kapitel S 147 „Unendliche Weiten" Star-Treck-Serie (Raumschiff Enterprise), der Märchenwelt, Heinrich, der Wagen bricht S.279, Der Froschkönig, Detailliert wie nur Kinderaugen zu beobachten, registrieren,die Beschreibungen der „Anzugsordnung“ der traurigen Marlies, die die Farbe ihrer Unterhosen mit einem ausgeleierten Norwegerpullover kombiniert. Es mag manchen Leserinnen mitunter allzu viel des Guten sein, amüsiert jedoch durch die Bildhaftigkeit, die hängen bleibt. Es wurde kritisiert: Unstimmig: Luise ist 1 Jahr jünger als Martin und macht ihm die Hausaufgaben Fragwürdig: Die „Läuterung Palms, (Vater Martins), der nach dem Verlust des Sohnes vom Alkoholiker zum bibeltreuen Gläubigen. Der Hintergrund des Mönchs fehlt, er kommt aus dem nichts, Familie? Zu viele Wiederholungen, wiederkehrende Sätze und Szenen. Was hat uns besonders berührt: Das Wort/Ähnlichkeitsspiel mit Oma Selma, Optiker, Martin und Luise, S. 50, überhaupt, ihre Hingabe zu den Kindern Zitate: "Keiner ist alleine, solange er noch WIR sagen kann" (S. 287) "Wenn wir etwas anschauen", S. 162) "Martin erkannte einen jungen Braunbären der sich sowohl mit seiner Farbe als auch mit dem Westerwald vertan hatte". Frederic: "Du bist verschwommen, Luise" Der Roman endet mit der Entscheidung Luises, hinaus in die weite Welt zu treten. Geht gut aus, stimmig und nicht abrupt. Zum Buchtitel: "Wenn man etwas gut Beleuchtetes lange anschaut, und dann die Augen schließt, sieht man dasselbe vor dem inneren Auge nochmal als unbewegtes Nachbild, in dem das was eigentlich hell war, dunkel ist, und das was eigentlich dunkel war, hell erscheint." Prolog Seite 9 Fazit: Vergleich zu „Helle Tage“ ein Resilienz- und Mutmach-Buch, wir würden es verschenken, empfehlen.

  • Janet Frame: Ein Engel an meiner Tafel | Mysite

    Janet Frame: Ein Engel an meiner Tafel Klappentext: Aus dem Englischen und mit einem Nachwort von Lilian Faschinger. Janet Frames autobiografischer Roman erzählt die Lebensgeschichte einer der eigenwilligsten Autorinnen der Weltliteratur. Die junge Janet Frame wächst unter ärmlichen und tragischen Umständen an der Küste Neuseelands auf: ihr Bruder erkrankt an Epilepsie, und ihre beiden Schwestern ertrinken bei Badeausflügen. Nach einem Selbstmordversuch in die Psychiatrie eingeliefert, rettet die junge Autorin nur wenige Tage vor einer geplanten Hirnoperation ein Literaturpreis, und sie wird nach acht Jahren entlassen. "Ein Engel an meiner Tafel" liefert den Beweis für die lebensspendende Kraft der Literatur, erzählt von einer Autorin, die ihr Leben dem Schreiben widmete und bis zum Ende aus dieser Kraft schöpfte. zum Autor: Janet Frame... Quelle Wikipedia . bitte hier klicken! zum Buch: Genre: Autobiographie Original-Verlag: C.H.Beck erschienen: 2012 Seitenzahl: 288 aus dem Englischen von Lilian Faschinger zur Lesekreis-Erfahrung Der Klappentext lässt eine besondere Gemeinsamkeit mit unserem letzten Buch erkennen: Die Protagonisten sind äußerst tragische Figuren, die ihre Emotionen nicht zulassen können. Der Roman ist eine Autobiographie, also vom Standpunkt der Verfasserin erzählt. Es ist ein trauriges Buch Janets Geschichte, wenn auch mit positivem Ausgang. Die Autorin schreibt nüchtern und knapp, ohne Schnörkel, es sind die Metaphern in ihren Gedichten, die die Gefühlswelt widerspiegeln und sich ebenfalls im Werk befinden. Tod der Mutter Seite 236: „….die Dezembersonne, glühendste Todesanwältin, in diesem ihrem dreiundsechzigsten Jahr(…)“ Schon die Kindheit beginnt tragisch, in einer Familie in ärmsten Verhältnissen. Der Bruder leidet an schweren Epilepsie-Anfällen, und 2 ihrer Schwestern werden bei Bade-Unfällen unabhängig voneinander aus dem Leben gerissen. In ihrer Studienzeit fällt die furchtbare Fehldiagnose Schizophrenie, derentwegen sie acht Jahre lang unter entsetzlichen Bedingungen weggesperrt wurde. Wie hat es uns gefallen: Wir empfanden als Leser oft die Ängste ihrer Wahrnehmung und die damit verbundenen Einflüsse auf ihr Gemüt befremdlich. Sie scheint eingeschlossen In ihrem Kokon aus Einsamkeit, grenzenloser Naivität, Scham und Schüchternheit. Schwierig ist ihre soziale Phobie, Angst vor alltäglichen Situationen nachzuempfinden. Seite 27: „Viel von meiner Zeit und meinen Erfahrungen als Studentin ist mir heute verschlossen (…)...Ich hatte keinen Begriff vom Ausmaß meiner Einsamkeit. Ich klammerte mich an die Werke der Literatur, wie ein Kind sich an seine Mutter klammert.“ Sie erscheint uns oft sehr herb, fast herzlos. Das emotionslose Schildern der Erlebnisse lässt keine Bilder aufsteigen, nur Verwunderung und kommt manchmal einer Aufreihung der Tätigkeiten oder Ereignisse sehr nahe. Beispiele: Sehr unverständlich das Verhältnis, der Umgang mit der Mutter, ihre Einschätzung der Liebe ihrer Mutter: „so herzlos wie sie möchte sie nie sein.“ Seite 227: „ich komme nie mehr zurück nach Willowglen. Meine Worte waren verletzend und ich wusste es.“ Seite 233: „Niemand erwartete von mir, dass ich an Mutters Begräbnis teilnahm.; ich erfüllte die Erwartungen meiner Familie, indem ich mich nicht dazu imstande fühlte.“ Wir empfanden als besonders berührend: Ihr fehlendes Selbstwertgefühl, die Schwermut, Wer glaubt an mich ? Seite 156:“Statt mich einer Lobotomie zu unterziehen, wurde ich als Person mit einem gewissen Wert behandelt, als menschliches Wesen…„ Seite 158: „Nola starb vor wenigen Jahren im Schlaf. Das Vermächtnis ihrer entmenschlichenden Veränderung lebt zweifellos weiter in allen, die sie kannten, ich trage es für immer in mir." Seite 273:“ .. das Land verlassen…(…) aus einem Land zu fliehen, in dem meine Andersartigkeit , die in meinem Wesen lag, und selbst mein Wunsch zu schreiben..(..) als Anzeichen von Abnormalität betrachtet wurden.“ …(..) Wir sprachen über: Die furchtbaren Behandlungsmethoden der damaligen Zeit, wo Janet durch die Fehldiagnose Schizophrenie über 200 Elektroschock-Behandlungen erleiden musste. Seitens der Eltern fanden wir positiv bemerkenswert, dass sie in den 40er Jahren trotz Armut, als junge Frau studieren durfte. Die Ambivalenz ihrer Person: Seite 89: „Innerlich lächelte ich überheblich. Von wegen Begabung für das Schreiben! Das Schreiben würde mein Beruf werden.“ Seite 31: „Meine Unzufriedenheit mit meinem Zuhause und meiner Familie war groß. Die Unwissenheit meiner Eltern machte mich wahnsinnig.“ Seite 30: „..wenn ich die Münzen einwarf. Ich starb beinahe vor Scham.“ Seite 36: „Nur drei oder vier Mal war ich kühn genug, mir ein Exemplar des Critic zu nehmen“… Seite 48: „…bei der Vorstellung, mit Isabell ‚zurande kommen‘ zu müssen, überfiel mich Panik" Zum Buchtitel: Ein Engel...: Ein Schutzengel?, der sie im quasi letzten Augenblick vor der Lobotomie bewahrte?; oder: Der „Retter“ (Engel) Frank Sargeson: Seite 208 „Der Preis, den ich für den Aufenthalt in der Militärbaracke zahlte, war das Bewusstsein der Wertlosigkeit meines Körpers. (…) Im Austausch gegen diese mangelnde Selbstachtung als Frau gewann ich ein Leben, wie ich es mir gewünscht hatte." Fazit: Nichts ist umsonst, sie zahlte einen hohen Preis. Eine Frau, deren Obsession das Schreiben war, das sie als Dreh- und Angelpunkt in ihrem Leben empfand. Vergleich: Besonders eindrücklich mit poetischen Bildern ist die Trilogie des Lebens von Janet Frame adaptiert in dem preisgekrönten Film von Jane Campion, den wir sehr empfehlen. 😉

  • Lesekreis-Erfahrungen Das Café ohne Nam | Mysite

    Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Das Café ohne Namen Robert Seethaler Wie hat es uns gefallen? Das Café ohne Namen stellt eine kleine Geborgenheit am Rande des Karmelitermarktes dar. Für seine Besucher fungiert es als sozialer Treffpunkt und bietet die Gelegenheit zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen. Der Roman hat uns auf unterschiedliche Weise berührt. Größenteils wurde sein Lesen als Entschleunigung erfahren, als positives Mut-Mach-Buch, konnte aber je nach persönlicher Verfassung, auch eine tiefgehende emotionale Stimmung, eine gewisse Melancholie hervorrufen. Es sind die „Alltagshelden“, Arbeiterexistenzen mit Bildungshürden, wie Seethaler sagt „randständige Menschen“, die ihn interessieren und die er hier sehr gekonnt porträtiert. Es ist seine verhaltene Sprache, die mit einer Zärtlichkeit und Sensibilität für den „einfachen“ Menschen das Herz erreicht. - Denn: sie haben ALLE ihren Stolz, und ALLEN gehört das Café. Seethaler erzählt von 10 Jahren im Leben seines Protagonisten Robert Simon, im Wien der 60er Jahre, 1966 – 76. Eine Lesekreisteilnehmerin weiß vom diesem Zeitgeist zu berichten, dass die Menschen nach den Bezirken sozusagen „katalogisiert“ wurden. Was hat uns gefallen? Die Geschichten handeln vom puren Dasein, von Sehnsucht, Verlust, Liebe und Glück, vom Leben einfacher Menschen mit ihren Hoffnungen, Sorgen und Kämpfen. Zentrale Themen sind Vergänglichkeit und Wandel – eine neue Welt entsteht, im Wie n im Wiederaufbau, Protagonist Robert eröffnet das frühere Lokal als Café 1966 neu, nach 10 Jahren endet sein Pachtvertrag, da es Investoren kaufen. Resilienz und Anpassungsfähigkeit – der Protagonist Robert sowie Mila, zeigen Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, sich an veränderte Umstände anzupassen. Robert „leistet“ sich die ersten 3 Jahre des Café-Bestehens keinen Ruhetag. Mila, die, den Umständen geschuldet, von der Näherin zur Bedienung wechselt. Figuren, die trotz Widrigkeiten nicht aufgeben. Wir erleben die ganze Palette menschlicher Gefühle, ohne dass der Bezug zur Realität bei der Schilderung verlorengeht. Ob es sich um die große Liebe des Ringers René zu Mila handelt, die Liebe bzw. Abhängig-Hörigkeit des Malers Mischa zur 15 Jahre älteren Milch- und Käsehändlerin Heide Bartholome Seite 151: „Es stimmte: (..) Sie waren das lebende Beispiel dafür, was Liebe anrichten konnte.(…) Die Leute sahen ihre schamlos ausgetragenen Schreiduellen, oder die Leidensfähigkeit des Ringers René, wie er seinen Lebensunterhalt verdient. Die naturalistischen Schilderungen der Kämpfe sind manchmal beinahe körperlich schmerzhaft. Zum Amüsement trägt die wiederholt eingeflochtene Unterhaltung zweier anonymer Caféhaus-Besucherinnen bei, die die Lebendigkeit des Romans fördern. Besonders berührend ist die Fürsorge und Empathie des Fleischermeisters Johannes Berg seinem dementen Vater gegenüber, und die Roberts zur Kriegerwitwe Martha Pohl. Sehr schön rund dazu passt das Ende des Romans zum Anfang: Robert und die Kriegerwitwe. Lieblingszitate: Viel Gefühl: Seite 30 : “ Ein Bus voller trauriger Frauen machte sich in der Abendsonne auf den Weg“. Sehnsucht und Nostalgie: Seite 55: „Da hat ein Kuss unter der Laterne noch genügt für ein ganzes Glück. Im Rückblick sieht alles besser aus. In Wirklichkeit waren die Männer genauso schlecht wie heute, und die Gaslaternen haben immer so unangenehm gezischt wie in der Nacht.“ Würde: Seite 61: „Aber er hat einen Stolz. Und damit hat er so manch einem anderen schon vieles voraus.“ Poesie: Seite 86: „Auf den Praterwiesen riecht es überall nach Erde, und unter den Kastanien ist das Licht ganz grün, vor allem, wenn es geregnet hat.“ Was hat uns gestört? Da alle Charaktere mit ihren allzu menschlichen Eigenschaften wunderbar beschrieben wurden, konnten wir lediglich eine negative, unbeliebte Nebenfigur küren: Der Mann mit dem Glasauge. Fazit: Ein inspirierendes Mut-Mach- und Resilienz Buch, um selbst festzustellen, was besonders gut gefallen oder am meisten angesprochen hat 😉 WIR würden es verschenken!

  • Lesekreis-Erfahrungen Stay away from Gre | Mysite

    Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Susanne Abel: Stay away from Gretchen Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten – Zitat August Bebel im Roman Zur Story : Die Geschichte der 84-jährigen Greta, die an Alzheimer leidet, und ihrem Sohn Thomas genannt Tom, der nun erfährt, warum seine Mutter während seiner Kindheit nicht so für ihn da war, wie er sich das erhofft, gewünscht hätte, sie oft in Psychiatrischen Kliniken behandelt wurde. Susanne Abel erzählt hier eine Seite der Nachkriegsgeschichte, die weniger in der Öffentlichkeit verbreitet wurde, und dennoch nicht weniger erschütternd ist. Es sind 2 Erzählstränge vorhanden: die Geschichte Greta (Gretchens) 1931 geboren, ihre Kindheit bis in die 50er Jahre, Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und die Flucht. In der Zeit zwischen 1948 und 1955 kamen zirka 4800 sog. „Brown Babys“ auf die Welt, Kinder deutscher Mütter und Afro-Amerikaner. Sie wurden diskriminiert und schikaniert, von der deutschen Bevölkerung, sowie dem amerikanischen Militär. Nicht selten wurden sie zwecks Adoption in die USA gebracht. Und die des 45-jährigen Journalisten Thomas (Tom), Sohn von Greta, die in 2015 spielt, er lebt als Nachrichtensprecher und Korrespondent in Köln. Wie hat es uns gefallen: Der Roman lässt sich rasch und flüssig lesen. Wenn auch sprachlich nicht einwandfrei, gelingt es Susanne Abel ihre Leser*innen emotional absolut in Bann zu ziehen, dergestalt mitzunehmen, dass es schwerfällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Wir sind uns einig: Ein echter „Page Turner“ eben ;-) Was hat uns gefallen: Das Brückenschlagen der Chronik, die Dramen der Menschen, die im 2. Weltkrieg flohen, mit denen die aus Afghanistan und Syrien 2015 auf der Flucht waren. „ich will kein Flüchtling mehr sein“ Seite 156 - Vergleich Dinah Nayeri, „Der undankbare Flüchtling“ Welche Figuren, Charaktere standen uns am nächsten: Am besten gefallen hat uns die Beschreibung des Charakters Gretas. Ihr Mut, die Keckheit, ihr Wille und Galgenhumor als Heranwachsende und blutjunge Frau sind sehr gut herausgearbeitet. Auch die intuitive Schlagfertigkeit Gretchens, die sie sich in Anbetracht ihrer Demenz erhalten hat, ist schön ausgeführt. Am meisten berührt: In diesem emotionsgeladenen Roman ist es schwierig, die Ereignisse zu evaluieren. Besonders bewegend fanden wir die Szene, als der geliebte Vater völlig verändert endlich nachhause kommt. Vergleich Wolfgang Borcherts, „Draußen vor der Tür“ Auch der Sorgerechtsentzug von Marie, der kleinen Tochter Gretchens mit 4 Jahren. „Opa schlug ihr die aktuelle Ausgabe der Rhein-Neckar-Zeitung hin…Überschrift: Start in ein neues Leben- Acht Mischlingskinder auf dem Weg in eine glückliche Zukunft“ Nicht gefallen: Der Charakter Thomas‘ kommt in der Gruppe nicht gut an, zu sehr Macho, Lebemann mit Alkoholexzessen, Freizeitallüren. Ebenso die Flapsigkeit der Sprache, „Jesus-Verschnitt, Gas- Wasser- Scheiß-Heini“ findet keine Begeisterung. Die Ernsthaftigkeit bzw. Langlebigkeit des Verhältnisses von Jenny und ihm wird von der Gruppe angezweifelt. Viele Szenen scheinen unseren Teilnehmerinnen zu kurz angerissen, eventuell auch von der „Kultur des Schweigens“ der Nachkriegszeit herrührend. Fazit: Ein Roman, der viel Anlass zu Gesprächen und Diskussionen bietet und niemanden kalt lässt. – Wir würden es verschenken 😉

  • Lesekreis-Erfahrungen Zur See | Mysite

    Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Dörte Hansen ZUR SEE Zum Buch: Erzählt werden die Lebensläufe mehrerer Inselbewohner, insbesondere der Familie Sanders. Es geht um das, was uns letztendlich prägt, sei es die Landschaft, die Umgebung in der wir aufwachsen, oder die Geschichte unserer Eltern, Großeltern und Vorfahren. Unsere Identität, unsere Wurzeln und um den Wandel und die Veränderung, die der Tourismus mit der Kultur der Menschen macht. Personenkonstellationen Die Sanders: Eltern Hanne und Jens: Seite 186: „Zwei Sprösslinge aus altem Inseladel, füreinander wie gemacht.“ Jens Sanders Vorfahren waren Walfänger, auch er ist zur See gefahren, bevor er dann 20 Jahre Vogelwart auf der Insel wurde, isoliert, nur er und die Vögel. Hanne hat ihr eigenes „autonomes Feld“, sie stellt sich den Realitäten des Wandels, beginnt mit Touristenvermietungen. Außerdem engagiert sie sich für das „Heimatmuseum“. Ryckmer, der älteste Sohn - hat traumatisierte Erlebnisse zur See (er sah die weiße Wand der Nordsee) und hat deshalb eine Negativ-Karriere vom Kapitän zum Fährmann erreicht. Er ist Trinker und spielt nun den Seebären für die Touristen. Ryckmer hat die Rolle des Erzählers und „Bewahrers“ der Traditionen, Geschichten und Balladen. Seite 16: „Auf allen Inseln gibt es einen, der die Sagen kennt, die alten und die neuen Mythen.“ Tochter Eske , ist studierte Sprachforscherin, hat promoviert, arbeitet jetzt auf der Insel als Altenpflegerin. Sie ist die „Rebellin“ in der Familie, bezieht besonders Front gegen ihre Mutter, deren Unternehmen, Treiben sie verachtet. Sie hat eine Beziehung zu Freya, die Tätowiererin ist. Henrik Sander, das jüngste Kind ist Künstler, Treibgut-Sammler, der einzige Sander, den es nie auf ein Schiff gezogen hat. Er feiert im Buch gerade seinen 30. Geburtstag. Sommers wie winters ist er barfuß, lehnt Schuhe ab. Wir vermuten, dass er sich vielleicht so mit der Erde verbunden fühlt, geerdet. Inselbewohner: Fleming Jespersen , ein Däne, der die Sprache der Inselbewohner „analysieren“ will. Er ist die Vertrauensperson, dem Ryckmer vom Missbrauch als Kind durch einen Touristen erzählt. Der „schöne“ Pastor Lehmann, hegt Zweifel an seiner Berufung, ist desillusioniert, hat eine Beziehungskrise mit seiner Frau. Er joggt über die Insel, denn: Seite 26 ..“ein schlendernder Pastor ist leichte Beute für all die Einsamen und Angeknickten, chronisch Kranken …(..)… Henri Brix „ist froh, dass er nicht mehr zur See muss, wie die Väter,“ fährt dafür die Touristen mit der Kutsche über die Insel. Wie hat es uns gefallen? Wir sind begeistert von der Art der Sprache und ihrer Poesie. Wir können in diesem Fall keinen absoluten Sympathieträger in der Geschichte küren, weil für alle Verständnis und Zuneigung besteht. Obwohl die Dialoge fehlen, klingen die Stimmen der Akteure, wie auch ihre Gedanken, im Kopf. Die Szenen wirken emotional sehr nach. Der Ton ist abgeklärt, gewollt trocken und nüchtern, manche Satzteile, um die Wirkung zu untermauern, auch redundant. Was hat uns gefallen? Herrlich spezielle Wortschöpfungen in ihrer Ironie bereiten uns besonderes Vergnügen: Pastor Lehmanns Kurzandacht zur Mittagszeit „Seelensnacks im Inselkirchlein“ Seite 24 „Kurztripper nennt Eske diese Feiertagstouristen“. . Seite 181 „fifty shades of beige“ Seite 121, gemeint sind Birte Diecks Strickjacken, die, Seite 130 „die Farbe von verdorrtem Gras haben“. Die Ergebung des Pfarrers, Seite 130: „Zeit für das Schlichtkleid, Pastor Lehmann“ Seite 81: Hanne über Henrik „und heute sammeln Kunstversteher seine Treibholzwerke“. Besonders berührt hat uns: Das Stranden des Pottwals und dessen Tod, das „Jahrmarktsspektakel“, das es auslöst, auch in den Gefühlen Jens Sanders. Seite 155 „und jede Nacht, bevor er schläft, sieht er das Auge dieses jungen Wals vor sich, der sterben musste, weil er sich verschwommen hatte.“ Besonders obsessiv erscheint, als Henrik im Blut des Wals beim Zerteilen steht. Seite 145: „ Neben ihnen steht der Mann der heute Morgen barfuß kam, jetzt ragt nur noch sein Oberkörper aus der dunkelroten Masse.“ Wir denken an die Mythologie von Moby Dick/ Kapitän Ahab. Wir sprachen über: Es bilden sich bildende Parallelgesellschaften auf der Insel: Insulaner und Touristen. Wir fragen uns, ob der Brecher der Intimsphäre der Inselbewohner der Tourist ist. Seite 183: „Die Insel schien, wenn die Saison begann, auf einmal zu vibrieren…(…). Die Kinder zogen in die Sommerkammern, und die Mütter standen unter Strom“. Henri Brix, S.190: „Auf jeder Fahrt gibt es die Räsonierer und Blasierten, für die ein Mensch auf dem Kutschbock ein Idiot ist, oder ein Lakai. Und einen pensionierten Besserwisser, der einem unbedingt den Tidenhub erklären muss…..(…) Man zahlt ein Seelengeld für dieses Leben.“ Die Rolle der Inselfrauen, einsam, wartend, stark, und ihre Energie, Organisationstalent. Lieblingszitate: Geschickt verwebt Dörte Hansen ein altes Seemannlied mit der Situation von Vater Jens und Sohn Ryckmer: Die Bedeutung verändert, von der "Stimmungsmache" zur Melancholie „What shall we do with the drunken Sailor.“. Jens über seinen Sohn Ryckmer Seite 154: „Er ist wohl kaum der Mann, der seinem Sohne mit guten Ratschlägen zu kommen braucht.“ Poesie pur: Seite 23:„Man muss, wenn man auf einer Insel lebt die Tagesränder suchen. Die Dämmerzeiten..“ Seite 173: „der Quittenbaum in ihrem Garten blüht in diesem Jahr für zwei. Die Krone ist wie eingeschäumt, in seinen Zweigen summen die Insekten." Seite 179: „Heute früh war es fast sechs, als sie auf ihren Wecker sah. Die Amseln lasen ihr schon die Leviten“. Fazit: Ein schönes Buch! Auch das Cover gelungen, stellt man das Buch auf den Kopf, befinden sich an der Flute des Wals Marionettenfäden, nämlich die Leinen des stürzenden Seemanns zum Walfang😉 Zum Abschluss Dörte Hansens Kontext zum Seemanns-Symbol, auch für Tattoos: Glaube Liebe Hoffnung – Der Glaube ist ein krankes Kind, die Liebe ist ein Biest, die Hoffnung ist nicht klein zu kriegen!!

  • Lesekreis-Erfahrungen Herzfaden | Mysite

    Lese-Erfahrungen in unserem Lesekreis: Wie hat uns das Buch gefallen? "Herzfaden" wird in der Gruppe sehr unterschiedlich gesehen. Das Gros ist seit mehr als 50 Jahren Anhänger der Augsburger Puppenkiste, was hinsichtlich der Erwartungshaltung der Geschichte der Puppenkiste nostalgische Gefühle mit sich bringt. Zum einen wird die Stimmung im Buch als sehr poetisch, märchenhaft und metamorphisch bezeichnet, mit einer Fülle von Assoziationsmöglichkeiten. Andere haben keinen Zugang zum Roman gefunden, zeigen sich daher wenig begeistert, fast enttäuscht. Auf die Verknüpfung von Fantasie und Realität der beiden Erzählstränge kann sich hier nicht eingelassen werden. Was hat uns gestört? Es wird über fehlende Struktur geklagt. -Die Rolle des I-Phones gegenüber dem Kasper ist unklar. Interpretationsvorschlag die Taschenlampenfunktion ;-) Licht/Aufklärung ins Dunkel der Geschichte - -Die durchgehende „Kinderstimme / Naivität von Hatü, selbst im Erwachsenenalter ist es nicht die einer Erwachsenen. Über was haben wir diskutiert? Situationen werden als doppeldeutig und widersprüchlich bezeichnet, es gibt Zweifel, ob dies bewusst herbeigeführt ist. Viele dieser Ambivalenzen und Paradoxons werden als störend und nicht authentisch empfunden. als Beispiel: - Bei einigen entstand der Eindruck, trotz schlechter Zeiten war Bewirtung bei Sekt und Schnittchen „gängig"; - Eine Veranstaltung (Vernissage) bei der Nationalsozialisten, Künstler, Demokraten ohne Clush aufeinandertreffen – sogar vordergründig akzeptiert werden? Das mangelnde Mitgefühl Hatü’s gegenüber bester Freundin Vroni in Anbetracht ihres schweren Schicksals als Waise. Die zunehmende Entfremdung zu Hatüs bester Freundin Vroni stößt auf Unverständnis. Unser Blick auf die Buch-Cover- Form: Die liebevolle Gestaltung des Covers und des Buches selbst, wunderschön aufgemacht, die Zeichnungen der Figuren aus der Augsburger Puppenkiste ermöglichen einen inneren Rückblick für jeden Einzelnen der besonderen Art. Welche der Figuren standen der Gruppe am nächsten? Vroni, beste Freundin und zentrale Figur, berührte am meisten und wurde als Sympathieträgerin empfunden. - bewegend Ulla, die im Keller beim Bombenangriff für Hatü "Hänsel und Gretel" leise singt, um diese zu beruhigen- - überzeugend die Stimme des Vaters: „Der wichtigste Faden einer Marionette ist der Herzfaden. Nicht sie wird mit ihm geführt, sondern mit ihm führt sie uns. … macht uns glauben sie sei lebendig, denn er ist am Herzen der Zuschauer festgemacht“ „Wir müssen die Herzen der Jugend erreichen, die von den Nazis verdorben wurden. Und die Fäden, mit denen wir sie wieder an Kultur abknüpfen, das sind die Fäden meiner Marionetten“ Wie wurde die Aufrechterhaltung der Spannung, das Ende beurteilt? Teils wird beanstandet, dass geschilderte Situationen nur „angeschnitten“ und nicht vertieft werden, sie würden deshalb fragmentarisch wirken. - als Beispiel: Frau Brinkmann Anderen ist die "Erlösung" des Kaspers und seine Rolle in der perfiden Nazizeit für Hatü mehr als erschütternd. Zeitgeist Die Verdrängungsmechanismen der Kriegs- bzw. Nachkriegs-Generation, die Sprachlosigkeit, kann von vielen nachvollzogen werden. Geschichtlich zur Entstehung der Augsburger Puppenkiste ist für alle die Sehnsucht nach leichter Unterhaltung absolut verständlich, als ein Stück "heile Welt". Eine besondere Lieblingsstelle / Zitat: „Diese Kiste ist alles, was uns geblieben ist. Sie steht in den Ruinen. In sie sperren wir alles ein, was war. Verwandelt wird es wieder heraus kommen. Fazit?: Bei 7 Teilnehmerinnen würde es von 2 verschenkt, 2 verschenkt mit Hinweis auf Eigenwilligkeit, 3 nicht verschenkt.

  • Emma Stonex: Die Leuchtturmwärter | Mysite

    Emma Stonex: Die Leuchtturmwärter Klappentext: .Aus dem Englischen von Eva Kempter. In der Silvesternacht verschwinden vor der Küste Cornwalls drei Männer spurlos von einem Leuchtturm. Die Tür ist von innen verschlossen. Der zum Abendessen gedeckte Tisch unberührt. Die Uhren sind stehen geblieben. Zurück bleiben drei Frauen, die auch zwei Jahrzehnte später von dem rätselhaften Geschehen verfolgt werden. Die Tragödie hätte Helen, Jenny und Michelle zusammenbringen sollen, hat sie aber auseinandergerissen. Als sie zum ersten Mal ihre Seite der Geschichte erzählen, kommt ein Leben voller Entbehrungen zutage - des monatelangen Getrenntseins, des Sehnens und Hoffens. Und je tiefer sie hinabtauchen, desto dichter wird das Geflecht aus Geheimnissen und Lügen, Realität und Einbildung..... Edit zur Autorin: zum Buch: Emma Stonex , geboren 1983 , ist eine britische Autorin . Quelle: Wikipedia . bitte hier klicken! Genre: Roman, Drama erschienen im: S. Fischer Verlag Frankfurt übersetzt von: Eva Kempter herausgegeben: 2021 Seitenzahl: 432 Wie hat es uns gefallen: Das Buch ist der Debütroman der Autorin unter eigenem Namen, basierend auf einer wahren Begebenheit, im Jahr 1900 in Schottland. Hier: Silvesternacht 1972, die 20 Jahre später ein Schriftsteller recherchiert. Es ist der Sohn des Bootsführers Jory, der das Ablöseboot steuerte, um Leuchtturmwärter William (Bill) Walker den Schichtwechsel zu ermöglichen und den Leuchtturm Maiden völlig verlassen vorfand. Die Geschichte spielt in 2 Zeitebenen: 1972 und 1992, deren Ereignisse 1972 im Erzählstil wiedergegeben werden. eigenwillig und interessant: 20 Jahre später, die Interviews der Frauen: Als Monologe, die Frage in der Antwort impliziert. Welche Figuren stehen uns am nächsten: Für uns gibt es in dieser Story nur Anti-Protagonisten 😉. Tragische Familienereignisse, Eifersucht und Neid bestimmen das Klima der Paare. Personen- Konstellationen und Charaktere (aufgrund des Buchtitels werden die Männer zuerst genannt) : Arthur und Helen: Oberwärter Arthur ist Ältester und Dienstältester (33 Dienstjahre) introvertiert und sehr gewissenhaft. Der Vater kam mit einem Trauma aus dem Krieg, Arthur hat eine posttraumatische Persönlichkeitsstörung durch den Verlust des einzigen Kindes Thommy, gemeinsam von Arthur und Helen. Helen wirkt als die Intellektuellste des Trios der Frauen, selbstbewusst und pragmatisch. Bill und Jenny: Bill, "der Stalker", ist 38 Jahre alt und empfindet eine besondere Zuneigung zu Helen, vermutlich, weil sie das Gegenteil zu seiner Frau darstellt. Er stiehlt als Fetisch, Medaillon, Schal, etc. von Helen. Er ist laut Generationenvertrag Leuchtturmwärter und war bereits mit 20 schon mit Jennifer, seiner Jugendliebe verheiratet. Bills Kindheit war problematisch, die Mutter starb bei seiner Geburt. Er lebt mit der Schuldzuweisung des Vaters, er hätte sie „massakriert“. Jenny 1972 depressiv, unselbständig, vereinnahmend, ist sie fixiert auf das Zusammenleben mit Bill. Sie definiert sie sich über ihre Verwöhn-Kochkünste. Ihr Eifer, ihre Hingabe lassen jedoch fühlt Bill sich eher eingeengt/-und -schränkt fühlen. Jenny Seite 64: „Was eine Ehe zusammenhält sind die kleinen Gesten: Dinge, die wenig kosten, aber dem anderen sagen, dass man ihn liebt und dafür nichts von ihm verlangt“ Die Eifersucht auf den Leuchtturm Maiden, der ihr Bill vermeintlich wegnimmt, die Zweisamkeit regelmäßig mit den Arbeitsschichten zerstört, gipfelt darin, dass sie Pralinen mit WC-Reiniger gefüllt herstellt, in der diffusen Absicht, Bill durch Krankheit vom Dienst abzuhalten. Bill und Jenny haben 3 Kinder, 2 Töchter und einen Sohn. Vincent und Michelle: Vincent ist 22 Jahre alt und als Pflegekind aufgewachsen. Er hat ein unglückliches Sozialmilieu, und ist vorbestraft. Als entlassener Häftling ist er auf der Suche nach einem neuen Anfang, einer neuen Aufgabe. Michelle spricht von „einer gemeinen Ader“ die er hat und teilweise fehlender Empathie. Von Arthur ist er sehr beeindruckt, und sieht in ihm nahezu eine Vater-Figur. Gedichte, die er schreibt, teilt er mit ihm. Michelle, sehr jung, erscheint recht naiv. Durch sie befindet sich Vince erstmalig in einer liebevollen und harmonischen Beziehung. Besonders berührt hat uns: Die Einsamkeit auf beiden Seiten, die der Frauen, die abgeschottet in der für sie eigens gebauten Siedlung nur wenig Möglichkeiten der Beschäftigung hatten, als auf die Männer zu warten. die der Männer, zu dritt auf engstem Raum im Leuchtturm, keine Privatsphäre, die Entbehrungen „Durch sein Fernglas sah Arthur in der Ferne Land….Er dachte, möglicherweise starrte seine Frau zurück, sie könnten einander Signale senden, ohne es zu wissen..“ Seite 386 Die Verzweiflung, Ungewissheit und Trauer der Frauen, die mit ihrem Verlust nie richtig abschließen konnten. „Es gab kein Grab. Eine Sitzbank auf der Landzunge trug die Inschrift… …hell erstrahlt des Vaters Gnade von seinem Leuchtturm immerdar lasst die Küstenfeuer brennen lass sie leuchten weit hinaus… dieses Lied hatte Arthur oft gesungen“. Lieblingsstelle, Zitat: Das Signal am Ufer des Meeres traf ich einen Mann, er blickte hinaus und fragte mich dann, kannst du es sehen, siehst du es nicht? und ich sah–schwarzes Feuer mit blauem Licht. mein Herz ist verloren, sagte er, verloren dort draußen weit auf dem Meer, suchst du mein Herz, bringst es zurück? Ich selbst kann es nicht, dafür fehlt mir ein Stück. Je weiter ich schwamm, desto heller sein Schein, desto lauter rief es, strahlend und rein, doch als ich mich drehte und zum Ufer sah, war der Mann, den ich traf, nicht mehr da. ich fand sein Herz und nahm es auf in mich, die salzige Flut stieg und dann wich sie zurück und zog mich mit sich hinab, zur Seele des Wärters in ihrem nassen Grab; da bist du ja, das lodernde Licht warst die ganze Zeit du –ich kenn dein Gesicht. die Flamme, die Flamme sie leuchtet uns allen, deinem Geist und auch meinem, zu Staub zerfallen. Seite 369 Es wurde diskutiert: Viele Themen werden nur angerissen, es kommt nicht zur Auflösung. Halluzinationen und Realität vermischen sich, die Grenzen zerfließen. -die Uhren bleiben Viertel vor 9 stehen Todeszeitpunkt des Kindes Thommy -Der Silberne Mann, der nicht an 2 Orten gleichzeitig sein konnte -Unklar die Rolle von Sid, dem Mechaniker, der jedoch nicht im Turm war – „Angstgegner“ von Vincent? „Geheime Gedanken befielen ihn. Er wunderte sich, dass jemand so von etwas erfüllt sein konnte, das für andere Menschen nicht offensichtlich war“. Arthur Seite 386 Zusätzliches Leitmotiv Vögel? das Ende, die Frauen nähern sich am Jahrestag Arm in Arm. -vielleicht durch die Aufarbeitung des Schriftstellers- Fazit: Ein spannendes Buch mit Potenzial für Interpretationen, wer den Mix aus Mythos, Thrill und Tragik mag und sich gerne in die Spiritualität begibt ;-) . zu unseren Lesekreis-Erfahrungen

  • Kamila Shamsie: Hausbrand | Mysite

    Klappentext: Kamila Shamsie: Hausbrand Aus dem Englischen von Nikolaus Hansen. Es ist kein Zufall, dass man Isma am Londoner Flughafen derart in die Mangel nimmt. Schon ihr Vater war ein Dschihadist, und nun hat sich ihr kleiner Bruder dem IS angeschlossen. Der ultimative Verrat, denn ihn und seine Zwillingssschwester Aneeka hat Isma großgezogen. Nach dem frühen Tod beider Eltern hatte sie ihr Studium abgebrochen, um für die jüngeren Geschwister die Mutterrolle zu übernehmen. Als die Zwillinge auf eigenen Füßen stehen können, bekommt Isma in den USA ein Stipendium und könnte dort weiterstudieren. Und das Wunder geschieht - sie darf einreisen. Dort angekommen freundet sie sich mit Eamonn an, einem jungen Engländer, der wie sie pakistanische Wurzeln hat, aber aus priviligierten Verhältnissen stammt. Als ihr kleiner Bruder dem IS den Rücken kehren will, könnte Eamonns einflussreicher Vater - er ist der Innenminister Großbritanniens - helfen. Doch der ist ein Hardliner, wenn es um die 'Sicherheit' der Engländer geht. zur Autorin: Kamila Shamsie, 1973 ... Wikipedia zum Buch: Genre: Fiktion, zeitgen. Romantik Verlag: Piper Verlag erschienen: 2018 Übersetzung von: Hansen, Nikolaus Seitenzahl: 253 unsere Lesekreis-Erfahrungen

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